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Update

Tatverdächtiger festgenommen: Schießerei in Flughafenstraße - auch die Schwester ist gestorben

Nach der Schießerei in der Flughafenstraße in Neukölln ist die Schwester der ermordeten Frau im Krankenhaus gestorben. Der Täter hatte seine Ex-Partnerin am Morgen erschossen. Gegen ihn lief bereits seit einem Jahr ein Verfahren.

Es war ein grauenvoller Anblick, der sich den Ermittlern der Mordkommission am Mittwoch hinter dem rot-weißen Absperrband am Tatort, einem Neuköllner Imbiss in der Flughafenstraße, bot: Dort waren zwei Frauen gezielt durch mehrfache Schüsse in den Kopf niedergestreckt worden. Es soll sich um die 38-jährige Nura H. handeln sowie um ihre 33-jährige Schwester. Nura H. starb sofort, die Schwester wurde mit schwersten Verletzungen in eine Klinik gefahren, wo sie am Nachmittag ihren Verletzungen erlag. Als Tatverdächtiger wurde noch vor dem Laden der 45-jährige Mehmet Ö. gefasst. Er ist der Ex-Partner der getöteten Bulgarin Nura H. und hat sie nach Tagesspiegel-Informationen bereits vor einem Jahr mit dem Tode bedroht. Im Februar wäre die Gerichtsverhandlung gewesen.

Gegen 8.50 Uhr soll Mehmet Ö. mit einer Pistole in den erst vor wenigen Tagen eröffneten Imbiss "Börekhaus" in der Flughafenstraße gegangen sein. Er feuerte seiner Ex-Partnerin und deren Schwester, die dort beide arbeiteten, gezielt in den Kopf. Dabei soll der 45-Jährige das gesamte Magazin – also acht Kugeln – verschossen haben. Ein Zeuge, der als Sicherheitsmann auf dem Weg zur Modemesse "Bread & Butter" war und an dem Imbiss vorbei kam, konnte den Mann dazu überreden, die Waffe fallen zu lassen. Die Beamten einer gerade zufällig vorbeifahrenden Funkstreife nahmen den Verdächtigen fest. Er soll einem Haftrichter vorgeführt werden.

Der Ort des Verbrechens in Neukölln.
Der Ort des Verbrechens in Neukölln.

© TSP

Die Ermittlungen ergaben, dass Mehmet Ö. der Ex-Partner der 38-jährigen getöteten Nura H. ist und bereits wegen versuchter Nötigung ein Verfahren gegen ihn läuft. Vor fast genau einem Jahr, am 26. Januar 2012, war er in einer Sprachschule in Kreuzberg aufgetaucht und hatte Nura H. sinngemäß gesagt, dass sie zu ihm zurückkehren und mit ihm wieder eine Beziehung führen solle – ansonsten werde er erst sie und dann sich umbringen. So steht es laut einem Gerichtssprecher in den Akten. Die Frau zeigte ihn an. Im August erhielt er einen Strafbefehl wegen versuchter Nötigung. Dagegen erhob Mehmet Ö. Einspruch. "Am 6. Februar sollte der Gerichtstermin dazu stattfinden", sagte Gerichtssprecher Tobias Kaehne. Laut einem Ermittler gibt es pro Jahr etwa eine fünfstellige Zahl von Verfahren mit Todesdrohungen. Ein verschwindend geringer Teil davon werde in die Tat umgesetzt. Doch hätte in diesem Fall Nura H. besser geschützt werden können? "Eine einmalige Drohung eines Beschuldigten lässt nach der Rechtslage keine Inhaftierung zu", sagt Kaehne.

Der Fall erinnert an die tödlichen Schüsse im August 2011 in der Wiesenstraße in Wedding: Dort richtete der damals 25-jährige Mehmet Y. am hellichten Tag ebenfalls durch gezielte Kopfschüsse seine Ex-Frau, deren Schwester und Mutter hin. Seine Frau hatte sich im Jahr zuvor von ihm getrennt. Daraufhin hatte auch Mehmet Y. ihr mit dem Tod gedroht, wenn sie nicht zu ihm zurückkehrt. Auch sie erstattete Anzeige wegen Nötigung. Doch auch er konnte seine Drohung in die Tat umsetzen. Er wurde im Sommer 2012 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

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