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Bauvorhaben: Investoren ringen um Leipziger Platz

Nach mehreren Anläufen soll die Bebauung des Wertheim-Areals am Leipziger Platz noch im Dezember beginnen. Dabei ist der Streit mit Nachbarn noch ungelöst – und plötzlich auch die Eigentumsfrage wieder offen.

Noch im Dezember, spätestens aber im Januar soll das frühere Wertheim-Areal am Leipziger Platz bebaut werden. Dabei sind Eigentumsfragen rund um das geplante 89 000 Quadratmeter große Bauvorhaben noch ungeklärt. Am Dienstag sagte Jean-François Ott, Vorstandschef von Orco, die Firma werde ihre Kräfte auf Berlin und das Projekt am Leipziger Platz konzentrieren. Eine überraschende Aussage, denn Orco hatte die Anteile an der Gesellschaft, die das Grundstück in bester städtischer Lage hält, an den Unternehmer Harald Huth verkauft. Folgt auf den Streit mit den Nachbarn über die Baupläne nun eine Auseinandersetzung um das Eigentum an dem Filetgrundstück und dem erstklassigen Projekt?

Huth sagte auf Anfrage: „Wir haben einen Kaufvertrag abgeschlossen, der bis heute wirksam ist.“ Geld sei noch nicht geflossen, weil bisher die Auseinandersetzung mit den Nachbarn nicht beigelegt sei – erst danach sei der Kaufpreis fällig. Wie berichtet, reichten drei Eigentümer benachbarter Grundstücke Klagen beim Verwaltungsgericht gegen die 400 Millionen Euro teuren Neubaupläne für das Wertheim-Areal ein. Mit zwei von ihnen steht der Abschluss von Vereinbarungen kurz bevor. Mit dem dritten ist eine Einigung aber noch nicht in Sicht.

Huth hatte noch Mitte des Jahres als Investor im Bauausschuss des Abgeordnetenhauses seine Pläne für den Bau eines Viersternehotels mit großem Einkaufszentrum, 160 Wohnungen und 760 Stellplätzen vorgestellt. Doch nach Angaben von Orco-Gründer Jean-François Ott ist der Vertrag zwischen den beiden Geschäftspartnern gar nicht wirksam geworden. Und auf die Frage, ob Huth denn als Partner im Boot bleibe, antwortete Ott: „Wir hatten einen Vertrag mit aufschiebenden Bedingungen, die sich nicht erfüllt haben.“ Nun verhandle Orco auch mit anderen Investoren und Entwicklern, die auf Projekte wie dieses spezialisiert seien – und nicht mehr mit Huth allein.

In Investorenkreisen wird von einem aus diesem Monat datierten Schreiben der Firma Orco an die zuständigen Verwaltungen berichtet, wonach die Aktiengesellschaft eine gemeinsame Realisierung des Projektes mit Huth zwar anstrebe, die Kooperation allerdings nicht ohne Reibungen verlaufe. Dennoch betonten beide Geschäftspartner am Dienstag unabhängig voneinander: Der Baustart stehe kurz bevor.

„Im Prinzip könnten die Erdarbeiten schon morgen beginnen“, sagte Rechtsanwalt Karlheinz Knauthe. Er vertritt den Generalunternehmer für das Projekt, den Baukonzern BSS. Allerdings stünden einer Realisierung noch „die Störversuche eines Nachbarn im Wege, dem sich die Unternehmer nicht beugen wollen“, so Knauthe weiter.

Nach Informationen des Tagesspiegels handelt es sich dabei um die Firma eines Berliner Unternehmers mit Sitz in der Schweiz, der die nahe gelegenen Plattenbauten besitzt. Dieser wolle sich die Zustimmung zu dem Prestigeprojekt für zehn Millionen Euro abkaufen lassen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung konnte am Dienstag kein abschließendes Datum für den Baustart nennen.

Orco-Chef Ott spricht in diesem Zusammenhang von einem „milde ausgedrückt: unvernünftigem Verhalten“ eines einzelnen Nachbarn. Mit Orco habe er mehr als 200 Projekte realisiert und nur einen vergleichbaren Fall beim Bauvorhaben erlebt. Dort sei die Firma regelrecht „erpresst worden“.

Der neu erwachte Anspruch der Firma Orco auf das Projekt am Leipziger Platz überrascht dennoch. Die Aktiengesellschaft mit Sitz in Luxemburg ist seit einiger Zeit in schwierigen Fahrwassern. Der Aktienkurs war eingebrochen, und die Firma musste zahlreiche Immobilien verkaufen, um sich zu entschulden. Ott macht daraus inzwischen keinen Hehl mehr: „Das, was ich aufgebaut hatte, wurde zerstört“, sagte er. Aber durch die Umstrukturierungen der Firma, die er vor zwanzig Jahren gegründet habe, „ist Orco nun stärker als zuvor“.

Dann fügt Ott noch hinzu: „Meine Vision für die Zukunft von Orco ist Berlin.“ Und Berlin sei für Orco: der Leipziger Platz und die früher landeseigene Gewerbesiedlungsgesellschaft (GSG). Während die Gewerbehöfe der GSG langfristig vermietet sind und Orco dadurch sichere Mieteinnahmen zufließen, ist der Leipziger Platz bisher nur Otts „Vision“. Eine teure dazu: Ott zufolge ist die Brache seit fünf Jahren im Besitz der Firma – und das kostet viel Geld. Rund 100 Millionen Euro habe man für Zinsen und Baupläne bisher ausgegeben, sagte der Orco-Chef. Rund 400 Millionen Euro werde man insgesamt investieren.

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