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Olympia und Berliner Sportstätten: Rudern auf der Landebahn

Die Sportstätten gelten als der wichtigste Punkt bei einer Bewerbung. Die Stadt könnte hier von ihrer olympischen Vergangenheit doppelt profitieren.

Im weltweiten Wettbewerb der Städte sind Olympische Spiele der Schwergewichtskampf. 10 500 Athleten müssen untergebracht werden, 7000 Trainer, 5000 Sportfunktionäre, 20 000 Medienmitarbeiter, und in den Stadien und Hallen werden sich acht Millionen Zuschauer die Wettbewerbe ansehen.

Die Sportstätten und die Wege dorthin sind der wichtigste Punkt in jedem Bewerbungskonzept. Das Herz einer Berliner Bewerbung ist daher schon vorhanden: das Olympiastadion und das umliegende Olympiagelände. Im Olympiastadion könnten Eröffnungs- und Schlussfeier, die Leichtathletikwettbewerbe sowie das Finale des Fußballturniers stattfinden. Auch das Hockeystadion könnte noch einmal olympiatauglich gemacht werden. Und die weiten Flächen des Geländes bieten sicher noch für andere Disziplinen Platz.

Überhaupt könnte Berlin von seiner olympischen Vergangenheit doppelt profitieren. Zum einen eben vom Stadion und dem Gelände der Spiele 1936, zum anderen von der Bewerbung um die Sommerspiele 2000. Sie scheiterte zwar krachend, dennoch wurden Sportanlagen aus dem Bewerbungskonzept gebaut, die nach einer Sanierung auch in einem Jahrzehnt noch olympiareif wären. Das betrifft die Max-Schmeling-Halle, das Velodrom und die daneben liegende Schwimmhalle an der Landsberger Allee.

Auch die Pläne der Bewerbung für 2000 sind keineswegs wertlos geworden. So könnte wie damals vorgesehen das Messegelände am Funkturm eine Schlüsselstellung bekommen: Sieben Sportarten sollten dort ausgetragen werden. Der heutige Geschäftsführer der Messe Berlin Christian Göke sagt: „Die Messehallen eignen sich sehr gut für zahlreiche olympische Disziplinen wie Fechten, Ringen, Gewichtheben oder Turnen.“ Das hätten Veranstaltungen wie das Internationale Deutsche Turnfest 2005 gezeigt. Zur Fußball-WM 2006 war das ans Messegelände grenzende Internationale Congress-Centrum Pressezentrum der deutschen Nationalelf. Außerdem ist das Messegelände nur zwei S- oder U-Bahn-Stationen vom Olympiastadion entfernt.

Das Messegelände wäre außerdem für eine zweite Bewerbung um die Olympischen und die Paralympischen Spiele viel besser gerüstet als beim ersten Anlauf: Die Deutschlandhalle, die schon nach damaligen Plänen modernisiert werden sollte, wird bis spätestens 2014 durch eine neue Multifunktionshalle ersetzt. Das ICC soll bis zum Jahr 2016 saniert sein. Außerdem sind statt der fünf Hallen, die für die Olympia-Bewerbung im Jahr 2000 gebaut werden sollten, bereits sechs neue Hallen im südlichen Teil des Messegeländes entstanden. Entweder im Olympiapark um das Stadion oder auf dem Messegelände könnten auch das Internationale Fernseh- und Pressezentrum eingerichtet werden, in den zweieinhalb Wochen der Olympia-Wettkämpfe immerhin Arbeitsplatz für 20 000 Menschen.

Kommen aber auch private Hallen für die Austragung der Olympischen Spiele infrage? Die O2-World wäre erste Wahl. Ihr Geschäftsführer Mike Keller sagt: „Die O2 World ist für sportliche Großereignisse konzipiert worden. Falls es konkrete Pläne zum Thema Olympia geben sollte, wären wir bereit.“ Schon heute wird die Arena von Bundesligist Alba genutzt und auch die vier besten Basketball-Mannschaften Europas haben in Friedrichshain das „Final Four“ dort ausgetragen. Turn- und Box-Wettkämpfe haben in der Arena schon stattgefunden.

Mit 15 000 Plätzen hat die O2-World ein für olympische Wettkämpfe ideales Maß. Und als in London nach Spielstätten für Olympia 2012 gesucht wurde, ließ sich Entertainment-Gigant Anschutz, dem auch die Berliner O2-World gehört, nicht lange bitten: Dort werden in einer ähnlich konzipierten Halle 2012 Wettkämpfe ausgetragen. Dazu mussten das Logo vom Dach geholt und die an Sponsoren vermieteten Logen den Olympia-Veranstaltern überlassen werden. Ohnehin muss längst nicht alles in Berlin neu gebaut werden. Auch die Organisatoren der Pekinger Spiele 2008 nutzten für kleinere Sportarten wie Judo oder Gewichtheben Sporthallen von Universitäten. Selbst eine sanierte Sömmeringhalle in Charlottenburg wäre dafür vielleicht noch groß und gut genug. Vorbereitet wäre Berlin auch auf Tennis und Golf, denn das 7000 Zuschauer fassende Steffi-Graf-Stadion im Grunewald wartet sehnsüchtig auf ein Großereignis, und für Golf gibt es in Berlin und Brandenburg einige der besten Plätze Deutschlands.

Aus dem Sport liegen zudem schon einige Vorschläge auf dem Tisch, die auch für Olympische Spiele ihren Nutzen hätten. So wünscht sich der Landesruderverband auf dem Gelände des Flughafens Tegel eine Regattastrecke für Rudern und Kanu. Er habe vom Wind die ideale Ausrichtung. Und auch der Flughafen Tempelhof könnte noch bespielt werden.

Die stadtplanerisch größte Herausforderung wäre das olympische Dorf. Gut angebunden, mit Platz für 10 500 Athleten und dazu noch später nutzbar als Wohnraum. Das Areal nördlich des Hauptbahnhofs böte genügend Platz, wird aber wohl schon früher verbaut. Auch hier wäre der Flughafen Tegel eine olympische Lösung. Ralf Schönball/Friedhard Teuffel

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