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Panzer an der Volksbühne: Arbeiterlieder schallen über den Platz, ein Motorrad mit roter Sowjetfahne knattert vorbei, gefolgt von einer schwarzweißen Rakete auf einem Kübelwagen.

© Arno Makowsky

Skurrile Protestaktion in Berlin: Militärparade? Das gibt's auch in Mitte!

Nanu, was ist denn da los? Eine Militärparade fährt am 8. Mai 2015 durch Berlin, pünktlich zum 70. Jahrestag des Kriegsendes. Eine satirische Aktion des Straßentheaters "Anachronistischer Zug".

Die Gäste des Café Sauer in der Rosa-Luxemburg-Straße haben ohnehin einen großartigen Blick auf die Volksbühne, auf der neuerdings ein riesiger Schriftzug prangt: "Verkauft" - ein Protest des Ensembles gegen die neuen Pläne mit dem Theater. Aber was sich dann vor den Augen der Cappuccinotrinker abspielt, hat die Klasse einer außergewöhnlichen Vorstellung: Arbeiterlieder schallen über den Platz, ein Motorrad mit roter Sowjetfahne knattert vorbei, gefolgt von einer schwarzweißen Rakete auf einem Kübelwagen. Es folgen ein Panzer und mehrere Militärfahrzeuge. Eine Minute, dann ist der Spuk vorbei.

Was hat das zu bedeuten? Die Gäste im Café Sauer schauen sich ratlos an, lachen. Eine Militärparade am 8. Mai 2015, dem 70. Jahrestag des Kriegsendes. Eine satirische Aktion muss das sein, schon klar. Aber von wem, warum, gegen wen?

Irgendwo hat man diese Rakete schon mal gesehen. Und jetzt dämmert es: Richtig, der "Anachronistische Zug". Ein Straßentheater, gegründet 1980, damals als Protest gegen den damaligen Kanzlerkandidaten Franz Josef Strauß. Der Name ist einem Gedicht von Bertolt Brecht aus dem Jahr 1947 entnommen, es hieß "Der Anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy". Immer wieder ist der Anachronistische Zug seither unterwegs. Und protestiert - wogegen, kann sich jeder selbst aussuchen.

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