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Abgehoben. Auch wenn die Farbe nicht stimmt – dieses Fluggerät ist im Auftrag der bekannten rosa Telekommunikationsfirma unterwegs.

© dpa

Künstliche DNA: Telekom kämpft gegen Kabelklau

Im Treptower Ortsteil Späthsfelde präsentierte die Telekom, wie sie künftig gegen Kupferdiebe vorgehen will. Präventiv und abschreckend. Per Drohne werden Überlandkabel markiert. Wer sich daran zu schaffen macht, wird "kontaminiert".

Die Telekom will sich nicht länger beklauen lassen. Im Treptower Ortsteil Späthsfelde startete das Unternehmen am Montag seine bundesweite Offensive gegen den Kabeldiebstahl. Dazu wurde die Stahnsdorfer Firma „ATG Sitec“ angeheuert, die „Kriminaltechnik“ herstellt, unter anderem künstliche DNA zur Markierung von Gegenständen.

Wie schon die Bahn und einige Stromnetzbetreiber will die Telekom ihre Kabel mit einer synthetisch hergestellten Spezialpaste bestreichen und damit dauerhaft markieren. In der Paste ist eine bestimmte, künstliche DNA-Sequenz enthalten, außerdem ein Farbstoff, der auf UV-Licht reagiert, und mikroskopisch kleine Metallplättchen mit einem Code, der dem Standort zugeordnet werden kann. Spürhunde könnten auf die Paste trainiert werden und etwa in Altmetalllagern auf die Suche gehen.

Die DNA-Paste ist unsichtbar und bleibt auf der Haut oder an der Kleidung haften, wenn sich jemand am Kabel zu schaffen macht. Damit sollen die Täter "kontaminiert" und überführt werden. Die Telekom setzt mit dem Markierungsprojekt aber vor allem auf Abschreckung.

Das Telekom-Kabel in Späthsfelde versorgt rund 100 Haushalte in einer Kleingartensiedlung. Es hängt oberirdisch an Holzmasten und wurde schon zweimal gestohlen. Jetzt künden kleine Hinweisschilder an den Masten von der „unsichtbaren Markierung“. Eigentlich könnte ein Handwerker bequem von einer Leiter aus die Kabel bestreichen, aber eine lindgrüne Drohne macht natürlich mehr her. Telekom-Sprecher Georg von Wagner freut sich über fünf Kamerateams, die den Jungfernflug in rund sechs Meter Maximalhöhe verfolgen. Philipp Cachée, „Leiter Forensik und Kriminaltechnik“ der ATG, tupft die Paste mit einem Pinsel auf ein Gewebe, das die Drohne anschließend am Kabel entlangschleift.

In „ländlichen Gebieten“ wie Späthsfelde seien oberirdische Kabel nicht selten, sagte von Wagner. Man wolle aber auch in Schächten verlegte Kabel markieren. Dass die Telekom ihr Kabelnetz nun komplett ausbuddelt und markiert, ist kaum anzunehmen. Die Verantwortlichen beschweigen konkrete Details zu Kosten und Ausmaß des Projektes aus „ermittlungstaktischen Gründen“. 2012 wurde der Telekom bundesweit 270- mal Kupferkabel gestohlen, ein Schaden von etwa einer Million Euro. Neue Kabel sollen gleich bei der Herstellung eine DNA-Beschichtung erhalten.

Vereinzelt werden bereits wertvolle Laptops, Uhren oder Kunstwerke mit künstlicher DNA markiert. Die Brandenburger Polizei möchte in Kleinmachnow ein Pilotprojekt starten. Bewohner sollen komplette Sets zum Auftragen der DNA kaufen und die Codes bei der Polizei registrieren lassen. Entsprechende Hinweisschilder am Haus könnten dann Einbrecher abschrecken.

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