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Totgeprügelt am Alexanderplatz: Fall Jonny K. könnte in Ankara zur Sprache kommen

Die tödliche Prügelattacke auf Jonny K. in Berlin könnte auch beim Besuch von Bundesjustizministerin Leutheuser-Schnarrenberger in der Türkei eine Rolle spielen, da sich der Hauptverdächtige in das Land abgesetzt haben soll. Viel hängt davon ab, ob Onur U. neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt.

Justizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger wird an diesem Dienstag zu mehrtägigen Gesprächen in Ankara und Istanbul erwartet: die FDP-Politikerin will zudem ein türkisches Lager für syrische Flüchtlinge besuchen. In Ankara will Leutheuser-Schnarrenberger unter anderem mit dem türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu und ihrem Amtskollegen Sadullah Ergin sprechen.

In der türkischen Öffentlichkeit spielt der Fall Jonny K. und die Flucht des Tatverdächtigen Onur U. in die Türkei bisher keine große Rolle. Die tödlichen Schläge selbst waren zwar für die Deutschland-Ausgaben der türkischen Zeitungen ein Thema, nicht aber für die Ausgaben derselben Blätter in der Türkei selbst. Über das Eintreffen einer offiziellen deutschen Bitte um Hilfe bei der Suche nach dem Verdächtigen, die zur Festnahme von Onur U. führen könnte, war am Montag in der Türkei nichts bekannt.

Die Frage einer möglichen Auslieferung des Tatverdächtigen an die deutschen Behörden stellt sich aus türkischer Sicht demnach noch nicht. Sollte Onur U. neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzen, so könnte er wohl ohnehin auf das Prinzip hoffen, dass kein Staat der Welt einen seiner Bürger an einen anderen ausliefert. In diesem Fall könnten die deutschen Behörden aber darauf dringen, dass Onur U. in der Türkei vor Gericht gestellt wird, wenn sich Hinweise auf eine mögliche Täterschaft erhärten sollten.

So geschah es etwa im Fall des kleinen türkischen Mädchens Kardelen aus Paderborn, das im Januar 2009 ermordet aufgefunden wurde. Der 29-jährige Täter – ebenfalls ein Türke – setzte sich in die Türkei ab und wurde aufgrund von Ermittlungsergebnissen aus Deutschland dort festgenommen. Der Mann wurde wenig später von einem türkischen Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

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