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Unser Blog zu Benedikts Besuch in Berlin: Das war der Tag des Papstes, der Papstfans und der Papstgegner

Benedikt XVI. ist zurück in der päpstlichen Nuntiatur, nachdem er am Abend im Olympiastadion die Heilige Messe zelebriert hat. Mit unserem Blog haben wir ihn, seine Fans und seine Gegner durch den Tag begleitet. Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser, können hier weiter kommentieren und diskutieren!

23:03: Die Einkesselung ist vorbei. Die Demonstranten ziehen sich vom Südstern zurück. Die Polizei scheint die Lage im Griff zu haben, bleibt aber massiv präsent. Gute Nacht!

22:57: Noch immer sind einige Demonstranten am Südstern. Die Polizei droht wiederholt mit Räumung des Platzes.

22:30: Die Polizei setzt auf eine Hinhaltetaktik am Südstern. Offenbar löst sich der Anti-Papst-Protest nun langsam von selbst auf.

22:17: Am Südstern hat die Polizei eine Handvoll Autonome eingekesselt, berichtet unser Reporter Matthias Lehmpfuhl. Die Linken hatten auf die Aufforderung, den Platz an der Nuntiatur zu räumen, nicht reagiert.

22:11: Die Veranstalter haben sich nach entsprechender Aufforderung der Polizei zurückgezogen und die Anti-Papst-Proteste vor der Nuntiatur friedlich für beendet erklärt. Doch das wollen nicht alle Demonstranten wahrhaben. Einige machen nun umso mehr Lärm und wollen nicht weichen. Die Polizei geht nun in Stellung, um den Platz zu räumen. Die Bürger im Kiez hätten einen Anspruch auf Nachtruhe, sagte ein Polizeisprecher. Offenbar möchte nicht nur der Papst langsam schlafen.

22:00: Vor der Nuntiatur geht die Anti-Papst-Party dem Ende zu. Um 22 Uhr soll wirklich Schluss sein, sagen die Veranstalter und fordern das tanzlaunige Publikum zum Gehen auf. Bisher verliefen die Proteste sehr friedlich. Laut Veranstalter wurde eine Person festgenommen, die versucht hatte, an der Nuntiatur vorbei zu laufen.

21:52: Die Polizei zieht noch eine kurze abendliche Bilanz: Rund 6000 Beamte waren den Tag über in Berlin im Einsatz, eine Beamtin wurde verletzt (siehe unten). Bis 22 Uhr ist die Demonstration an der Nuntiatur genehmigt. Dann soll geräumt werden. Die Sperren an der Nuntiatur werden in jedem Fall bis morgen aufrechterhalten, so lange der Papst in der Stadt ist. Am Freitagmorgen reist der Papst weiter nach Erfurt.

21:27: Die Polizei korrigiert die Zahl der Papstgegner an der Nuntiatur auf 300 nach unten. Auch dort neigt sich ein langer Tag dem Ende zu. Eine Polizistin wurde durch einen Böllerwurf verletzt. Weitere Zwischenfälle habe es zunächst nicht gegeben, hieß es bei der Polizei.

21:10: Der Papst ist wieder zurück in der Nuntiatur. An der Hasenheide feiern und demonstrieren derweil immer noch etwa 500 Menschen. Ein Plakat schickt einen kleinen Seitenhieb in Richtung "Bild"-Zeitung: "Deine Mudda ist Papst!" steht da.

20:50: Tagesspiegel-Kommentator Malte Lehming berichtet von "unschönen Szenen" vor dem Olympiastadion. Wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen mussten die 61.000 Messebesucher vorher ihre Taschen abgeben. Jetzt wollen sie sie wieder haben. Das heißt erst mal langes Anstehen vor der Taschenausgabe. "Man muss sich das so vorstellen, als würden Tausende Menschen durch ein Nadelöhr gelotst", berichtet Lehming. Stewards in orangefarbenen Westen versuchen die verärgerte Menge in Schach zu halten. Manche haben es eilig, müssen noch einen Zug erreichen. Da ist Frust programmiert.

20:40: Eberhard Diepgen hat heute auch demonstriert - allerdings im Olympiastadion. Er wolle mit seiner Teilnahme an der Papstmesse gegen die Gegendemonstranten demonstrieren, sagte Berlins früherer Regierender Bürgermeister unserer Reporterin Elisabeth Binder.

20:30: Auch am Bebelplatz ist die Luft raus. Die Polizei beobachtet einen "starken Abstrom" bei den Papstgegnern. Vereinzelt wurden zuvor Flaschen gegen Polizisten geworfen. Ganz gewaltfrei geht so was wohl leider nie ab in Berlin.

20:26: Das war die Heilige Messe im Olympiastadion. Das Erzbistum korrigiert die Zahl der Teilnehmer auf 61.000 nach unten. Der Papst fährt jetzt zurück in die Nuntiatur. Dort wird er noch einmal von Papstgegnern empfangen.

20:12: "Großer Gott, wir loben dich", der sakrale Klassiker wird zum Auszug der Kleriker angestimmt. Merkel, Wulff, Lammert schmettern augenscheinlich textsicher mit.

20:09: Über 15.000 Demonstranten, schätzt Robert Kastl, der Organisator der großen Gegendemo.

20:08: "Benedikt XVI. hat seinen Zuhörern etwas zugemutet, aber ganz anders, als diese es wähnten, die nicht kamen", schreibt Tagesspiegel-Herausgeber Gerd Appenzeller in seinem Leitartikel über die Papst-Rede im Bundestag.

20:06: Unser Reporter Björn Stephan berichtet vom U-Bahnhof Südstern, wo 30 als Hexen verkleidete Frauen im Kreis stehen und singen. Xenia Fitzner, eine der Hexen, sagt: "Der Papst hat die Moderne verschlafen, deshalb singen wir Hexenlieder um den Papst um den Schlaf zu bringen." Auf einem Plakat steht: "Lieber Papst, willkommen in der Wirklichkeit. Auch du wurdest zwischen den Beinen einer Frau geboren."

20:00: Wer um Punkt acht den Fernseher einschaltet, um die Tagesschau zu sehen, wird enttäuscht. Der deutsche Papst ist stärker als die deutsche Fernsehinstitution. Das gibt's sonst nur beim Fußball.

19:56: "Der Papst gehört nicht in den deutschen Bundestag, sondern vor ein internationales Gericht", meint der Philosoph und Schriftsteller Michael Schmidt-Salomon auf der Gegendemo. "Wenn es Schurkenstaaten gibt, dann gehört auch der Vatikan auf die schwarze Liste." Dafür bekommt er viel Applaus. Während über dem ganzen Szenario permanent ein Helikopter kreist.

19:52: Kommunion im Olympiastadion. Das könnte sich etwas hinziehen, bis alle Gläubigen eine der im Kloster Alexanderdorf in Brandenburg gebackenen Hostien bekommen haben. Natürlich teilt der Papst nicht persönlich an alle Stadionbesucher aus, sondern hat viele Helfer.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie die Messe verlief.

19:42: Im Olympiastadion feiert Papst Benedikt XVI. mit den Gläubigen Eucharistie. Nun wird das Vater Unser gebetet. "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen."

19:28: Bei der Demonstration der Papstgegner sind nach Polizeiangaben rund 9000 Menschen am Potsdamer Platz. Am Bebelplatz kommt es, angeblich durch einen eingekreisten Antifa-Block, zu einem kleineren Tumult, den eine Vielzahl von behelmten Polizisten jedoch schnell auflösen kann. "Unheimlich", beschreibt Katja Reimann die Situation vor Ort.

19:23: Momente der Ruhe nach der Predigt - hier der gesamte Wortlaut - und vor den Fürbitten. Papst vor der Gästekurve: So ruhig ist es selten im Olympiastadion.

19:20: "Die Kirche ist das schönste Geschenk Gottes", sagt der Papst in seiner Predigt. Aber die zentrale Stelle der Predigt ist diese, mit Anspielung auf den Missbrauchsskandal: "Manche bleiben mit ihrem Blick auf die Kirche an ihrer äußeren Gestalt hängen. Dann erscheint die Kirche nur mehr als eine der vielen Organisationen innerhalb einer demokratischen Gesellschaft, nach deren Maßstäben und Gesetzen dann auch die so sperrige Größe „Kirche“ zu beurteilen und zu behandeln ist. Wenn dann auch noch die leidvolle Erfahrung dazukommt, dass es in der Kirche gute und schlechte Fische, Weizen und Unkraut gibt, und der Blick auf das Negative fixiert bleibt, dann erschließt sich das große und tiefe Mysterium der Kirche nicht mehr."

19:12: Der Papst bekommt ein Mikrofon. Die Predigt beginnt - mit einer Reverenz an Bernhard Lichtenberg, den katholischen Märtyrer, der in der Nazi-Zeit umkam. "Wenn wir um unseres Glaubens willen bedrängt werden, sind wir nicht allein."

19:06: Das Evangelium nach Johannes, "Ich bin der Weinstock, Ihr seid die Reben."

19:05: Halleluja, Halleluja, so viele Hallelujas in Berlin - Rainald Grebe wäre begeistert.

18:53: "Bitte die Abläufe nicht durch Beifall stören" - ein mahnendes Wort von der Bühne an die 75000 Zuschauer im Olympiastadion, unter ihnen womöglich allzu begeisterte Open-Air-Gottesdienst-Besucher. Und solche, die sich in der katholischen Liturgie womöglich nicht so auskennen und an den falschen Stellen jubeln.

18:46: Der neue Berliner Erzbischof ergreift im Olympiastadion das Wort und spricht von einem "Jahrhundert-, ja Jahrtausendereignis" mit Bezug auf den Papstbesuch. - "Sie kommen heute in eine Stadt, in der nur jeder dritte einer christlichen Kirche angehört", sagt Reinhard Maria Woelki. Eine Stadt, in der viele Atheisten lebten, in der aber auch viele Menschen Gott suchten. Man stünde mit den jüdischen und muslimischen Gemeinden im Dialog. Ökumene sei kein Höflichkeitsprotokoll, sondern überlebenswichtig. "Unsere Stadt ist keine gottlose Stadt, sondern eine Stadt der Märtyrer." In keiner deutschen Stadt seien im 20. Jahrhundert so viele Christen für ihren Glauben gestorben als "hier in Berlin".

18:41: Wie finden die Berliner eigentlich den Besuch des Papstes? Unsere große Bildergalerie.

18:25: Große Umziehaktion im Olympiastadion. Während der Großteil der Gäste von der Regenwolke verschont bleibt, sitzen die Ehrengäste im Regen.... Zum Glück sind die Politiker gut gewappnet und holen ihre traumhaften durchsichtigen Regencapes unter den Sitzen hervor.

18:20: Der Papst steigt aus dem Papamobil. Wieder muss er sich in ein Gästebuch eintragen: Dieses Mal das goldene Buch der Stadt Berlin. Überreicht wird es ihm vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Unter der Altarinsel ist eine provisorische Sakristei eingebaut. Dort legt der Papst das Messgewand an.

18:10: Im Olympiastadion wird der Papst sehnsüchtig erwartet - auch von der Autorin Sabatina James. In ihrem Buch "Nur die Wahrheit macht uns frei" schildert die in Pakistan geborene Christin, wie sie das Leben zwischen Islam und Christentum erlebt hat und schließlich zum Christentum konvertierte. Über die Atmosphäre im Olympiastadion gerät die Buchautorin ins Schwärmen: "Ein Traum! Das gilt ja nicht nur dem Papst, sondern Gott."

18:09: Gefeiert wie ein großer Popstar. Im Vorbeifahren küsst und segnet der Papst Kinder.

18:04: Das Papamobil fährt ein. Und das Olympiastadion steht Kopf. Auf den Sitzen hält es niemanden mehr. Selbst Vicky Leandros steigt auf ihren Stuhl um einen besseren Blick auf den Papst werfen zu können.

17:58: Zurück ins Olympiastadion, wo Hertha-Fan und Berlin-Redakteur André Görke seine Papst-Premiere erlebt und uns simst: "Drin! Und echt schräg. Gibt Bier, Bratwurst und Fanshirts. Kontrollen? So intensiv wie bei den Sportfreunden Kladow. Lerne: Wer Christ ist, isst offenbar Brezel." Wir wünschen 'Guten Appetit'!

17:55: Am Potsdamer Platz wird auf der Anti-Papst-Kundgebung inzwischen geredet. Rund 1.000 Protestler haben sich versammelt. Es geht bunt, friedlich und zuweilen durchaus auch ein wenig unfreiwillig komisch zu.

17:50: Noch ein Kommentar zur Papst-Rede von Gregor Gysi: "Nun müssen wir jedes Jahr einen Würdenträger einer anderen Religion reden lassen", sagte der Linken-Politiker bei Phoenix. Und weiter: "Mir fehlten zwei Themen: Er hätte etwas sagen müssen zu Krieg und Frieden – und über die Armut und den zunehmenden Reichtum." Immerhin hörte Gysi zum Schluss im Plenum zu.

17:45: Kontrastprogramm. Die Fußballprofis von Hertha BSC absolvierten am Donnerstag zwischen Papst und Polizei ihr Übungseinheiten. Ihr Coach Markus Babbel nahm es mit Humor: "Wir hatten heute ein sehr sicheres Training. Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie heute."

17:40: Auch im Stadion herrschen strenge Sicherheitsvorschriften. Handtaschen und Rucksäcke müssen draußen bleiben. Wer sich damit trotzdem in die Schlange stellt, wird zurückgeschickt und darf sich noch mal anstellen.

17:30: Ein Kneipenwirt am Olympiastadion merkt, dass das Klientel heute ein anderes ist: Er hat heute gerade mal einen Kasten Bier an den Mann bringen können - trotz 75.000 Zuschauer.

17:15: Für die Rede des Papstes gibt es langen Applaus. Auch bei den Linken wurde geklatscht. Allerdings trugen viele Linke-Abgeordnete als kleines Zeichen des Protests auch rote Aids-Schleifen. Der Papst hat in seiner Rede vor allem den Wert der Natur betont und eine "Ökologie des Menschen" betont. Die Grünen können also mit der Rede von Benedikt XVI. zufrieden sein.

17:11: "Ich möchte aber nachdrücklich einen Punkt noch ansprechen, der nach wie vor weitgehend ausgeklammert wird: Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit."

17:10: Jetzt wird es launisch. "Kehren wir zurück zu den Grundbegriffen Natur und Vernunft, von denen wir ausgegangen waren. Der große Theoretiker des Rechtspositivismus, Kelsen, hat im Alter von 84 Jahren – 1965 – den Dualismus von Sein und Sollen aufgegeben.", sagt er und wirft ein, dass dies zeige, dass man auch mit 84 Jahren noch klar denken könne.

17:08: Der grüne Benedikt: "Die Bedeutung der Ökologie ist inzwischen unbestritten. Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten."

17:05: Der Papst hat jetzt die Lacher auf seiner Seite: "Ich würde sagen, dass das Auftreten der ökologischen Bewegung in der deutschen Politik seit den 70er Jahren zwar wohl nicht Fenster aufgerissen hat, aber ein Schrei nach frischer Luft gewesen ist und bleibt, den man nicht überhören darf und nicht beiseite schieben kann, weil man zu viel Irrationales darin findet. Jungen Menschen war bewusst geworden, dass irgend etwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt. Dass Materie nicht nur Material für unser Machen ist, sondern dass die Erde selbst ihre Würde in sich trägt und wir ihrer Weisung folgen müssen." Lachen im Plenum und der Papst fügt rasch an: "Es ist wohl klar, dass ich hier nicht Propaganda für eine bestimmte politische Partei mache – nichts liegt mir ferner als dies."

Lesen Sie mehr zur Rede im Deutschen Bundestag und dem gesamten Papstbesuch.

17:03: "Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen. Aber wie geht das?"

17:02: "Wo die positivistische Vernunft sich allein als die genügende Kultur ansieht und alle anderen kulturellen Realitäten in den Status der Subkultur verbannt, da verkleinert sie den Menschen, ja sie bedroht seine Menschlichkeit. Ich sage das gerade im Hinblick auf Europa, in dem weite Kreise versuchen, nur den Positivismus als gemeinsame Kultur und als gemeinsame Grundlage für die Rechtsbildung anzuerkennen, alle übrigen Einsichten und Werte unserer Kultur in den Status einer Subkultur verwiesen und damit Europa gegenüber den anderen Kulturen der Welt in einen Status der Kulturlosigkeit gerückt und zugleich extremistische und radikale Strömungen herausgefordert werden."

16:57: "Für die Entwicklung des Rechts und für die Entwicklung der Humanität war es entscheidend, dass sich die christlichen Theologen gegen das vom Götterglauben geforderte religiöse Recht auf die Seite der Philosophie gestellt, Vernunft und Natur in ihrem Zueinander als die für alle gültige Rechtsquelle anerkannt haben."

16:56: "Die Frage, wie man das wahrhaft Rechte erkennen und so der Gerechtigkeit in der Gesetzgebung dienen kann, war nie einfach zu beantworten, und sie ist heute in der Fülle unseres Wissens und unseres Könnens noch sehr viel schwieriger geworden."

16:54: Upps, Hans-Christian Ströbele verlässt vorzeitig den Plenarsaal nach den ersten Sätzen des Papstes.

16:53: "Wie erkennen wir, was recht ist? Wie können wir zwischen Gut und Böse, zwischen wahrem Recht und Scheinrecht unterscheiden? Die
salomonische Bitte bleibt die entscheidende Frage, vor der der Politiker und die Politik auch heute stehen."

16:52: "Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen. Natürlich wird ein Politiker den Erfolg suchen, der ihm überhaupt die Möglichkeit politischer Gestaltung eröffnet. Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das
Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit.

16:50: Papst kündigt Rede über Grundlagen de Rechts an. Und beginnt mit Geschichte aus der heiligen Schrift.

16:49: Der Papst beginnt seine Rede

16:47: Das Gewand ist zu lang, aber Norbert Lammert kann dem Papst helfen. Sturz vermieden. Er steht am Pult.

16:46: Vor allem in der Fraktion der Linken gibt es einige leere Plätze. Insgesamt bleiben hundert Abgeordnete der Rede des Papstes fern.

16:43: Norbert Lammert hat eine bemerkenswerte Eingangsrede gehalten. Und auf die Spaltung der Kirche angespielt. Wer nochmal alles von ihm nachlesen will, kann das hier tun.

16:42: "Deutschland ist das Land der Reformation. Vor fast 500 Jahre hier ihren Anfang. Mit vielfältigen Folgen. Viele Menschen empfinden die Fortdauer der Kirchenspaltung als Ärgernis. Und sie wünschen sich das im Pontifakt eines deutschen Papstes nicht nur weiteres Bekenntnis zur Ökumene steht, sondern ein Schritt zur Überwindung der Kirchenspaltung stattfindet."

16:41: Lammert: "Deutschland ist ein Land, das durch Kriege und Religionskriege über Jahrhunderte geprägt wurde. Aber auch durch die Aufklärung."

16:39: "Noch nie in der Geschichte hat ein Papst vor einem gewählten deutschen Parlament gesprochen", sagt Norbert Lammert zur Begrüßung.

16:38 Mit viel Applaus ist Benedikt XVI. im Deutschen Budnestag empfangen worden.

16:33: Der Papst trägt sich ins Goldene Buch des Reichstages ein.

16:29: Die Repräsentanten des deutschen Parlamentarismus begrüßen den Papst: Bundespräsident, Bundeskanzlerin, Bundesratspräsidentin, Bundestagspräsidium und Fraktionschefs. Ja auch Petra Pau und Gregor Gysi sind dabei. Pau ist sogar ganz in schwarz. Und Jürgen Trittin verbeugt sich.

16:26: Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) empfängt den Papst.

16:25: Der Tross des Papstes ist am Reichstag angekommen.

16:15: Der Demonstrationszug vom Potsdamer Platz macht sich auf den Weg zum Bebelplatz. Etwa 800 Menschen haben sich dem Protest angeschlossen, aus ganz unterschiedlichen Gruppen. Man sieht Transparente, auf denen die Haltung der Kirche zur Homosexualität kritisiert wird. Hier und da flattert eine Verdi-Fahne. Und auch die FDP hat offenbar viele bekennende Papstgegner in den eigenen Reihen. Für Wahlkampf ist es ja aber leider zu spät.

16:12: Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagt auf Phoenix: "Ich finde es schade, aber auch typisch deutsch, dass es unter den Abgeordneten so eine Diskussion gibt.“ Was er beim Tagesspiegel über den Papst-Besuch sagt, erfahren Sie hier.

16:11: Der Papst verlässt die Nuntiatur auf den Weg Richtung Reichstag.

16:06: Mit Spannung wird die Rede von Papst Benedikt XVI. erwartet. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel, Klaus Wowereit und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier stehen im Plenum zusammen und plauschen geheimnisvoll. Haben Sie am Ende eine Idee für einen neuen Kanzlerkandidaten? Rote Schuhe hätte er immerhin.

15:56. Am Olympiastadion gehen die Souvenirs wie geschnitten Brot. Vor allem T-Shirts, Jacken und Mützen mit der Aufschrift: "Wo Gott ist, ist Zukunft" sind begehrt, aber auch Last-Minute-Rosenkränze. Tassen und Kerzen gibt es erst nach der Messe. Auch Jörg Woltmann, Chef der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur ist schon da. Er isst noch eine Currywurst und berichtet unserer Reporterin Elisabeth Binder schonmal, was der Papst heute Abend geschenkt bekommt. Eine Sonderanfertigung des Brandenburger Tors aus KPM-Porzellan. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit wird das übergeben. Und damit nichts schief geht, wurde das Geschenk in einer Limousine ins Stadion gebracht.

15:50: Die Motorradkolonne am Südstern bringt sich in Formation. Um 16.30 Uhr soll der Papst im Bundestag sprechen.

15:45: Berlin steht Kopf für den Papst. Die höchsten Sicherheitsvorkehrungen gelten in der Lilienthalstraße, wo der Papst residiert. Hier kommen die Anwohner nur nach einer Ausweiskontrolle durch die Absperrung. Anschließend werden sie von der Polizei in Kleingruppen bis vor die Haustür eskortiert.

15:35: Eine Stimmung wie beim Karneval der Kulturen herrscht unterdessen am Olympiastadion, wie unser Reporter Malte Lehming berichtet. Es geht zivilisiert zu, Proteste gibt es kaum. Auf einem Transparent steht: "Wem folgt ihr? Jesus dem Papst?" Gut vertreten sind auch die Kollegen von der Bild-Zeitung, die kostenlose Leseproben und Sticker mit dem Spruch "Wir sind Papst!" verteilen.

15:30: Am Potsdamer Platz haben sich schon mehrere Hundert Menschen versammelt, um gleich gegen den Papst zu demonstrieren. Mit dabei die Pastafaris. Sie glauben an das "fliegende Spaghettimonster". Kein Wunder, sie haben auch eines mitgebracht - zusammengebastelt aus Heliumballons. Wenn die Anti-Papst-Demo ab 16 Uhr läuft, soll auch das Spaghetti-Monster fliegen.

15:27: Einige Berliner sind genervt: Vom Stau, vom Aufwand, von den Kosten. So wie die beiden älteren Damen, die extra aus Steglitz mit dem Rad angereist sind zum Brandenburger Tor. Oder zumindest in die Nähe. "Das ist alles grausam teuer", sagen die Damen, die aber lieber anonym bleiben wollen. Man weiß ja nie, ein paar Katholiken gibt es ja doch in Berlin. Stephan Mühlan ist da weniger empfindlich. Er ist Rikschafahrer und macht heute kein Geschäft. "Das ist ein verlorener Tag für uns."

"Für Katholiken ist das ja ganz nett", sagen die drei Schülerinnen der Evangelischen Schule Berlin Karoline, Szefima und Clara unserer Reporterin Carmen Schuckert in der Nähe des Brandenburger Tors.

15:13: Wie unser Reporter Lutz Haverkamp berichtet, spielen Demonstranten am Potsdamer Platz die Steinigungsszene aus Monty Pythons "Life of Brian" nach. Dabei rufen sie: "Was ist schlimmer als Steinigung? RAT-ZIN-GER!"

15:06: Am Potsdamer Platz hat sich auch Eckard O. eingefunden. Er sitzt am Eingang zur S-Bahn neben seinem Transparent auf dem steht: "Ich bin ein Priesterkind, war 14 Jahre im Heim und wurde sexuell missbraucht."

Wie schlimm die Situation auf den Berliner Straßen ist, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

14:56: Die U 7 hält übrigens am U-Bahnhof Südstern. Und in der Hasenheide herrscht Business as usual. Die Drogendealer lassen sich vom Papst jedenfalls nicht stören.

14:52: Olympiastadion: Einige Ordensschwestern wollen in Block L, aber da haben Ordner etwas dagegen, denn mitgebrachte Butterbrote sind verboten. Weggeschmissen wird aber nichts, deshalb vertilgen sie ihre Brote vor dem Block. Einige Meter weiter auf der Wiese im Olympiastadion werden 1700 Ministranten eingewiesen, damit heute Abend alles läuft.

14:40: Gegenüber der Nuntiatur in der Lilienthalstraße zeigen die Nachbarn mit Transparenten auf dem Balkon, was sie von dem Besuch halten: „Willkommen im Gottesstaat“ oder „You´re not welcome“. Auf einem anderen Balkon aber flattern gelbe und weiße Ballons im Wind: Die Farben des Vatikans.

14:35: Das Essen war so gut, dass der Heilige Vater jetzt erstmal eine Verschnaufpause braucht. Er ist auf dem Weg zur Nuntiatur. Dort wird er heute Abend auch übernachten. Die Polizei wusste von dem Zwischenstopp - die Öffentlichkeit nicht. Jetzt schon.

14:32: Tagesspiegel-Leserin beobachtet die Kolonne des Papstes auf dem Mehringdamm. Was will er da?

14:22: Verkehrschaos in der Innenstadt. Probleme für die Charité? Nein, bisher habe es keine Beschwerden gegeben - weder von Patienten noch von Lieferanten, sagt ein Sprecher.

14:21: Eigentlich nichts Neues am Olympiastadion: 200 singende Kölner sind eingetroffen. Nur dass sie mit dem FC nicht viel am Hut haben, sondern Kirchenlieder singen. Außerdem hat sich eine Gruppe älterer Polinnen eingefunden, die in roten Gewändern für "das Rittertum Jesu Christi des Königs" wirbt.

14:11: Das Gebiet rund um das Regierungsviertel ist weiträumig abgesperrt - deutlich rigider als von der Polizei im Vorfeld angekündigt. Selbst Fußgänger und Radfahrer haben Probleme, berichtet unser Reporter Jörn Hasselmann. Einzig, wer einen Bundestagsausweis besitzt, hat Chancen durchzukommen.

14:07: In den Hauptadern Friedrichstraße, Invalidenstraße und Torstraße steht der Verkehr fast still. Hunderte Polizisten haben stehen vor Absperrgittern, während Autofahrer verzweifelt versuchen, dem Stau zu entkommen. Auf den angrenzenden Hausdächern sind Scharfschützen postiert.

14:01: Am Parkplatz hinter der Philharmonie machen sich die Aktivisten der Papst-Gegner fertig. Ein großer, schwarzer Truck mit zwei US-Flaggen und dem Plakat "Keine Macht für Dogmen" ist abfahrbereit. Noch ist aber Zeit.

13:49: S-Bahnhof Olympiastadion: Eine Gruppe Tierschützer hat sich eingefunden, berichtet unsere Reporterin Gunda Bartels. "Wo Gott ist, ist Zukunft, aber nicht für Millionen Tiere in katholisch-orthodoxen Ländern." Oder "Tierspende statt Kirchensteuer" steht auf den Plakaten. Das Anti-Konflikt-Team der Polizei wirkt auf die Aktivisten ein, aber die bleiben sitzen.

13:36: Jetzt sagen wir Guten Appetit, Eure Heiligkeit. Auf folgendes Menü darf sich der Papst in der Katholischen Akademie nun freuen: Vichy Saibling und Amalfizitrone mit Mandelstaub, anschließend Confierte Rinderbrust und Rosmarin, Gartenbohnen und als Dessert halbflüssiger Frankfurter Pudding mit Haselnuss, Sauerampfereis.

Am Potsdamer Platz wird es allmählich voller. Gegen 16 Uhr beginnt hier die Anti-Papst-Demo.

13:17: Der Papst hat Mittag - mit der päpstlichen Gefolgschaft. Davor aber hat er sich noch zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Merkel getroffen. "Wir haben über aktuelle Probleme gesprochen, auch über das Thema Europa, das den Papst sehr interessiert. Wir haben über Finanzmärkte gesprochen, dass die Politik die Kraft haben sollte, für die Menschen zu gestalten und nicht nur getrieben werden sollte", sagte Merkel anschließend.

13:03: "Ich erwarte, dass der Papst Antworten gibt auf die drängenden Weltprobleme, die katholische Kirche ist der größte Global-Player, deshalb trägt er Verantwortung." Er solle sich zur Bekämpfung von Aids äußern und "zu den innerkirchlichen Fragen, er muss etwas sagen, zu den wiederverheirateten Geschiedenen. Er muss Antworten geben", sagt Heiner Geißler im ZDF. Ober er notfalls als Schlichter zur Verfügung steht, lässt er offen.

12:57: Die beiden Papst-Gegner sind empört. Sie tragen ihre Hüte mit durchgestrichenem Papst-Konterfei und sind auf dem Weg Richtung Potsdamer Platz. Dass Wulff die Probleme anspricht und der Papst nur sage, "Freiheit braucht Religion" regt die beiden auf.

12:50: Der Papst hat das Schloss Bellevue wieder verlassen und ist nun im Haus der Bischofskonferenz in der Hannoverschen Straße angekommen. Die Absperrungen rund um die Aufenthaltsorte des Papstes sind massiv, berichtet unser Reporter Jörn Hasselmann.

12:48: Alle äußern sich zum Papstbesuch. Alle? Alle außer den gefühlten politischen Hauptdarstellern der vergangenen Woche. Piraten, wir hören nichts! (Und jetzt nicht wieder mit Wissenslücken rausreden.)

12:32: Langsam wird es eng in der Stadt: Sperrungen, Umleitungen und Demonstrationen. Wie wo was gesperrt ist, erfahren Sie hier.

12:21: Potsdamer Platz: Von Demonstrationen gegen den Papst ist noch nichts zu sehen. Ab 16 Uhr soll es von dort aus losgehen Richtung Bebelplatz. Eine gute Gelegenheit für zwei Mitte Zwanzigjährige ihrem Anliegen Raum zu geben: An einen Laternenmast haben sie ein gestricktes Ja und zwei grüne Babysöckchen gehängt um sich gegen Abtreibungen auszusprechen.

12:16: Die Bundesinitiative "Kinder im Heim" und der Verein "Augen - Auf" demonstrieren vor dem Brandenburger Tor mit einer Mahnwache und wollen damit anlässlich des Papst-Besuchs an sexuellen Missbrauch in Heimen erinnern.

12:09: Auch die Linkspartei meldet sich zu Wort. Parteichef Klaus Ernst fordert von Papst Benedikt XVI. während dessen Deutschlandbesuchs ein Bekenntnis gegen die Todesstrafe. Ernst kritisierte die Hinrichtung des US-Amerikaners Troy Davis in der Nacht zuvor als „Akt der Barbarei vor den Augen der Welt“. Er hoffe, „dass der Papst in seiner Rede dazu die richtigen Worte findet und ein deutliches Signal für die weltweite Ächtung der Todesstrafe aussendet“, sagte Ernst der Nachrichtenagentur dapd. Der Papst wird am Nachmittag im Bundestag eine Rede halten. Er hatte sich in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, das Todesurteil gegen Davis nicht zu vollstrecken. Davis soll 1989 einen Polizisten erschossen haben. Später kamen erhebliche Zweifel an seiner Schuld auf.

Was der Papst bei seiner ersten Rede sagt, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

11:43: Jetzt aber schnell rein ins Warme. Da ist es windstill und so hält auch das weiße Pileolus auf dem Kopf besser. Ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Bundespräsidenten in dessen Amtszimmer steht an.

11:42: "Die Bundesrepublik ist aus Verantwortung vor Gott und dem Miteinander zu dem geworden ist, was sie heute ist."

11:41: "Freiheit braucht eine Anbindung an eine höhere Instanz. Und Freiheit geht nicht ohne Solidarität."

11:40: "Verfolge hier nicht in erster Linie politische oder wirtschaftliche Ziele, wie andere Staatsgäste, sondern bin hier, um den Menschen zu begegnen und über Gott zu sprechen."

11:36: Jetzt die erste von mindestens 17 Reden Benedikts XVI. in Deutschland.

11:33: "Wir leben in einer Welt, in der sich der christliche Glaube nicht mehr von selbst versteht", sagt Wulff und fügt hinzu: "Das spürt man auch hier in der Hauptstadt."

11:30: Jetzt ist Wulff dran. Und der heißt Benedikt XVI. willkommen. "Sie kommen nach Hause", sagt der Bundespräsident. Und Benedikt XVI. erhebt sich, breitet die Arme aus und erntet Applaus.

11:25: Erste Wortmeldung vom Papst: Im Flugzeug äußerte er sich vor Journalisten und dabei zeigte Benedikt XVI. Verständnis für die Proteste in seinem Heimatland. "Proteste sind normal in einem säkularisierten demokratischen Land“, sagte Benedikt XVI laut der katholischen Nachrichtenagentur KNA. Auch zum Thema Missbrauch äußerte sich der Papst: "Ich kann verstehen, dass angesichts von Verbrechen wie dem sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Priester, Personen, die den Opfern
nahestehen, sagen: Dies ist nicht meine Kirche, die Kirche ist eine Kraft der Humanität und Moral und wenn ihre eigenen Leute das Gegenteil tun, kann ich nicht mehr in dieser Kirche sein“.

11:20: "Eure Heiligkeit, ich melde die Ehrenformation der Bundeswehr zu ihrer Begrüßung angetreten", meldet der Kommandant des Wachbataillons. Und jetzt Musik.

11:18: Wo war er denn nun? Die Zuschauer am Großen Stern rätseln, in welchem Auto der Papst saß. Gerade passierten mehrere Kolonnen die Straße auf dem Weg zum Schloss Bellevue. Und in einem der Fahrzeuge war der Papst. Ein Zuschauer sagt, er habe ihn gesehen, ein paar andere klatschen, viele sagen, die Wagen seien viel zu schnell gefahren, um etwas zu erkennen. Nachdem der Tross durch ist, ist der Große Stern voller Polizisten.

11:14: Der Papst trifft in Bellevue ein, wir blicken in den Kiez, den er später besucht: Die Geschäfte in der Straße Hasenheide sind zwar nur auf der Seite der Nuntiatur von den Absperrungen betroffen, berichtet unser Reporter Björn Stephan. Der Fahrradladen "Little John Bikes" hat deshalb gleich mal "wegen jährlicher Inventur geschlossen". Geöffnet hat hingegen der Pizzaservice von Fathi Babak, doch er ist empört, dass er nicht mal sein Motorrad vor dem eigenen Geschäft parken darf. Zudem bleibe die Laufkundschaft aus. Und wenn er eine Pizza in der "Sperrzone" ausliefern wolle, müsse er zunächst seinen Ausweis vorzeigen und würde dann seine Ware in Begleitung eines Beamten ausliefern. Auch eine Mitarbeiterin der Bäckerei "Babylon" ist erbost. Sie sei heute extra mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren und hätte dass dann aber schieben müssen. "Da hätte ich ja gleich zu Fuß gehen können."

11:04: Thierse sendet und mahnt im ZDF heute durch. Das Zölibat müsse endlich vom Vatikan auf den Prüfstand gestellt werden, fordert der Bundestagsvize. Außerdem sei es nicht weiter tragbar, dass wiederverheiratete Geschiedene von der Kommunion ausgeschlossen werden. Frauen sollten im Gemeindeleben eine stärkere Rolle bekommen, das Verhältnis zur Evangelischen Kirche sollte überdacht werden. Der Vatikan müsse sich solchen Fragen öffnen und Konsequenzen ziehen. „Da hilft nicht immer nur ein angstvolles Nein aus Rom.“ Thierse ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

10:55: Strenge Sicherheitsvorkehrungen jetzt am Großen Stern. Auch Fußgänger werden gebeten, die Bürgersteigen zu räumen, selbst wenn dort keine Absperrgitter zu sehen sind. Auch unser Reporter Jörn Hasselmann wurde von Polizisten freundlich des Weges verwiesen. In einer etwas versteckten Ecke am Tiergarten sind ein paar Kamerateams zu sehen. Dorthin schlägt sich unser Reporter jetzt durch.

10:49: Die Papst-Gegner am Flughafen Tegel haben erst fünf Minuten später mitbekommen, dass der Heilige Vater schon da ist. Ein kurzes Pfeiffkonzert. Und dann hat man sich dem eigenen Tun gewidmet und Päpstin "Rosa, die Erste" begrüßt. In High-Heels, einem pinkfarbenen Umhang und einem dreigliedrigen Dildo auf einem Stab stieg sie auf zwei Bierkisten und hielt eine kleine Kampfrede. Darin fordert sie einen "Kreuzug der Vernunft". Währenddessen verteilten als Nonne und Mönch verkleidete Demonstranten Kondome an Passanten.

10:36: Wulff darf als erstes Guten Tag sagen. Oder Grüß Gott? Dann ist Angela Merkel da und stellt ihr Kabinett vor. Selbst Philipp Rösler darf Hallo sagen!

10:34: Berlin, 17 Grad, windig: Das Gewand hält.

10:33: Auf dem Flughafen Tegel wird geschossen. Kanonen in Stellung. Salutschüsse für den Papst. Immer wieder, wieder bummbumm.

10:31: Am Flugzeug wehen die deutsche Flagge und die des Vatikan. Die Tür des Airbus geht auf. Merkel, Wulff und seine Frau Bettina stehen auf dem roten Teppich.

10:25: "Wir sind soeben in Berlin-Tegel gelandet. Bitte bleiben Sie angeschnallt, bis das Flugzeug seine endgültige Parkposition erreicht hat. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Berlin."

10:17: Der Papst ist gelandet, unser Live-Blog hebt jetzt so richtig ab. Bleiben Sie dran, kommentieren und diskutieren Sie mit?

10:11: Vor dem Terminal A in Tegel haben sich rund 30 Demonstranten versammelt. Es ist die erste Demonstration am Flughafen Tegel. zwei große Transparente wurden ausgerollt. Auf einem ist eine Maria-Statue zu sehen. Daneben steht: "My body, my choice: Hätt' sie abgetrieben, wär' uns das erspart geblieben." Auf dem anderen, ein rosa Transparent, steht: "ROSA DIE I". Aus den Boxen tönt ein Anti-Homophober Hip-Hop Song: "Go Homo".

10:08: Der von uns geschätzte Blog "Facetten Neukölln" postet auf seiner Facebook-Seite: "Huch, ich dachte schon, dass der Papst mit seinem Fliewatüüt direkt vorm Haus landet. Sind aber nur die Laubbläser der BSR." Wegen der geographischen Lage der vatikanischen Nuntiatur in der Hasenheide steht Neukölln heute mal nicht wegen Heinz Buschkowsky, sondern wegen Joseph Ratzinger im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit

10:00: Auf dem Flughafen Tegel laufen die Vorbereitungen, berichtet unsere Reporterin Claudia Keller. Der rote Teppich wird nochmal gefegt. Die Fahnen flattern bereits im Wind. Die Maschine des Papstes kann kommen.

9:58: Am Reichstag tummeln sich noch einige Touristen, und wer auf die Kuppel will, muss sich beeilen: Bis zwölf Uhr geht es nach vorheriger Anmeldung noch nach oben. Danach gibt es keine Besucher mehr auf der Kuppel, schließlich wird der Papst ja ab 16:30 Uhr im Deutschen Bundestag seine Rede halten.

9:53: Was wäre denn wohl das Lied des Papstbesuch-Tages? "Danke für diesen guten Morgen" von den Ärzten, nicht nur , aber auch wegen des Berlin-Kolorits? "Losing My Religion" von R.E.M., die sich prompt aufgelöst haben? Oder das AC/DC-Double-Feature "Hell's Bells" und "Highway to Hell"? Weitere Vorschläge, liebe Leserinnen, liebe Leser?

Lesen Sie auf der folgenden Seite unter anderem, was bayerische Berlin-Besucher über den Papstbesuch in der Hauptstadt denken.

9:39: Eine Gruppe Bayern freut sich auf den Besuch von Benedikt XVI. Aber warum Berlin? Das fragt sich auch ein katholischer Religionslehrer aus der Gruppe. Sie sind vorm Brandenburger Tor und genießen das Wetter. "Berlin ist ja nun keine katholische Hochburg, da wäre München natürlich besser gewesen, aber okay."

9:31: Auch auf unserer Facebook-Seite wird schon fleißig diskutiert. "Wir sind NICHT Papst", schreibt unser Leser Dennis Basaldella in Ahnlehnung an jene anbiedernde, ganz Deutschland vereinnahmende "Bild"-Schlagzeile, die jetzt auch noch am Springer-Hochhaus in Kreuzberg prangt. Kritik an Papstkritikern, die auf unserer Facebook-Seite auch schon laut wird, kontert Basaldella so: "Das hat nichts mit fehlender Toleranz zu tun. Es geht darum, dass dieser Papst mittelalterliche Ansichten hat, die längst überholt sein müssten. Seine Aussagen gegen Homosexuelle z.B. sind nicht zu tolerieren, wo er gerade selbst immer von Liebe und Toleranz gegenüber dem Nächsten predigt. Aus gutem Grund bleiben viele der Abgeordneten der Rede fern und zu Recht protestieren viele Menschen heute gegen ihn." Natürlich twittern wir auch zum Papstbesuch und freuen uns über Retweets, Erwähnungen, Anregungen, Kritik, Lob... (-:

9:20: Papst-Wetter in Berlin. Die Sonne scheint und Regen soll es auch keinen geben. Wie es genau wird, erfahren Sie hier.

9:17: Im Pressezentrum für den Papst-Besuch (im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung) herrscht noch Ruhe vor dem Sturm. Mehrere hundert Journalisten sind akkreditiert. Und unsere Reporterin Claudia Keller wartet auf die Ankunft des Pontifex.

9:06: Am Brandenburger Tor und dem Reichstag sind zahlreiche Polizisten im Einsatz. Die weiß-gelbe Vatikanflagge ist gehisst - allerdings nicht vor dem Reichstag. Dort wehen eine deutsche und eine europäische Flagge. Der mittlere Fahnenmast ist unbeflaggt, schildert Carmen Schuckert. Bloß keine unnötige Provokation?

9:00: Rund um den Südstern in Kreuzberg gibt es am Morgen noch keine größeren Behinderungen. Die Lilienthalstraße ist abgesperrt, die anderen Straßen wie beispielsweise Gneisenaustraße, Blücherstraße, Hasenheide sind aber frei zugänglich, berichtet unsere Reporterin Tanja Buntrock. An den Straßenrändern lehnen die Absperrgitter, die im Laufe des Tages aufgebaut werden. Vereinzelt sind Polizeibeamte zu sehen. Auch das Ordnungsamt schreibt Knöllchen. Mehrere Fahrzeuge seien abgeschleppt worden, sagte ein Mitarbeiter. Der morgendliche Berufsverkehr fließt ungehindert, Schul- und Kitakinder kommen problemlos ohne Anwohnerkontrolle durch.

Pünktlich um 8.15 Uhr jedenfalls ist Benedikt XVI. an Bord eines Airbus A 320 der italienischen Fluggesellschaft Alitalia von Rom-Ciampino aus losgeflogen, wie die Katholische Nachrichtenagentur meldet. Um 10.30 Uhr wird der Papst auf dem Flughafen Berlin-Tegel erwartet, wo ihn Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßen. Mehr zum Berliner Programm des Papstes finden Sie hier.

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Der Papst kommt - und schon seit Tagen wird in der Hauptstadt hitzig diskutiert. Ist der Besuch des Oberhaupts der Katholischen Kirche eine Ehre oder eine Belastung für Berlin? Sollte man den Vertreter einer derart hierarchisch strukturierten und traditionalistisch mit teils ausgrenzenden Inhalten verfassten Organisation überhaupt einladen? Oder müsste Berlin als immer schon tolerante Stadt entspannter mit dem Chef-Katholiken umgehen?

Darf ein religiöses Oberhaupt in einem säkulären Land vor dem Bundestag sprechen? Müssen sich die Berliner derart in ihrer Bewegungsfreiheit beeinträchtigen lassen, weil es die Sicherheit des hohen Gastes gebietet? Oder ist es provinziell, sich angesichts eines solchen Weltereignisses über Alltagsprobleme wie Absperrungen, Staus und Umwege zu beschweren?

Was meinen Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser, zum Papstbesuch? Sagen Sie Ihre Meinung! Unser Live-Blog (oder Live-Ticker) beginnt um 9 Uhr. Kommentare abgeben können Sie aber schon jetzt. Nutzen Sie dazu bitte die einfach zu bedienende Kommentarfunktion etwas weiter unten auf dieser Seite.

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