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Rolle rückwärts. Agent J (Will Smith) katapultiert sich vom New Yorker Chrysler Building zurück in die sechziger Jahre, um in der Gegenwart eine Alien-Invasion stoppen zu können.

© Sony Pictures

Men in Black 3: Der Spion, der aus der Zukunft kam

Nächster Sommer-Blockbuster: Will Smith springt in „Men in Black 3“ zurück in die Sixties. Lesen Sie hier, warum die Zeitreise glückt - und sehen Sie viele Bilder aus dem Film.

Von Jörg Wunder

Och nö, nicht schon wieder Zeitreisen! Einer der ältesten Kniffe des Science-Fiction-Films, und fast immer entstehen Plausibilitätslücken wegen sich permanent ändernder Zeitlinien, wo am Ende keiner mehr durchblickt, wer was warum verursacht oder ausgelöst hat. Auch Agent J (Will Smith) hat diesbezüglich eine klare Meinung, als ihn seine Vorgesetzte Agent O (Emma Thompson), die Leiterin der geheimen Alienverwaltungsbehörde, in die Vergangenheit schicken will: „Es gibt keine Zeitreisen!“

Es gibt sie natürlich doch, im dritten Teil der „Men in Black“-Saga (den Will Smith kürzlich in Berlin vorstellte). Also muss sich J in einem schwindelerregenden (wozu die nachträgliche 3-D-Konvertierung des Films ihren Teil beiträgt) Sprung direkt vom Chrysler Building in die späten Sechziger katapultieren, um das vorzeitige Ableben seines Buddies Agent K (Tommy Lee Jones) zu verhindern. Denn nur dessen Handeln stoppt 40 Jahre später eine Alien-Invasion.

K ist plötzlich ein aalglatter Karrierist

Das Gelingen dieser Invasion wiederum will Boris the Animal (Jermaine Clement) ermöglichen, ein sehr rachsüchtiges und bösartiges Exemplar eben jener Außerirdischen, die in der Gegenwart die Erde attackieren.

Sehen Sie hier in Bildern, was Sie im Film erwartet:

Mit Boris geht die Zeitreiserei los, nachdem er in einer furiosen, tarantinoesken Eröffnungssequenz von einer willigen Helferin (very sexy: Nicole Scherzinger) aus der Hochsicherheitsverwahrung auf dem Mond befreit wird. Boris schnappt sich das vermaledeite Zeitreisegerät und meuchelt K, bevor dieser seinen Anti-Alien-Schutz installieren kann.

Erfreulicherweise hält sich Regisseur Barry Sonnenfeld nicht zu lange mit den logischen Dilemmata des Zeitreisens auf. Stattdessen schildert er genussvoll die Men-in-Black-Welt ohne K, und zwar aus der Sicht von J. Und so sehr sich Letzterer auch immer über den alten Brummelkopf lustig gemacht hatte, so ungleich deprimierender ist es, plötzlich einen aalglatten Karrieristen zum Partner zu haben.

Einmal in den späten Sechzigern angekommen, nimmt „MiB 3“ die in den Anachronismen schlummernden politischen Pointen (etwa im Alltagsrassismus, den ein Afroamerikaner im Edelzwirn selbst in New York zu spüren bekommt) eher en passant mit und konzentriert sich ganz auf die Begegnung von J mit dem jüngeren Agenten K. Hier gelingt dem Film ein echter Besetzungscoup, wird der laut Drehbuch 29-jährige K doch von dem 44-jährigen Josh Brolin gespielt. Was eine großartige Idee ist. Denn so wenig es Sinn gehabt hätte, den 65-jährigen Tommy Lee Jones durch digitale Tricks auf jung zu trimmen, so deplatziert hätte es werden können, wenn ein tatsächlich jung aussehender Schauspieler K junior gemimt hätte.

Sehen Sie hier Bilder der Filmpremiere in Berlin:

Boris the Animal ist mindestens so abscheulich wie Edgar die Schabe

So aber entsteht ein kongeniales Alter Ego: Agent K wirkt tatsächlich schon in jungen Jahren alt – ein Schluss, zu dem eigentlich jeder kommen muss, der Tommy Lee Jones’ beeindruckendes Faltenprofil eine Weile auf sich wirken lässt. Aber er ist zugleich noch ein schnittiger, durchaus zu Scherzen aufgelegter Geheimagent, vom Aufbruchsoptimismus seiner Ära durchdrungen. Erst die bewegenden Ereignisse einer gerade entstehenden Zukunft werden ihn zu jenem gemütsverschatteten Dauergrummler machen, den J aus seiner Gegenwart kennt. Und genau dieser Dreh ermöglicht es Brolins exzellenter Darbietung, nicht zu einer Tommy-Lee-Jones-Travestie zu verkümmern.

Auch das übrige Personal ist in Bestform. Will Smith, von dem man erstaunlich lange nichts mehr gehört hat, gibt wieder die coole Dauerquasselstrippe, Jones seinen bärbeißigen Widerpart. Jermaine Clement ist als Boris the Animal mindestens so abscheulich wie Vincent D’Onofrio im ersten Teil als Edgar die Schabe. Und Emma Thompson bringt als Nachfolgerin von Rip Torn einen Schuss britische Schmallippigkeit in die Serie.

Rasant, tricktechnisch großartig, kompakt

„Men in Black 3“ entbehrt natürlich jener schönen Verblüffungsmomente, die vor 15 Jahren den Erfolg des ersten (und fünf Jahre später des wesentlich schwächeren zweiten) Teils begründeten. Das Motiv einer pedantischen Hightech-Regierungsbehörde, die das Treiben ungezählter, unerkannt auf der Erde lebender Außerirdischer kontrolliert, ist sattsam eingeführt (und etwa von „Hellboy“ variiert worden) und gewinnt auch durch das filmische Outing neuer prominenter „Aliens“ (früher Michael Jackson, heute Lady Gaga) nicht seine Unschuld zurück.

Doch was Sonnenfeld und seine Crew bei durchaus verschwenderischem Umgang mit dem Budget von rund 200 Millionen Dollar auf die Kinoleinwand gezaubert haben, ist ein rasanter, tricktechnisch großartiger und mit 105 Minuten Laufzeit angenehm kompakter Sommerblockbuster, der einen auf einen vierten Teil hoffen lässt. Nur das Titellied, erstmals bei „Men in Black“ nicht von Will Smith selber intoniert, sondern vom Proll-Rapper Pitbull, ist ziemlicher Schrott. Kommt aber erst im Abspann.

In 21 Berliner Kinos. OV im Cinestar Sony Center, Cineplex Alhambra und Cineplex Spandau

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