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Bundespräsident: Wulff fühlt sich in Berlin integriert

Christian Wulfff lässt sich von Klaus Wowereit durch die Stadt führen. Der Bundespräsident meint, die Stadt profitiert von Zuwanderern – nicht nur aus Niedersachsen.

Von Sabine Beikler

Als niedersächsischer CDU-Ministerpräsident äußerte Christian Wulff den Wunsch, dass alles dafür getan werde, in der Hauptstadt keine Parallelgesellschaften entstehen zu lassen. Das sagte er fast auf den Tag genau vor vier Jahren bei seiner Hauptstadt-Rede. Am Dienstag stattete Wulff als Bundespräsident der Hauptstadt seinen Antrittsbesuch ab und kam im Roten Rathaus vor Gästen erneut auf Integrationspolitik zu sprechen. Berlin profitiere von der Mischung vieler Menschen unterschiedlicher Herkunft im Wettbewerb um die klügsten Köpfe. Wulff plädierte für eine „Willkommenskultur“, erinnerte aber auch an Defizite bei der Teilhabe von Menschen, nicht nur Migranten, am gesellschaftlichen Leben. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass Parallelgesellschaften entstünden.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit lobte in seiner Rede vor der Eintragung Wulffs ins Goldene Buch der Stadt dessen „mutige Worte“ zur Integration. Die Äußerung des Bundespräsidenten, wonach der Islam zu Deutschland gehöre, sei „in Berlin gelebte Wirklichkeit“. Der Senat wolle den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter stärken. Hassprediger hätten jedoch in Berlin nichts zu suchen, für sogenannte Ehrenmorde gebe es keine „mildernden“ Umstände.

Die Atmosphäre zwischen Wowereit und Wulff war herzlich. Beide kennen sich seit Jahren und trafen regelmäßig als Ministerpräsidenten zusammen. Bei dem Empfang im Roten Rathaus stellte ihm Wowereit Gäste vor wie den Aktionskünstler Ben Wagin, die Radsportlegende Otto Ziege oder Maren Otto, die Frau des Berliner Ehrenbürgers, Unternehmers und Mäzens Werner Otto. Der Bundespräsident verwies darauf, dass nur zwei der Regierenden Bürgermeister seit 1945 gebürtige Berliner seien: Eberhard Diepgen und Klaus Wowereit. Drei dagegen hätten niedersächsische Wurzeln: Otto Suhr, Hans-Jochen Vogel und Walter Momper.

Von Berlin gehe eine „Magnetwirkung“ aus, sagte der gebürtige Niedersachse Wulff. Das zeige der Anstieg von Besuchern deutlich. Und das erfuhr Wulff auch selbst, als er vor der Humboldt-Universität ins Gespräch mit drei jungen Frauen geriet. Ob sie hier studieren würden, fragte der Bundespräsident. Die drei antworteten, sie seien zu Besuch hier und würden in Göttingen studieren.

Wulff trug sich an der Humboldt-Uni ins Gästebuch ein und sprach mit Wissenschaftlern. Nach einem Gang durch das Brandenburger Tor besichtigten Wulff und Wowereit im Martin-Gropius-Bau die Ausstellung „Weltwissen“, die einen Einblick in 300 Jahre Wissenschaften in Berlin gibt. Als Resümee seiner Gespräche sagte Wulff, Berlin habe eine einzigartige Museums- und Wissenschaftslandschaft. Es sei sehr interessant, wie viele Menschen in Berlin lehren und studieren würden. Er sprach sich für einen „Brückenschlag“ zwischen Politik und Wissenschaft aus: Politik brauche nicht selten wissenschaftliche Beratung.

In Berlin fühlt sich Wulff sehr wohl. Er sei „total überrascht“, wie freundlich er hier aufgenommen worden sei. „Ich freue mich auf Berlin“, sagte er. Weihnachten werde er mit seiner Familie bereits in Berlin verbringen. Sabine Beikler

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