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Am 1. August erhöht die BVG ihre Ticket-Preise.

© dapd

Wegen BER-Desasters: BVG bereitet sich auf Kürzungen bei Bussen vor

Weil der Flughafen für den Senat teurer wird, bereitet sich das Verkehrsunternehmen auf Einschränkungen vor allem bei Bussen vor.

Das Flughafendesaster könnte auch Folgen für den Berliner Nahverkehr haben. Vor allem BVG-Fahrgäste würden darunter leiden. Muss der Senat weitere Millionen Euro in das Flughafenprojekt stecken, werde kaum noch Geld übrig bleiben, um das Verkehrsangebot der BVG aufrechterhalten zu können, befürchtet man in dem Verkehrsunternehmen. 44 Millionen Euro fehlen, um die Kosten des heutigen Angebots auszugleichen. Auch die Tariferhöhung zum 1. August ändere daran nichts. Die BVG bereitet sich nach Tagesspiegel-Informationen bereits darauf vor, das Angebot einzuschränken. Treffen könnte es vor allem Buslinien am Stadtrand. Dort ist das Angebot schon mehrmals ausgedünnt worden. „Wir machen uns immer Gedankenspiele zum Angebot“, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Details nannte er nicht.

Ende August beginnen die Verhandlungen zum Verkehrsvertrag zwischen Land und BVG, die das Ziel haben sollten, Angebot und Zuschüsse neu abzustimmen. Bisher erhält die BVG jährlich 250 Millionen Euro; davon sind allein 175 Millionen Euro für die Infrastruktur vorgesehen. Mit den restlichen 75 Millionen Euro muss sie den Betrieb finanzieren. Weil diese Summe nicht reicht, steigt regelmäßig die Verschuldung des Unternehmens. Ende des vergangenen Jahres stand die BVG mit fast 801 Millionen Euro bei den Banken in der Kreide.

Sollen die Schulden nicht ins Unermessliche steigen, muss der Senat den Verlust, der durch die bestellten Fahrten der Bahnen und Busse entsteht, ausgleichen. Oder das Angebot kürzen. Während Verkehrssenator Michael Müller (SPD) das Angebot erhalten will, ist Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) dafür, es abzuspecken. Diese Haltung hatte er schon, bevor die Flughafenmisere bekannt wurde.

Bilder vom unfertigen Flughafen:

Auch die verkehrspolitischen Sprecher der Regierungsfraktionen, Ole Kreins (SPD) und Oliver Friederici (CDU) sehen keinen Spielraum für einen höheren Zuschuss. Im aktuellen Haushaltsentwurf sei ein um vier Millionen Euro höherer Betrag vorgesehen, sagte Kreins. Mehr ginge nicht. Dabei gebe es keinen Zusammenhang zu den Mehrausgaben für den Flughafen. Diese könnten auch über Anleihen finanziert werden, sagte Friederici. Beide Sprecher lehnten es ab, das Angebot zu kürzen. Kreins würde lieber eine höhere Verschuldung der BVG in Kauf nehmen. Zudem solle das Unternehmen weiter rationalisieren, forderten die Sprecher. Wo rationalisiert werden soll, ließen sie offen.

Ein Spaziergang durch den BVG-Tunnel:

Auch im laufenden Betrieb ist die BVG bereits zum Sparen übergegangen. So fahren schon seit Monaten selbst auf der nachfragestarken U-Bahnlinie U 2 (Pankow–Ruhleben) sonntags bis gegen 12 Uhr Züge mit nur vier statt der üblichen acht Wagen. Es habe sich gezeigt, dass die Halbierung des Angebots keine Nachteile für die Fahrgäste gebracht habe, sagte Wazlak. Zumindest bei einzelnen Fahrten sind die Züge aber so voll, dass es schwer ist, noch einen (Steh-)Platz zu ergattern. Einen Anspruch auf einen Sitzplatz habe der Fahrgast aber ohnehin nicht, meinte Wazlak. Auch auf der U 3 (Nollendorfplatz–Krumme Lanke) lässt die BVG die Züge derzeit nur mit vier statt mit sechs Wagen fahren. Und auf der U 1 (Warschauer Straße–Uhlandstraße) spart sich das Unternehmen schon seit Jahren zwei Wagen in den Zügen.

Auch in den Werkstätten hat die BVG schon seit Jahren ein Sparkonzept durchgesetzt. Ausfälle von Fahrten seien auch darauf zurückzuführen, sagen Insider, was die BVG stets dementiert. Fest steht, dass das Unternehmen sein Werkstättenkonzept überarbeiten musste, vor allem nach häufigen Bränden bei Bussen. Ziemlich gewiss ist, dass die Fahrpreise im nächsten Jahr erneut steigen werden – wie jetzt wieder zum 1. August.

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