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Mauerpark

© Uwe Steinert

Prenzlauer Berg: Aufstand gegen Bauprojekt am Mauerpark

Am Mauerpark sollen neue Gebäude entstehen. Die Anwohner lehnen das Wohnungsbauprojekt am Rand der Grünfläche ab. Der Bezirk Mitte und der Senat sind aber dafür. Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit!

Nachts hat es gerade wieder gebrannt, meldet die Polizei. Jugendliche hatten Holzpaletten für ein Lagerfeuer gestapelt, Feuerwehrleute wurden attackiert, Flaschen geworfen. „Chaoten“, sagt Christian Rippel von der Anwohnerinitiative „Mauerpark-Fertigstellen“. Solche Vorfälle dürften dem Ansehen des „historisch sensiblen und kulturell weit bekannten Parks“ nicht schaden. Die Grünfläche sei beliebt und solle es auch bleiben – ohne Wohnungsbau in Randbereichen.

Der Rand gehört zu Wedding, zu Mitte, der Park zum größten Teil zu Prenzlauer Berg. Einst war hier Mauerstreifen. Der etwa acht Hektar große Grünstreifen soll ausgebaut werden, die Immobiliengesellschaft Vivico besitzt ein etwa zehn Hektar großes Gelände am westlichen Rand des Mauerparks. Sie will rund fünf Hektar dem Land Berlin für die Parkerweiterung überlassen – im Gegenzug aber Baurecht auf der verbleibenden Fläche erhalten. Erste Pläne wurden schon im Dezember 2007 vorgestellt. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sagt, er habe eineinhalb Jahre mit dem Unternehmen verhandelt, 52 000 Quadratmeter für umsonst seien ein gutes Angebot. Am Rand des Geländes sollten einzeln stehende sechs- bis siebenstöckige Häuser gebaut werden, „nicht ungewöhnlich für eine Großstadt“, mit mehreren Durchgängen zum Brunnenviertel. Eine geschlossene Gebäudewand werde es nicht geben. Auch der Flohmarkt und der Biergarten „Mauersegler“ könnten erhalten bleiben. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung begrüßt das Konzept. Die Zeit drängt: Der Park sollte bis 2010 mindestens zehn Hektar groß werden, sonst muss das Land vertragsgemäß 2,3 Millionen Euro an die Allianz-Umweltstiftung zurückzahlen, die das Geld 1990 für den Ausbau des Parks spendiert hatte. Die Stiftung erwartet bis zu diesem Zeitpunkt zumindest erkennbare Schritte.

„Gute, parkverträgliche Pläne sehen anders aus“, sagt Rippel. Eine Lösung wäre es seiner Ansicht nach, dass Berlin die fehlenden Flächen aufkauft und dem Park zuschlägt. Oder der Vivico eine andere Fläche irgendwo in der Stadt zum Tausch anbietet. Vivico-Sprecher Wilhelm Brandt sagt, dass genaue Entwürfe noch gar nicht vorlägen, dass sich nur Strukturen verändert hätten, nichts aber mit dem Bezirksamt verabredet oder gar beschlossen sei. Leider habe man bislang keine Zustimmung der Anwohner erhalten. Die Vivico sei kompromissbereit, das Land Berlin oder auch Initiativen könnten das Gelände der Vivico auch kaufen. Zu verschenken aber habe man nichts. Wenn es letztlich zu einem „Nullsummenspiel“ komme, sei das auch in Ordnung. Die Vivico sehe sich eher in der passiven Rolle, der Bezirk müsse hier moderieren und entscheiden. Auch ein Bebauungsplanentwurf für das Gebiet steht noch aus.

Die Häuserfront werde Ost und West voneinander trennen, meint Rippel. Der Mauerpark könne nicht funktionieren, wenn in relativ kurzem Abstand die Neubauten stünden. Noch sind auf dem Gelände, das für den Bau vorgesehen ist, Gewerbebetriebe, Szenelokale, Lagerräume. Hier war einst der Güterbahnhof Eberswalder Straße, hart an der einstigen Sektorengrenze zum Ost-Berliner Bezirk Mitte im Bereich der Bernauer Straße. Mitglieder der Anwohner-Initiativen – es gibt fünf – können sich auch schwer vorstellen, dass die Bewohner der neuen Wohnungen am Mauerpark wirklich Freude an ihrer Bleibe hätten. Allein wegen des Trubels oder wegen lärmender nächtlicher „Feiern“ mit Polizei- und Feuerwehreinsätzen – wie zuletzt in der Nacht zu Dienstag. Christian van Lessen 

Am Mauerpark sollen neue Gebäude entstehen. Die Anwohner lehnen das Wohnungsbauprojekt am Rand der Grünfläche ab. Der Bezirk Mitte und der Senat sind aber dafür. Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit!

Christian van Lessen

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