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Berliner Immobilienmarkt: Liegenschaftsfonds hat feinste Filets im Angebot

Bauland in Berlin ist gefragt wie lange nicht. Der Liegenschaftsfonds macht deshalb kräftig Kasse beim Verkauf landeseigener Flächen. Zum Herbstanfang wird das Sortiment aufpoliert.

Auf die Wahl folgt das Geschenk – die 120 Millionen Euro, die der Chef des Liegenschaftsfonds Berlin Holger Lippmann für dieses Geschäftsjahr Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) überweisen wollte, hat der Fonds schon drei Monate vor Jahresfrist beisammen. Aus dem Verkauf landeseigener Grundstücke könnten weitere 30 Millionen Euro zusätzlich in die Landeskassen fließen, glaubt Lippmann. Zumal das wohl wichtigste Schaulaufen der Branche noch vor der Tür steht: die Münchener Immobilienmesse Expo-Real Anfang Oktober. Dahin reist Lippmann mit einem Angebot von Grundstücken in besten städtischen Lagen im Wert von geschätzten 60 Millionen Euro.

Da wären zum Beispiel zwei Wassergrundstücke am Humboldthafen. Der liegt am Hauptbahnhof und ist stadtweit bekannt, seitdem das Ansinnen des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) kläglich scheiterte: Er hatte eine der dort gelegenen Flächen zum Verkauf anbieten lassen mit der Maßgabe, dass der Investor gleich noch eine Kunsthalle für Berlin darauf errichtet. Vorgaben wie diese gibt es nicht bei den beiden nun angebotenen Baulandflächen, die 4300 und 2800 Quadratmeter groß sind. Dass am Humboldthafen, wo zurzeit der „Metaxa-Strand“ seine Liegestühle aufgebaut hat, vor allem Wohnungen entstehen sollen, ist längst kein Investitionshemmnis mehr: Denn Mieten und Kaufpreise sind in Berlin auf Rekordkurs, da rechnet sich der Bau von Wohnhäusern wieder.

Auch am Alexanderplatz ist noch Bauland zu haben. Das Grundstück bietet der Fonds gemeinsam mit dem Bund an, dem ein Teil der Flächen gehört: 31.000 Quadratmeter groß ist das Areal, an der Otto-Braun-Straße gelegen, nördlich des Alexanderplatzes. Noch stehen dort Plattenbauten, die der Bund aber abreißt. Auf sieben Baufeldern kann der Investor fünf bis 15 Stockwerke in die Höhe gehen und eine Geschossfläche von gewaltigen 100.000 Quadratmetern schaffen.

Schelte des Bezirks musste sich der Liegenschaftsfonds gefallen lassen, weil er auch den „Checkpoint Art“ ausschreibt: Der umfasst drei Baufelder, 12.700 Quadratmeter groß, an der früheren Blumengroßmarkthalle gelegen, gegenüber vom Jüdischen Museum. Dafür hatte der Bezirk mit einer Planungsgruppe Ideen für ein kleinteiliges Kunstquartier entwickelt. Nun bietet der Fonds große Bauflächen an, die für Galerien und Kunsthandwerk unerschwinglich sind. Lippmann sagt, der Fonds müsse „mindestens den Verkehrswert“ für das Bauland erzielen. Denn der Berliner Großmarkt, Eigentümer der Flächen, will davon die Errichtung einer neuen Halle finanzieren. Und der Großmarkt musste schon seine alte Halle dem Jüdischen Museum zu einem symbolischen Kaufpreis überlassen. Noch mehr Geld für Kultur kann die landeseigene Firma nicht erübrigen.

Ein weiteres Grundstück mit Bahnanbindung bietet der Liegenschaftsfonds am Schöneberger Südkreuz an. Das liegt unweit des Gasometers, der durch Günther Jauchs Talkshow ins Blickfeld gerückt ist. In Schöneberg stiegen die Mieten und Wohnungspreise zuletzt stadtweit am stärksten. Das Grundstück ist am südlichsten Rand der beliebten gründerzeitlichen Quartiere gelegen und umfasst eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern. Die dort zulässigen Neubauten sollen den Bahnhofsvorplatz einfassen. Ein Hotel, ein Kongress-Gebäude, Kino oder andere Spiel- und Showstätten nennt der Fonds als mögliche Nutzungen.

Das Grundstück, auf dem nicht überwiegend Wohnungen entstehen, mutet fast exotisch an im aktuellen Angebot des Fonds. Rund 1000 Wohnungen können allein schon auf den zur Expo-Real vorgestellten Flächen gebaut werden. Zum Beispiel auch am Petriplatz. Dort liegt ein etwa 1480 Quadratmeter großes Grundstück, das Platz bietet für einen acht Stockwerke hohen, 8000 Quadratmeter Geschossfläche großen Neubau. Der Petriplatz liegt nur wenige hundert Meter vom Nikolaiviertel und vom Schlossplatz entfernt. Wohnungen in den Obergeschossen, Restaurants und Läden im Erdgeschoss, aber auch Praxen und Büroräume schlägt der Fonds als Planungsbeispiele vor.

Auch im bürgerlichen Westen der Stadt, in Charlottenburg, hat der Liegenschaftsfonds ein Grundstück im Angebot: in der Sesenheimer Straße 3,  ganz in der Nähe der Einkaufsmeile Wilmersdorfer Straße, 1870 Quadratmeter groß. Während dort nur eine Baulücke geschlossen wird, bietet der Fonds im südlichen Rahnsdorf (Köpenick) eine ganze Kaserne an: 5,1 Hektar groß, ist dort Platz für bis zu 300 Wohneinheiten. Zwar muss der Investor mit Altlasten rechnen, dafür liegt das Gebiet nahe am weit verzweigten Kanalnetz, das einer benachbarten Siedlung zu dem schönen Namen „Neu-Venedig“ verhalf.

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