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Nicht im Bild, aber ebenfalls neu: Die komplette S-Bahn wird - endlich - klimatisiert sein.

© Simulation: Stadler Pankow GmbH

S-Bahn in Berlin: Erste Bilder, erste Meinung: Wie gefällt Ihnen die neue S-Bahn?

2020 soll auf dem Ring eine neue S-Bahn rollen. Erste Innen-Simulationen der neuen Bahn gibt es bereits.

Die jahrelange S-Bahn-Krise? Vergessen. Jetzt soll alles besser werden. Am Mittwoch sollte mit jahrelanger Verspätung der Vertrag unterzeichnet werden von Senat, Brandenburg und S-Bahn. Dieser gilt bis 2035. Auch erste Innen-Simulationen der neuen S-Bahn gibt es.

Der Senat zahlt dafür 1,8 Milliarden Euro. Hinzu kommen weitere Millionenbeträge, um die alten Fahrzeuge weiter am Laufen halten zu können. Sie sollten nächstes Jahr aufs Abstellgleis, müssen aber bis 2023 durchhalten, weil der Vertrag erst jetzt statt 2011/12 unterschrieben worden ist.

Der Senat hatte die nach EU-Recht erforderliche Ausschreibung für den Ring so kompliziert gestaltet, dass am Ende nur ein Bewerber – die Deutsche Bahn mit ihrer Tochter S-Bahn Berlin – übrig geblieben war. Und die Bahn wiederum hatte die Suche nach einem Fahrzeughersteller so aufgebaut, dass am Ende ihr Favorit Siemens/Stadler einen der bisher lukrativsten Aufträge gewonnen hat.

Insgesamt 1380 Wagen

Fest bestellt hat die S-Bahn für den Ring-Betrieb zunächst 106 Züge – 85 vierteilige (Baureihe 484) und 21 zweiteilige (Baureihe 483) jeweils durchgehend begehbare Fahrzeuge. Insgesamt also 382 Wagen. Sollte die Bahn auch die Ausschreibungen für das Ost-West-Stadtbahn-Netz und die Nord-Süd-Strecken gewinnen, will sie insgesamt 1380 Wagen kaufen – so viele wie noch nie von einer Serie. Die weiteren Ausschreibungen sollen noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.

Die S-Bahn hat gute Chancen, auch hier zu gewinnen. Für Wettbewerber dürfte es jetzt noch schwerer werden, hier zum Zug zu kommen. Zudem will der Senat für den Weiterbetrieb auch die alten Fahrzeuge der Baureihe 485 aus den 1990er Jahren zulassen, von denen die S-Bahn 500 Doppelwagen besitzt, teilweise finanziert vom Bund.

Siemens und Stadler setzen nach eigenen Angaben auf „bewährte und robuste Technik“ bei den neuen Zügen. Die Leistungselektronik sei speziell für den Einsatz im Winter „gehärtet“ worden. Siemens will dabei auf Erfahrungen bei für Oslo gebauten Zügen zurückgreifen, die sich dort bei Eis und Schnee zuverlässig bewährt hätten. Zudem führe die integrierte Steuerung des Antriebs- und Bremssystems aus einer Hand zu einem sicheren und kostengünstigen Betriebsverhalten. Fahrgäste kommen zum ersten Mal bei der Berliner S-Bahn in den Genuss einer Klimaanlage, die den Innenraum etwa um drei Grad gegenüber den Außentemperaturen senken kann, auch wenn sich die Türen häufig öffnen.

Sie werden rund 900 Millionen Euro kosten

Ihr Einbau ist problematisch, weil die Anlagen nicht wie üblich auf dem Dach platziert werden können. Dafür sind der Nord-Süd-Tunnel und zahlreiche Brücken im Netz zu niedrig. Zunächst sollen die Züge zwar auf dem Ring fahren, sie sollen aber im gesamten Netz einsetzbar sein. Deshalb werden die Klimaanlagen zum Teil in der Fahrzeugdecke über den Sitzgruppen sowie unter dem Fahrzeugboden eingebaut. Eine Premiere sind auch die Kameras im Innen- und Außenbereich. Die Bilder können in den Führerstand übertragen werden. Für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder gibt es große Mehrzweckabteile.

Je Doppelwagen ist zudem eine Spaltüberbrückung zwischen Bahnsteig und Zug vorhanden. Die ersten zehn Züge sollen 2020 in den Betrieb gehen, Bis 2023 sollen alle 106 Einheiten ausgeliefert sein. Sie werden rund 900 Millionen Euro kosten. Auch deshalb steigt der Zuschuss des Senats gegenüber dem laufenden Vertrag, der 2017 endet, um jährlich rund 25 Millionen Euro. Die Züge werden echte Berliner sein. Produziert werden sie im Pankower Werk von Stadler. Den letzten Großauftrag für die Baureihe Stadtbahn hatte die S-Bahn in den 1929er Jahren noch auf mehrere Bahnhersteller verteilt. Allerdings bringt auch das beste Fahrzeug nichts, wenn Signale und Weichen nicht funktionieren, Und dafür ist der Bereich Netz des Bahn-Konzerns zuständig, Der Fahrgastverband Igeb fordert auch hier Verbesserungen.

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