zum Hauptinhalt

Bundespresseball 2013: Die ganz große Koalition

2700 Gäste feierten am Freitagabend den Bundespresseball. Sowohl die alte als auch die Regierung in spe waren geladen. Bundespräsident Gauck eröffnete den Abend schwarz-grün.

Die große Koalition begegnete sich berei9150490ts kurz nach dem schwarzen Teppich: CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier trafen zufällig aufeinander und begrüßten sich mit einem herzlichen Schulterklopfen: „Schön, dass du feierst“, rief Gröhe Steinmeier zu.

Nicht nur für die beiden Spitzenpolitiker war trotz der zähen Koalitionsverhandlungen klar: Der Bundespresseball ist ein Pflichttermin. 2700 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur kamen zum Gala-Abend des politischen Journalismus ins Hotel Intercontinental in die Budapester Straße in Tiergarten.

Dass der Ball so kurz nach dem erfolgreichen Verhandlungsende gefeiert wurde, war allerdings Zufall. Schließlich konnte vor Monaten niemand ahnen, dass sich die Verhandlungen bis in die Ballwoche hinziehen würden – und so kam es dieses Mal zu einem Novum bei diesem 62. Ball: Sowohl Mitglieder der noch geschäftsführenden Regierung als auch Vertreter der voraussichtlichen künftigen Regierung waren geladen – nur die Chefin fehlte: Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich erneut entschuldigen lassen.

Aber auch ohne sie war das große Thema des Abends: Wer wird was in der neuen Bundesregierung. „Ich werde bestimmt nichts verraten“, sagte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Auch Hamburgs Regierender Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Steinmeier gaben sich schweigsam. „Ich will hier einfach nur ganz entspannt feiern“, sagte Steinmeier. Und der noch geschäftsführende FDP-Entwicklungsminister Dirk Niebel behauptete sogar, dass es ihn „überhaupt nicht interessiert, wer mein Nachfolger wird“.

Eröffnet wurde der Ball dann aber nicht etwa in schwarz-rot, sondern in schwarz-grün: Sonja Mayntz, die Frau des Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Gregor Mayntz, hatte sich für ein Kleid in dieser changierenden Farbkombination entschieden und damit das Ballthema „Visionen“ perfekt umgesetzt. Bundespräsident Joachim Gauck tanzte mit ihr den ersten Walzer, Gregor Mayntz führte Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt zur Musik des Bundesjazzorchesters übers Parkett.

Gemeinsam nahmen sie am Tisch mit der Nummer 100 Platz, wo ihnen ein visionäres Menü von Küchenchef Thomas Kammeier serviert wurde: warm mariniertes Rinderfilet als Vorspeise, begleitet von einem Weißwein. Gefolgt von Seeteufel mit Champagnerkraut und einem westfälischen Biohuhn in Trüffelsoße, zu dem wiederum Rotwein gereicht wurde. Zum Nachtisch eine Variation von der Pflaume mit Buttermilch-Zitroneneis – ein echtes Querdenker- Menü.

In diesen Genuss kam am Tisch des Bundespräsidenten neben „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe, Deutschlandfunk-Chefredakteurin Birgit Wentzien, ZDF-„Morgenmagazin“-Moderator Wulf Schmiese und Erik Kirschbaum, dem Vorsitzenden des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland, auch Schauspielerin Ornella Muti, die wegen eines Projekts für den Verein Cinema for Peace in Berlin weilte. Ebenso war der Außenminister der Mongolei, Luvsanvandan Bold, in der Hauptstadt und nutze gerne die Gelegenheit zum Ballbesuch. Auch den Gästen mit Flanierkarten wurden Köstlichkeiten geboten: 6000 Austern, 180 Kilogramm Garnelen und fast ebenso viele Muscheln. Aus Zitronen wurde über den Bar im Eingangbereich der Schriftzug „Visionen“ gebaut – dass Visionen manchmal nicht nur sauer schmecken, sondern auch durchaus Platzen können, war im Ballsaal zu sehen. Die Tische waren mit großen, weißen Ballons geschmückt, die gerade dazu einluden, den ein oder anderen knallen zu lassen.

Zu den Gästen gehörte auch die Choreografien Sasha Waltz – sie war allerdings nicht gekommen, um einen kritischen Blick auf die Tanzkünste der Gäste zu werfen, sondern um eine Freundin zu treffen: Gianna Nannini. Die italienische Sängerin war der musikalische Stargast des Abends und wollte ein Best-of ihrer Hits von „Bello“ bis „Scandalo“ präsentieren. Letzterer Titel war allerdings nicht als Vision für die künftige Regierung gedacht – wobei die Opposition gleich zu Beginn des Abends die künftige Koalition testete, allerdings nur auf ihre Tanzkünste hin: Linken-Vorsitzende Katja Kipping ließ sich von Innenminister Hans-Peter Friedrich von der CSU führen. Der Bundespresseball, eine ganz große Koalition.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false