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Berliner Zoo: Andrang beim Minifanten

Am Sonntag herrschte großer Andrang im Berliner Zoo: Die Schaulustigen zog es zum Nachwuchs bei den Elefanten und Flusspferden. Und auch bei Knut schauten alle noch vorbei.

Auf Orje im Zoo sind die Kinder scharf. Er lässt sich streicheln und reiten. Zwei Sechsjährige passen rauf. Hunderte Kinder mögen am Sonntag auf Orjes Rücken gesessen haben. Selbst Erwachsene streicheln gern über seine glatte Haut: ein Liebesbeweis auch für die kleine Ko Raya.

Der kleine Bronze-Jumbo Orje vorm Eingang des Elefantenhauses erinnert an ein Rüsseltier, das am Tag seiner Geburt 1936 von der Bildhauerin Anny Beck in Originalgröße nachempfunden wurde. Ko Raya, zurzeit das berühmteste Zoobaby, ist zwar inzwischen acht Tage alt, aber in der Größe durchaus vergleichbar.

Orje muss für Ko Raya herhalten, die sich im Gehege mit Mutter Pang Pha nur bei gehörigem Abstand bewundern lässt. Kuh und Kalb drehen dem Publikum mitunter respektlos das Hinterteil zu, dann blinzeln sie doch in die Menge, das Kleine hadert mit dem Rüssel, und die Besucher rufen: „Wie süß!“. Am Rand beobachten Pfleger und Zoo-Tierarzt Andreas Ochs die Szene. „Entspannt und ausgeglichen“ seien Mutter und Kind, erklärt der Fachmann, „und wenn Ko Raya müde ist, legt sie sich einfach hin.“

Babys können so verlockend sein. Der Zoo freut sich an diesem Sonntag trotz anfangs unfreundlicher Wetterlage über Besucherscharen. Schon am Morgen bildet sich eine kleine Warteschlange vor den Kassen. Hinterm Haupteingang rechts zum Elefantenhaus – das ist der Weg, den die meisten Besucher gleich einschlagen. Christina Höhna hat ihrem Sohn Lennart zum siebenten Geburtstag eine „XXL-Führung“ spendiert. Der hat sechs Freunde mitgenommen, und Zoo-Mitarbeiterin Annina Geschwill erklärt das Leben der Elefanten, packt ein Schächtelchen aus und zeigt den Kindern ein dickes Elefantenhaar vom Schwanz. Dann geht es zu weiteren Riesen, den Flusspferden, wo es gerade zwei Kälbchen gegeben hat. Auch hier wollen Besucher vor allem den Nachwuchs sehen. Der blinzelt,wenn er aus dem Wasser taucht, herzerweichend in die Kameras.

Andreas Ochs weiß, dass niedliche Tierbabys von großer Zugkraft sind. Der Zoo merkt es an der Kasse. Kündigt sich in diesem Jahr weiterer spektakulärer Nachwuchs an? Ein Okapi wird in den nächsten Wochen erwartet. Ein Zuchterfolg, den das Publikum vermutlich nicht mit der Begeisterung belohnen dürfte, die ein kleiner Gorilla oder Eisbär bekäme. Apropos: Knut ist noch immer ein Magnet,Touristen fragen gleich am Eingang nach ihm, lange suchen muss man ihn nicht. Wo das Publikum lacht und klatscht, ist Knut nicht fern. Er planscht im Wassergraben, wirft mit seinem Ball, er kaut an Gebälk und Möhren und pflegt schalkhaften Blickkontakt.

Viele Besucher gehen nach Knut und vorm Abschluss ihres Zoo-Besuchs ein zweites Mal ins Elefantenhaus. Als ob sie sich versichern wollten, dass noch alles stimmt mit der Kleinen. Es gibt leidvolle Erfahrungen. Der handaufgezogene „Kiri“ legte 2000 nach neun Monaten wegen einer Infektionskrankheit den Rüssel nieder. Auch Orje erwischte es, er lebte nur zwei Jahre.Christian van Lessen   

Christian van Lessen

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