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Dreharbeiten am ehemaligen Flughafen: Tempelhof bröckelt für Panem

Nach dem Volksentscheid werden auf dem Tempelhofer Feld höchstens noch Insektenhotels gebaut. Aber muss man deshalb gleich das Terminal abreißen? Bernd Matthies ist durch Schutthalden am Flughafen Tempelhof irritiert.

Die neue, vermutlich auf Jahrzehnte hinaus geltende Leitlinie für den Flughafen Tempelhof lautet: alles so lassen. Jedenfalls lässt sich das Resultat des Volksentscheids kaum anders interpretieren. Möglicherweise noch zwei oder drei Insektenhotels und ein veganer Imbiss – mehr werden die jeweils verantwortlichen Politiker kaum durchsetzen wollen. Ja, die düstere, nicht von allen Betrachtern geschätzte Massivität der Flughafengebäude könnte sogar den Gedanken aufkommen lassen, dass nicht einmal die wirklich benötigt werden. Einfach ein wenig vernachlässigen, und schon breitet sich die diskrete Aura des Verfalls aus, die doch angeblich Berlin so unerhört anziehend macht, während andere, vom Mammon geschüttelte Mega-Städte wie Paris oder London der Vergessenheit anheimfallen.

Wie könnte das aussehen? Gegenwärtig liegen Teile der Fassade vor der alten Tempelhofer Empfangshalle in Schutt und Asche, das gibt ein anschauliches Bild. Bröselt der Bau schon, wird er von Bewaffneten übernommen? Von prorussischen Separatisten? Aber bei genauem Hinsehen steckt dahinter keine politische Absicht – es sind nur Filmarbeiten. Rund 250 Millionen Dollar soll der Streifen „Die Tribute von Panem“ kosten, da kommt es auf ein paar falsche Zerstörungen mehr oder weniger nicht an. Die Schutthalde besteht aus Styropor, und auch die Waffen der herumstehenden Aufpasser sind offenbar aus Plastik.

Immerhin hat sich Berlin damit als Projektionsfläche für internationale Fantasien aller Art bestätigt – die Stadt kann so vielfältig verfilmbare Illusionen aufbieten wie Bukarest, New York und Ulan Bator zusammen. So wäre beispielsweise auch ein Blockbuster denkbar, der in einem hypermodernen Airport spielt und den ja weltweit keine andere Stadt außer Berlin drehfertig vorhält, nur ein paar Kilometer außerhalb in Schönefeld.

Es ist also wohl das Schicksal der Berliner Flughäfen, dass an ihnen jegliche politische Aktivität einfach abprallt. Wir sollten sie für exterritorial erklären und international zum Kauf anbieten. Vielleicht haben ja die Leute aus Panem eine Idee, wie man das mit dem Brandschutz in BER regelt.

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