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Jörg Meier (l.) und sein Geschäftspartner Stefan Schröder von der Firma "Flatliners" haben unter anderem die ehemalige Zentrale der Landesbank gemietet - um sie für Filmproduktionen aller Art anzubieten.

© dpa

Zwischennutzung in Berlin: Filme drehen in der ehemaligen Landesbank

Die Stadt bekommt noch einen neuen Flughafen: Er wird für Dreharbeiten gebraucht – die Firma „Flatliners“ will dafür eine Bank umbauen.

Viele haben es bedauert, als Berlin mit Tempelhof seinen City-Airport verlor: Im Zentrum der Stadt landen – bequemer ging es wirklich nicht. Aber: Die bislang trostlosen Luftfahrt-Nostalgiker dürfen Hoffnung schöpfen. Bald schon könnte es wieder einen Check-in in der City geben, mit allem Drum und Dran. Nun gut, keine Rollbahn, keine „Follow me“-Wagen, keine Flughafenfeuerwehr, keine Tankwagen und vor allem keine Jets, aber für den Traum vom Fliegen sollte es reichen.

Zwar ist es noch nicht so weit, dass die Firma „Flatliners“, bislang spezialisiert auf die räumliche und logistische Unterstützung von Dreharbeiten mit medizinischen Sujets, sich in „Airliners“ umtaufen müsste, aber die beiden Geschäftsführer Jörg Meier und Stefan Schröder haben mit der ehemaligen Zentrale der Landesbank in der Wilmersdorfer Bundesallee Großes vor. Vor wenigen Wochen haben sie die seit Jahren ungenutzte Immobilie vom Liegenschaftsfonds Berlin (seit 1. März Berliner Immobilienmanagement BIM) gemietet, um sie für Filmarbeiten einzurichten und anzubieten.

Flughafenbetrieb in der alten Landesbank-Zentrale

Da denkt man natürlich sofort an Banküberfälle, ein Filmstoff, für den reale Banken ihre Räume nur ungern bis gar nicht zur Verfügung stellen. Solch ein kriminelles Delikt hat es vor laufender Kamera in der Bundesallee auch schon gegeben, allerdings in der kleinen Schalterhalle des ehemaligen Bankkomplexes. Die große Halle sei für solche Zwecke viel zu aufwendig zu bespielen, sagt Geschäftsführer Meier. Allein die Menge an Komparsen, die man braucht, um solch einen Raum zu füllen und die Szene überzeugend zu gestalten!

Ihm schwebt anderes vor; es muss nur noch eine Filmproduktion mit dem entsprechenden Anliegen an „Flatliners“ herantreten, dann steht man bereit: die ehemalige Schalter- als neue Abfertigungshalle, mit einem Förderband fürs Gepäck, Check-in-Schaltern und was man sonst noch so braucht, um Flughafenbetrieb zu simulieren. Meier sieht darin eine Berliner Marktlücke, die er zu füllen gedenkt. Früher sei gerne der Flughafen Tempelhof für Filmproduktionen genutzt worden, nach Einstellung des Flugbetriebs aber habe man das technische Equipment ausgeräumt und die Halle sei als Drehort für Airport-Szenen unbrauchbar geworden.

Zwar werde mittlerweile auch der BER als Drehort angeboten – wie man im „Tatort“ sehen konnte –, aber Meier erwartet da für „Flatliners“ einen erheblichen Preisvorteil. Nicht jeder Film mit Flughafenszene braucht gleich solch einen riesigen Glaskasten wie in Schönefeld.

Auch Produktionsbüros finden Platz im Bankkomplex

Der alte Bankkomplex bietet aber noch mehr, und Meier ist mit der Auslastung bereits jetzt überaus zufrieden. Man hat dort mietbare Produktionsbüros eingerichtet, von denen aus Filmfirmen die Dreharbeiten zu verschiedenen Projekten leiten können. Polizeireviere, Konferenzräume, Vorstandsbüros sind auch hierzulande regelmäßig benötigte Drehorte. Ein deutsches Remake von „The Wolf of Wall Street“? In der Bundesallee wäre das kein Problem.

Ein weites und überraschendes Aufgabenfeld für einen, der ursprünglich mal Arzt werden wollte. Medizin hat Meier tatsächlich studiert, merkte aber rasch, dass dies nicht das Richtige für ihn ist, die Welt des Films dagegen schon. Der erste Kontakt kam über einen Bekannten zustande, der ihn bat, als Fachberater bei der Vorabendserie „Herzschlag“ auszuhelfen – noch so eine Marktlücke, die erste und für ihn wichtigste, die Meier entdeckte. Nachträglich gesehen, war es der Beginn der Firma „Flatliners“, deren Name auf die Nulllinie bei medizinischen Monitoren wie auch auf den gleichnamigen Film mit Julia Roberts anspielt.

Denn so gut ein Regisseur oder Schauspieler auch sein mag – beim Hantieren mit Spritzen, Skalpellen, Tupfern, ganz zu schweigen von der hochgezüchteten medizinischen Technik, kommt der Laie schnell an seine Grenzen, was man ohne fachliche Anleitung fast noch schneller sieht. Aber für solche Fälle steht „Flatliners“ mit Ratschlägen, Studioräumen, Geräten und der übrigen Ausrüstung bis hin zur korrekten Pillenpackung bereit. Filme wie „Flightplan“ mit Jodie Foster, „Die Bourne-Verschwörung“ mit Matt Damon oder „Unknown Identity“ mit Liam Neeson profitierten davon, oder Serien wie „Polizeiruf 110“, „Wolffs Revier“ und „Für alle Fälle Stefanie“.

Filmdrehs als Zwischennutzungs-Konzept

Anfangs fanden die Dreharbeiten im stillgelegten Oskar-Helene-Heim an der Zehlendorfer Clayallee statt – mit „Flatliners“ als dessen Zwischennutzer, vom Liegenschaftsfonds gewonnen für Monate, aus denen zehn Jahre wurden, bis zum Abriss der Klinik im Herbst 2014. Aber da hatten Meier und sein fürs Betriebswirtschaftliche zuständiger Kompagnon Schröder sich längst auch die alte Lungenklinik Heckeshorn in Wannsee gesichert, wieder vom Liegenschaftsfonds gemietet.

Seither hat es gelegentlich Irritationen über die Dauer dieser Zwischennutzung gegeben, vor drei Jahren durch Überlegungen zur erneuten Nutzung als Krankenhaus oder unlängst zur teilweisen Verwendung als Flüchtlingsheim, wovon Meier sich aber nicht betroffen sieht. Ohnehin verteilt sich „Flatliners“ mittlerweile auf mehrere Standorte, nutzt neben Heckeshorn Räume im alten Alcatel-Gebäude in der Tempelhofer Colditzstraße, weitere in der Oberbaum-City – und hat vielleicht bald schon in der Bundesallee einen eigenen Flughafen.

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