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Der Anhalter Bahnhof, 1880 eröffnet, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1959 gesprengt, war einer der wichtigsten Bahnhöfe Berlins (Aufnahme um 1924).

©  bpk/unbekannter Fotograf

Berlins historische Bahnhöfe: Mächtig unter Dampf

Ein Fotoband zeigt Glanz und Niedergang von Berliner Fern- und Regionalbahnhöfen. Die kaum bekannten Aufnahmen spiegeln eindrucksvoll die Geschichte der Stadt wider.

Was für Prachtbauten! Und was für ein Elend! Berlins Bahnhöfe waren meist immer mehr als nur ein Haltepunkt. Im 19. Jahrhundert entstanden Paläste, ja, so mancher Zeitgenosse schwärmte sogar von Schlössern. Nach dem Krieg war es damit vorbei; vor allem die Kopfbahnhöfe, in denen die Züge ihre Fahrten begannen oder beendeten, waren zerstört; an einen Wiederaufbau dachte man nicht. Dummerweise lagen sie fast alle auf West-Berliner Gebiet, um das die Reichsbahn der DDR einen weiten Bogen machte. Ohne große Proteste wurden die Ruinen in den 1950er Jahren platt gemacht. So wehte der Zeitgeist.

Was verloren gegangen ist, zeigt Boris von Brauchitsch in einen Fotoband mit meist noch unbekannten Bildern vorwiegend von der bpk-Bildagentur der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Textlich beschränkt sich von Brauchitsch bei jedem Bahnhof auf eine kurze Bau- und Betriebsgeschichte, auch zu den Fotos gibt es nur einige Stichwörter oder gar nur Jahreszahlen. Schade, hier wünscht man sich manchmal doch mehr Informationen zum gezeigten Bild.

„Unter Dampf“ geht die Reise durch die Vergangenheit chronologisch vom 1838 eröffneten Potsdamer Bahnhof bis zum wenig bekannten Auswandererbahnhof Ruhleben von 1891. Er war gebaut worden, weil Berlin zu einer Durchgangsstation vorwiegend für Juden geworden war, die nach einem Attentat auf den Zaren nach 1881 Russland verlassen mussten und über Hamburg oder Bremerhaven in die USA wollten. Das Umsteigen in Berlin war nicht einfach. Von der Ankunftsstation Schlesischer Bahnhof, der vorher Frankfurter Bahnhof hieß, bis zum Lehrter Bahnhof, in dem die Züge gen Bremen und Hamburg fuhren, mussten sich die Auswanderer durchs Zentrum der Stadt schlagen. Und auch damals schlug den Fremden Misstrauen und Ablehnung entgegen. Deshalb leitete man die Züge aus dem Osten um die Stadt herum und fuhr umsteigefrei bis Ruhleben. Die letzten Überbleibsel des Auswandererbahnhofs wurden erst 2012 abgerissen.

Selbst von den Bahnhöfen der Stadtbahn zwischen Ostbahnhof und Charlottenburg, die es heute noch gibt, ist von den Anfangsbauten nicht viel übrig geblieben. Umbauten und der Wiederaufbau nach dem Krieg haben sie gewaltig verändert.

Brauchitsch zeigt von den meisten Bahnhöfen deren Glanzzeiten, den Alltag der Fahrgäste, den Betrieb mit Dampflokomotiven – und dann die zerstörten Bauten. Ein Kontrast, der die Geschichte der Stadt widerspiegelt. Nicht nur aus der Sicht von Eisenbahnliebhabern.

Unter Dampf. Historische Fotografien von Berliner Regional- und Fernbahnhöfen. Hrsg. von Boris von Brauchitsch. Fotografien aus der bpk-Bildagentur. Edition Braus, Berlin. 168 Seiten, 155 Abbildungen, 24,95 Euro.
Unter Dampf. Historische Fotografien von Berliner Regional- und Fernbahnhöfen. Hrsg. von Boris von Brauchitsch. Fotografien aus der bpk-Bildagentur. Edition Braus, Berlin. 168 Seiten, 155 Abbildungen, 24,95 Euro.

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