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Eisenbahn-Markthalle: Nächster Halt: Käsetheke

Einkaufsbummel, Kaffeeklatsch und Leckerbissen: 120 Jahre nach der ersten Eröffnung kehrt ab Samstag wieder Leben in die Kreuzberger Eisenbahn-Markthalle ein.

Bunte Plakate im Kiez kündigen es längst an. An diesem Sonnabend kehrt wieder Leben ein in die alte Markthalle in der Kreuzberger Eisenbahnstraße, 120 Jahre nach der ersten Eröffnung am 1. Oktober 1891. Die neuen Betreiber der Markthalle IX GmbH, die Lebensmittelhändler Bernd Maier, 43, und Florian Niedermeier, 44, und der Volkswirt Nikolaus Driessen, 34, wollen aus der einst trostlosen Halle mit den gusseisernen Säulen und der hellen Decke ein Kiezzentrum machen, wo man sich zum Plaudern trifft und die Einkäufe erledigt.

In den vergangenen Wochen legten sie die alten Marktstände mit Rollgittern wieder frei. Der Schriftzug „Charlotte Schmurr Butter Käse“ kam zum Vorschein, doch Butter und Käse wurden dort schon lange nicht mehr verkauft. Die Betreiber entfernten am Eingang zur Eisenbahnstraße eine Tür und die eingesetzte Decke, nun ist der Blick zum Gewölbe wieder frei. Die Halle soll schrittweise entwickelt werden. Zuerst ist freitags und sonnabends Markt mit 30 Händlern. Darunter sind die Bäckerei Soluna und die Weinhandlung Suff aus Kreuzberg, die Zehlendorfer Fleischerei Bauch, Käsehändler Ivo Knippenberg aus Französisch-Buchholz und Fischhändler Ingo Apelt aus dem Harz. In den kommenden vier Jahren dann soll sich sowohl von Anbietern als auch Markttagen vergrößert werden. Irgendwann soll es Kochkurse geben und ein Kulturprogramm.

Im Keller riecht es noch etwas muffig, dorthin soll ein Proberaum kommen und die Pilzzucht der Prinzessinnengärten. Hinter der Eisentür, wo einst die Kühlräume waren und heute nur noch leere Fleischhaken hängen, könnte ein Käselager entstehen. Die Kleinmieter in der Halle sollen bleiben dürfen. „Endlich passiert hier was“, sagt Inge Wruck, die mit ihrer kleinen Cafébar seit 1989 in der Halle ist. Auch Memmet Bingül freut sich. Der ehemalige Hauswart wohnt in der alten Hausmeisterwohnung im ersten Stock, und Betrunkene schmeißt er auch mit seinen 75 Jahren noch aus der Halle raus, erzählt er. Die Pläne reichen von einer Sitzpyramide und Schauküche in der Hallenmitte bis zu Gastronomie im oberen Bereich der Seitenschiffe. Verschwinden sollen die Filialen: Drospa in der Mitte kommenden Jahres, Aldi ein Jahr später und Kik 2014, sagt Niedermeier. Dann könnten die neuen Besitzer alle 3100 Quadratmeter nutzen. Insgesamt vier Millionen Euro wollen sie investieren. Die Halle bespielen sie schon seit zwei Jahren mit einzelnen Veranstaltungen. Bis Sonntag beispielsweise gestalten Künstler Wahlplakate um und ersetzen Politiker durch Kreuzberger.

17 Bewerber wollten die Markthalle für 1,15 Millionen Euro von der Berliner Großmarkt GmbH kaufen, am Ende konnten sich Driessen und Mitstreiter durchsetzen. „Das war das bessere Konzept“, sagt Andreas Foidl, Großmarkt-Geschäftsführer, „kleinteilig, kiezorientiert und mit einer kulturwirtschaftlichen Nutzung.“ Der schrittweise Umbau sei „von Vorteil, um die Halle behutsam zu einer vernünftigen Markthalle zu machen“.

Die Eröffnungsfeier geht heute von 9 bis 16 Uhr, danach ist auch freitags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Erntedankfest am Sonntag, 11 Uhr Gottesdienst, 12 Uhr Mittagessen, gratis. Infos auf www.markthalleneun.de

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