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Abschiedsmesse: Woelki verabschiedet sich aus Köln

Der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki feierte eine Abschiedmesse in seiner Heimatstadt Köln. Kardinal Meisner schenkte ihm einen Hirtenstab.

Hier ist er groß geworden, hier wurde er zum Priester geweiht, hier war er Kaplan, Privatsekretär von Kardinal Joachim Meisner, Leiter eines Priesterseminars und zuletzt acht Jahre Weihbischof: Das Kölner Erzbistum ist für Rainer Maria Woelki Heimat, Fundament im Glauben und fester Boden. Am Sonntagabend verabschiedete er sich mit einer Messe im Dom aus seiner Heimatstadt. Im Juli hatte Papst Benedikt XVI. den 54-Jährigen zum neuen Erzbischof von Berlin und Nachfolger des verstorbenen Kardinal Sterzinsky ernannt. Am 27. August wird er in der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale in sein Amt eingeführt. Woelki zelebrierte die Messe am Sonntag selbst — seine vorerst letzte unter dem hohen Himmel des mächtigen Bauwerks, wo die Orgel braust und die Abendsonne durch prachtvolle Mosaikfenster fällt. Immer wieder musste er schlucken und hinter seiner Harry-Potter-Brille mit Tränen kämpfen, der Abschied fällt ihm nicht leicht. „Jesus hat die Stürme auf dem See Genezareth erlebt – wer von uns hat nicht schon Stürme in seinem Leben durchstehen müssen?“, fragte Woelki. Da könne man nur versuchen, der Aufforderung des Herrn zu entsprechen: Habt keine Angst. Es klang ein wenig, als wolle er sich Mut zusprechen.

Trotz der Ferienzeit waren 1500 Christen zum Abschiedsgottesdienst gekommen, 30 Ministranten und über 60 Diakone und viele Pfarrer. Aus Berlin waren Diözesanadministrator Matthias Heinrich, Weihbischof Wolfgang Weider und Dompropst Stefan Dybowski angereist, um mit dem neuen Amtsbruder in ihrer Mitte die Messe zu feiern. Es war ein festliches Hochamt mit Orgel und Trompete, Musik von Händel und Scarlatti.

Kardinal Meisner lobte seinen Ziehsohn Woelki als „glaubwürdigen Zeugen Christi“. Er habe überall „Spuren des Segens hinterlassen“. Selbstverständlich sei das Lob nicht, sagten hinterher einige, die mit dem Bistum vertraut sind. Woelki sei nicht immer einer Meinung mit Meisner gewesen, in den vergangenen zwei Jahren hätten sie kaum miteinander gesprochen. Am Ende der Messe schenkte Meisner dem künftigen Berliner Bischof seinen Ersatz-Hirtenstab. Er brauche keine zwei Hirtenstäbe mehr, als alter Kardinal habe er nicht mehr viele Wege zu gehen, sagte Meisner. Außerdem passe die Höhe des Stabes besser zu Woelkis „gotischer Gestalt“ als zu ihm. Woelki ist groß und hager. Das „Standhalten gegen die Babylonisierung und Atheisierung von Gesellschaft und Welt“ werde Woelki „oft auf die Anklagebank der öffentlichen Meinung“ versetzen, prophezeite Meisner, der von 1980 bis 1989 selbst Bischof in Berlin war. Aber nur wer bereit sei, für die Wahrheit zu leiden und „den Kreuzweg des Meisters mitzugehen“, sei ein wahrhafter Jünger Christi und könne eine „tiefe Wärme und wirkliche Herzlichkeit“ ausstrahlen.

Auf seinen neuen Hirtenstab gestützt bedankte sich Rainer Maria Woelki am Ende der Messe in einer bewegenden Ansprache bei Meisner, bei seinen Mitarbeitern und den Kölner Katholiken. Er entschuldigte sich auch bei allen, „die ich vielleicht nicht richtig wahrgenommen oder denen ich durch schnoddrige Art Unrecht getan habe“. Nach der Messe wurde er vor dem Dom mit Geschenken überhäuft. Anhänger der besonders frommen neokatechumenalen Gemeinschaften schenkten ihm einen FC-Köln-Schal, andere überreichten Dom-Devotionalien und ein Stück Stein der Fassade. Im Domforum wurde weitergefeiert mit dem Karnevalslied „Mer losse d’r Dom en Kölle“, Kabaretteinlagen und weiteren Lobeshymnen auf den Scheidenden. Und irgendwann rief Rainer Maria Woelki mit geröteten Wangen: „Kann mir nicht mal jemand ein Kölsch bringen?“

„Woelki ist tief religiös und zeigt Kante“, sagte ein Diakon auf dem Empfang, „man kann super mit ihm umgehen, man weiß immer, woran man ist.“ „Der Aufbruch nach Berlin ist für Woelki eine Befreiung“, glaubt Thomas Nickel, der Vorsitzende des Kölner Diözesanrates, der obersten Vertretung der Kölner Katholiken. Jetzt könne er endlich selbst gestalten. „Revolutionäres“ habe er schon bei der ersten Pressekonferenz im Juli in Berlin gesagt, so Nickel. Zum Beispiel zum Thema Homosexualität. „Ich gehe mit dem Thema so um, wie es im Katechismus steht“, hat Woelki damals gesagt. Homosexualität werde dort als eine „Neigung“ beschrieben, „die objektiv ungeordnet ist“, den Betroffenen sei aber „mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen“. „Sowas hätte er in Köln nie sagen können“, sagt Thomas Nickel. „Hier gilt Meisners Lehre: Homosexualität ist Sünde. Punkt.“ Bei der Pressekonferenz hatte Woelki auch gesagt, die Rolle der Frauen in der Kirche müsse gestärkt werden, und dass er sich Frauen als Chefinnen in der Bistumsverwaltung vorstellen könne. Frauen als Generalstabsleiterinnen? Thomas Nickel sagt: „In Köln undenkbar.“ Am Sonntagabend betont Woelki: „Ja, ich freue mich auf Berlin.“

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