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Verkehrschaos: Schnee bremst Tourismus aus

Viele Berliner Hotels müssen vermehrt Stornierungen wegstecken, weil die Schneemengen den Verkehr und damit auch den Touristenstrom von und nach Berlin lahmgelegt haben. Andere profitieren dagegen von den vielen Flugausfällen, da die Airlines ihre gestrandeten Fluggäste unterbringen müssen.

Die einen kommen erst gar nicht hin, die anderen nicht mehr weg: Zahlreiche Berliner Hotels verzeichnen in diesen strengen Wintertagen durch den eingeschränkten Flug- und Bahnverkehr Stornierungen oder sie müssen erleben, dass Gäste ohne Anruf oder E-Mail einfach ausbleiben. Auf der anderen Seite profitieren die Hotels davon, dass viele Flüge ausfielen und die Fluggesellschaften ihre gestrandeten Passagiere oft für zwei oder gleich drei Nächte unterbringen mussten. „Wir verzeichnen trotz manch wetterbedingter Stornierungen sogar ein kleines Plus durch die zusätzlichen Gäste“, sagt Makbule Acar vom Econtel in Charlottenburg, wo besonders viele Passagiere aus Frankreich und den Niederlanden und sogar eine ganze Schülergruppe die Wartetage überbrücken. Die Airlines zahlen für sie in der Regel sowohl Zimmer und Frühstück als auch das Abendessen.

Etwas anders sieht es im Novotel am Tiergarten aus, hier fallen mehr Stornierungen als Buchungen an. „Bei uns wurden sogar ganze Veranstaltungen wie zum Beispiel Tagungen abgesagt, weil die Teilnehmer nicht nach Berlin kamen“, erzählt Empfangschefin Maren Seeger und hofft auf mehr Betrieb spätestens an Silvester, obwohl es auch hierfür zurzeit noch weniger Buchungen als im Vergleich zum Vorjahr gebe. Für Jörg Schöpfel haben die Schneemassen derzeit sogar etwas von einem kleinen Vulkanausbruch. Zwar versucht der Inhaber des Hostels „East Seven“ in Prenzlauer Berg gelassen zu bleiben, doch etwas besorgt blickt er auf die kommenden Tage: „Wir hatten bereits im Frühjahr wegen der Ereignisse in Island große Einbußen und hoffen daher, dass uns die kalte Witterung nicht einen zweiten Vulkanasche-Effekt beschert“, sagt Schöpfel. Hoffnung, dass es nicht ganz so schlimm wird, hat er, weil viele seiner Gäste mit Interkontinentalflügen kommen, die von den derzeitigen Flugausfällen weniger betroffen sind. Nicht nur zu Silvester, selbst über die Weihnachtstage – für viele Hotels meist eine etwas ruhigere Zeit – seien die 60 Hostelbetten ausgebucht, so Schöpfel: Vor allem Touristen aus Australien, Kanada und Lateinamerika haben sich anscheinend entschieden, die Weihnachtstage in Berlin zu verbringen.

Welche Kosten auf den Hotelgast zukommen, der eine Buchung stornieren muss, wird von Haus zu Haus anders gehandhabt. Bei Stammgästen wird aus Kulanz oft ganz auf eine Stornierungsgebühr verzichtet, manche Hotels verlangen den Preis für die erste Übernachtung, wenn der Gast nicht 24 Stunden vorher absagt. „Nach dem Gesetz würden wie bei einem Autokauf eigentlich 100 Prozent der Gesamtkosten anfallen“, erklärt Thomas Lengfelder, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Berlin. Bei vielen Internetbuchungen gelte aber die Regel, dass sogar eine Stornierung noch am Anreisetag bis 18 Uhr kostenlos sei. Besonders unbeliebt in den Hotels sind die sogenannten „No-shows“, der branchenübliche Ausdruck für das wortlose Nicht-Erscheinen eines Gastes. In solchen Fällen kann es durchaus sein, dass das Hotel auf die Übernahme eines Großteils der Kosten besteht.

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