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Update

Polizeieinsatz in Charlottenburg: Verdächtige Tüte und rechtsextremes Flugblatt entdeckt

Die Polizei prüft, ob angesichts der Berichte um die Jenaer Neonazis ein Nachahmungstäter am Werk war: In Charlottenburg wurden ein möglicher Brandsatz und ein Zettel mit rechtsextremen Parolen gefunden.

Eine verdächtige Tüte, aus der eine Flüssigkeit lief, und ein Zettel mit wirren, rechtsextremen Parolen: Diese Kombination hat am Dienstagmorgen einen Polizeieinsatz in Charlottenburg ausgelöst. Der erste Verdacht: ein von Rechtsextremen gelegter Brandsatz. Betroffen war das Gebäude in der Bismarckstraße, in dem sich auch das traditionsreiche Tanzlokal „Café Keese“ befindet. Der Hausmeister entdeckte gegen 7.40 Uhr vor der Tiefgaragenzufahrt die Plastiktüte, die Flüssigkeitslache und das DIN A4-Blatt, welches mit ausländerfeindlichen Parolen bedruckt war. Er rief die Polizei. Das Schreiben, auf dem unter anderem „Kanaken raus“ stand, soll in schlechtem Deutsch verfasst gewesen sein. Beamte des Staatsschutzes sicherten die Gegenstände und übergaben sie an Kriminaltechniker. Diese sollen nun prüfen, ob die Flüssigkeit überhaupt gefährlich oder brennbar war, hieß es bei der Polizei. Die Hintergründe, warum das Schreiben und die Tüte an diesem Ort in der Bismarckstraße abgelegt wurden, seien noch völlig unklar. Eine ausländische Institution oder Einrichtung, die als Ziel in Betracht käme, befinde sich nicht in der Nähe. Die Tat eines Nachahmungstäters, der sich im Zuge der aktuellen Berichterstattung zu der rechtsextremen Terrorzelle aus Thüringen hervortun wollte? Ob es sich um eine Nachahmungstat handele, werde geprüft, sagte ein Polizeisprecher. Dass es einen Zusammenhang zu den Taten der rechten Terrorverdächtigen aus Thüringen gibt, schloss die Polizei zum momentanen Zeitpunkt aus. Anwohner berichten, dass sie in der Nacht zu Dienstag gegen 23.30 Uhr einen extrem lauten Knall gehört hätten. „Dieser Knall ist uns bekannt. Wir sehen aber keinen Zusammenhang zu der gefundenen Tüte“, sagte ein Polizeisprecher. Die Anwohner des Hauses zeigten sich trotz des Polizeieinsatzes unaufgeregt. Ein möglicher rechtsextremer Hintergrund würde sie verwundern, war zu hören. In dem Haus wohne lediglich eine ausländische Familie. Mögliche Anschlagsziele für die rechtsextremistische Szene gebe es nicht, weder in dem Gebäude noch in der Umgebung. Im Obergeschoss des Hauses befindet sich auch eine Filmproduktionsfirma, außerdem hat ein Verlag dort Büroräume. Nach jetziger Einschätzung von Sicherheitsexperten sei es unwahrscheinlich, dass Mitglieder der in Berlin agierenden rechtsextremen „Freien Kräfte“ – ein Zusammenschluss von etwa 200 Personen, die laut Verfassungsschutz „anlassbezogen miteinander politisch agieren“ – für diese Tat in Frage kommen.

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