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Wowereit

© dpa

Hoffest: Einen Abend wahlkampffrei

Klaus Wowereit lud 4000 Gäste zum Hoffest ins Rote Rathaus. Neben Spitzenpolitikern wollten auch Showstars und Kreative mitfeiern.

Milde Temperaturen und ein strahlender Altweibersommer-Himmel über dem Roten Rathaus begrüßen am Dienstagabend beim traditionellen Hoffest die rund 3000 von Klaus Wowereit geladenen Gäste.

Neben der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau, und dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses Walter Momper sind zahlreiche Senatsmitglieder und auch die landespolitischen Vertreter aller Parteien anwesend. Auf Bundesebene sieht das schon anders aus, als wolle Berlin sich – ganz anders als beim von Bundespolitikern gut besuchten Hoffest vor vier Jahren – nun lieber aus dem großen Wahlkampf heraushalten: Nur Grünen-Chefin Renate Künast ist gekommen und läuft interessiert die lange Reihe der Stände ab, an denen sich die rund 90 Sponsoren des Festes präsentieren.   Wie viel Geld genau aus welcher Quelle geflossen ist, will der Veranstalter, die privatwirtschaftliche Hauptstadtmarketing-Gesellschaft „Berlin Partner“, nicht preisgeben. Grüne und FDP machen dem Senat „Geheimniskrämerei“ zum Vorwurf. Doch im Laufe des Abends werden die Zahlen, von denen manche Gästegruppen tuscheln, zunehmend konkreter, und am Ende munkelt man, jeder Sponsor habe für seinen Stand im Schnitt 8500 Euro bezahlt. Der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin hat als neues Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank in Frankfurt, wo er für Risikocontrolling und Bargeldumlauf zuständig ist, vermutlich Zahlen ganz anderer Größenordnung im Kopf. Vier Tage im Monat sei er Frankfurt, viel von der Stadt am Main sehe er aber in dieser Zeit nicht, erzählt Sarrazin, als er gegen halb acht vor dem Rathaus ankommt. Dann geht er schnell weiter, um jemanden zu begrüßen: Es ist der frühere Chef der Berliner SPD, Peter Strieder, der im Rahmen der Tempodrom-Affäre im Jahr 2004 alle politischen Ämter niedergelegt hatte.

Auch Prominente aus Wirtschaft und Kultur zählen zu den Gästen, unter ihnen der Berliner Schauspieler Ulrich Matthes, der auf seinen Turnschuhen flink durch die Menge kommt, sowie die Schauspielerin Jenny Elvers-Elbertzhagen, die damals in Detlev Bucks Neukölln-Drama „Knallhart“ mitgespielt hat. Und auch auf den Bühnen ist viel Berlin, etwa bei den gebürtigen Berlinern von Kissogram mit ihrem kühlen New-Elektro-Rock oder bei der Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot aus Prenzlauer Berg. Wer die Musik nicht mag, schlemmt am Buffet, es gibt Oktopus, Trüffelpilze, Entenleberpastete. Manche sagen, so gut war das Essen noch nie.

Bei aller guten Stimmung bleibt aber das neunte Hoffest vom Tagesgeschehen nicht ganz unberührt: Einen „Skandal“ und eine „Katastrophe“ nennt Wowereit den neuen Chaostag bei der Berliner S-Bahn. Und seine Gäste können später beobachten, wie sich Mitarbeiter von BVG und S-Bahn gegenseitig necken. In aller Freundschaft, natürlich. 

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