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Hausherr gesucht. Die ehemalige Hochschule der FDJ am Bogensee steht zum Verkauf.

© Georg Moritz

Thema Liegenschaftsfonds: Die Filetstück-Fachverkäufer

Lange Jahre hatte der Liegenschaftsfonds des Landes Berlin vor allem eine Aufgabe: Kasse machen mit Immobilienverkäufen an Meistbietende. Unter neuer Führung soll er nun mehr der sozialen Stadt dienen

Investoren, sagt Monika Glauche, seien scheu. Werden ihre Pläne zur Unzeit öffentlich, können sie sie vergessen. Deshalb bittet Glauche, die Männer in den dunklen Mänteln, die den matschigen Waldweg hinunterlaufen, nicht zu behelligen. Monika Glauche wartet auf einem kleinen Parkplatz am Ende der Privatstraße nach Bogensee auf einen verspäteten Interessenten. Sie trägt eine gelbe Daunenjacke und hat einen Packen Prospekte vor den Bauch gepresst. „Ein Exposé vielleicht?“, fragt sie.

Glauche verkauft für das Land Berlin öffentliche Grundstücke und Gebäude. Heute musste sie mit ihrem BMW über die Stadtgrenze hinaus und tief in die Brandenburger Wälder hinein. Es geht über holprige, kurvige Landstraßen, auf denen bereits Erich Honecker und der spätere Verteidigungsminister der DDR, Heinz Keßler, einst unterwegs gewesen sein müssen, nur mit Fahrrädern. Nach dem Krieg suchten sie im Umland wenig versehrte Häuser, die sie und ihre Parteikader nutzen konnten. Hier, hinter Wandlitz, stießen sie auf die Villa von Hitlers Propagandaminister Goebbels und machten sie zur Hochschule der FDJ.

Das Areal ist nur eines von vielen Objekten, die der Liegenschaftsfonds des Landes Berlin an den Investor oder die Investorin bringen möchte. Lange Jahre hatte der Fonds, den es seit 2001 gibt, vor allem eine Aufgabe: Kasse machen mit kommunalen Immobilien. Die Frage nach deren späterer Verwendung durch die Käufer - inwieweit die etwa der sozialen Mischung in der Stadt und dem Gemeinwohl dienen sollte - spielte eine untergeordnete Rolle. Doch spätestens mit dem jüngsten Wechsel an der Spitze des Fonds scheint sich das nun zu ändern: Zumindest möchte dessen neue Chefin Birgit Möhring einen planvolleren Umgang mit den Immobilien des Liegenschaftsfonds. Was genau sie damit meint, was aus Goebbels' Villa werden soll und welche Bedeutung Berlins landeseigene Makler mit dem nach wie vor eindrucksvollen Portfolio für die bauliche und soziale Entwicklung Berlins haben, lesen Sie morgen auf der Doppelseite unserer gedruckten Samstagsbeilage MEHR BERLIN.

Und wie immer ist das natürlich nicht alles, was wir Ihnen auf unseren "Vier Seiten Kunst, Politik und Stadtgefühl" bieten: "Ich komme aus Rumänien und nicht aus dem Urwald!" hat Flavia Abrudan einen Text übertitelt, indem sie - anlässlich der Debatte um Arbeitnehmerfreizügigkeit und dem Zuzug von Fachkräften aus Osteuropa - beschreibt, wie schwer es selbst einer hoch qualifizierten Juristin gemacht wird, wenn sie von Bukarest nach Berlin übersiedelt. In einer kurzen Szene beschreibt Maris Hubschmid, wie sich ein Achtjähriger mit einer alten, etwas derangierten Dame an der Bushaltestelle unterhält - und wie seiner stolzen Mutter das gar nicht zu gefallen scheint. Und schließlich wünschen wir uns noch einen echten Berliner Winter herbei.

Die Texte der Beilage lesen Sie exklusiv im gedruckten Tagesspiegel vom 11.1.2014 oder ab sofort in Ihrem E-Paper.

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