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© ddp

Kinderkarneval: Am Zug der Prinzessinnen

Bunte Kleider, laute Trommeln: 1000 Kinder tanzten bei ihrem Karneval der Kulturen durch Kreuzberg. Am Sonntag sind die Erwachsenen dran. Ab 12 Uhr wird eine halbe Million Menschen an den Straßen erwartet.

Die Choreographie vor Aufregung zu vergessen, das wär' jetzt wirklich doof. Denken sich auch die Kinder der Sambagruppe "Kreuzberger Musikalische Aktion" (KMA) beim 13. Kinderkarneval und üben vorher noch mal schnell ihre Tänze. Sie bilden die Zugspitze am Mariannenplatz in Kreuzberg, und Josephine ist schon aufgeregt. Die Zehnjährige ist das erste Mal dabei. "Hier kann man auch mal was anderes lernen", sagt sie. Und was? Na, nicht immer nur Matheaufgaben, sondern Samba halt. Ihre Kostüme haben sie selbst genäht, erzählt Vassiliki Gortsas, die den Kinderumzug vom KMA aus organisiert und betreut. Mehr als 1000 Kinder haben sich für den Kostümumzug an diesem Sonnabend angemeldet. Das Motto: "Der Eisvogel ist los".

Die anderen Kinder, die nicht Teil des Programms sind, haben trotzdem ihre Kostüme aus den Schänken geholt. Von überall her kommen kleine Prinzessinnen, Feen, Indianer, Piraten und Löwen herbeigelaufen. Ein Junge geht als Flugzeug, er steckt in einer entsprechend bemalten Kiste. Als Vampir ist der vierjährige Finn verkleidet, der mit seinen Eltern das erste Mal dabei ist. Aufgeregt tippelt er von einem Fuß auf den anderen, in Erwartung, was gleich passiert. Seine Mutter Petra Sostmann hat bisher nie etwas von der Veranstaltung mitbekommen. "Wir waren ganz überrascht, dass es schon der 13. Kinderkarneval ist", sagt sie. Da wollten sie sich das Fest unbedingt angucken. Kurz vor 14 Uhr geht es dann auch endlich los. 100 Gruppen trommeln, tanzen oder spielen Instrumente, begleitet von 133 Zugordnern und Helfern. Die Straßen sind gesäumt von zuschauenden Eltern und ihren Kleinen, Kinderwagen stehen herum. Ziel des Umzug war der Görlitzer Park, wo anschießend ein großes Familienfest steigen sollte. Die Veranstalter sprachen von 12 000 Besuchern.

Der Höhepunkt des Karnevals der Kulturen wird wie jedes Jahr am heutigen Sonntag stattfinden: Der Straßenumzug durch Kreuzberg. Um 12 Uhr, noch bevor der Umzug startet, beginnt am Hermannplatz eine afro-brasilianische Zeremonie: Seit 13 Jahren eröffnet die Gruppe Afoxé Loni tanzend, singend und trommelnd den Straßenumzug. Dann werden 4700 Teilnehmer aus rund 80 Nationen mit Wagen, Tänzen und Akrobatik der Menge einheizen. Ein Motto gibt es nicht, nur eine Botschaft: Die Vielfalt Berlins. "Typisch Kreuzberg, dieses Fest passt gar nicht woanders hin", sagt eine Frau. Sie liebt wie so viele den Umzug und schlendert auch gern über das Straßenfest auf dem Blücherplatz.

Noch bis Montag kann man sich dort durch die zahlreichen Nationen futtern. Genau der richtige Ort für Fernweh-Geplagte. 400 Stände sollten da reichen. Ob Kuba, Vietnam, Indien, Afrika, Schweiz, Argentinien, Russland - es herrscht kulinarische Vielfalt beim Karneval der Kulturen. Dazu gibt es vier Bühnen, eine karibische Strandbar mit Sand, sowie Hellseher, Yogalehrer, Trommler - ausgelassene Fröhlichkeit eben. Die Veranstalter rechnen erneut mit mehr als einer Million Besuchern. Alle hoffen auf die Sonne oder wenigstens trockene Tage. Doch selbst ein paar Tropfen Regen sollten den Karneval der Kulturen nicht Trüben - ist es doch ein Fest der Freude. 

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