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"Eine Impression, eine Wahrnehmung, ein Augenblick – all das führt bei mir zu einem inneren Bild, das mich antreibt, meine Farben hervor zu holen", sagt die Malerin Liane Käs

© Anett Kirchner

Tag der offenen Ateliers in Steglitz-Zehlendorf: Auf der Suche nach der einen Welle

Zum Wasser schauen und mit Wasser malen – so arbeitet die Lankwitzer Malerin Liane Käs. Sie ist eine von 38 Künstlern, die am 7. November zum Tag der offenen Ateliers in Steglitz-Zehlendorf die Pforten zu ihren Studios öffnen.

„Ich sehe 100 Wellen und eine inspiriert mich“, beschreibt die Malerin Liane Käs. Sie schaue hin und sofort verschwinde das Bild wieder. Nur ein Augenblick. Gespeichert vor dem geistigen Auge. Alles ist in Bewegung. Wenige Künstler malen das. Liane Käs hat es immer gereizt. Die Energie des Meeres, wie sich eine Welle entwickle und das Zusammenspiel mit den Wolken. Im Wasser stehen, zum Wasser schauen und mit Wasser malen – das ist ihre Leidenschaft. Dafür unternimmt die Berlinerin weite Reisen ans Meer. Um letztlich in ihr Atelier nach Lankwitz zurück zu kehren und das Gesehene auf Leinwand zu bannen.

Liane Käs gehört zu den 38 Künstlern in Steglitz-Zehlendorf, die am Sonnabend, den 7. November, ab 11 Uhr ihre Ateliertüren für das breite Publikum öffnen. Der „Tag der offenen Ateliers“ findet hier im Bezirk zum dritten Mal statt. Es beteiligen sich Drucktechniker, Bildhauer, Zeichner, Maler, Fotografen und Kalligraphen. Mit dabei ist auch Christine Sophie Bloess aus Zehlendorf, die zu den Organisatoren gehört. Sie arbeitet mit Installationen, Fotografien und abstrakter Malerei, bei der vor allem „die Farbe“ im Mittelpunkt steht.

Ebenso zum Organisationsteam gehören die Künstlerinnen Monika Bulang-Lörcher, Gabriele Fackelmann, Renate Pfrommer und Ulrike von Paczkowski. In Eigenregie haben sie den Aktionstag auf die Beine gestellt. Ihr Anliegen: elitäre Künstlerkreise aufzubrechen und die Vielfalt der Kunst in Steglitz-Zehlendorf allen zugänglich zu machen. „Es ist schade, dass wir in diesem Jahr nicht vom Kulturamt Steglitz-Zehlendorf unterstützt werden“, erzählt Christine Sophie Bloess. Warum, das sei ihnen unklar.

Stattdessen wird zum ersten Mal der neue Verein „Kunst.Raum.Steglitz“ dabei sein, in den die Künstler aus dem Kiez große Hoffnungen setzen. „Gegenseitiges Kennenlernen und Austausch sind wichtig“, finden sie. Und genau das hat der Verein zum Ziel. Er möchte ein Forum für Künstler, Kulturschaffende und Kulturinteressierte bieten, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und die Basis für eine zukunftsorientierte Kunstszene - hauptsächlich im Raum Steglitz - zu entwickeln.

Ebenfalls zum ersten Mal beim „Tag der offenen Ateliers“ mit dabei ist Liane Käs. Sie wurde 1965 in Berlin geboren und hat eigentlich Bankkauffrau gelernt. Die Ölmalerei ist in ihrer Familie jedoch tief verwurzelt. Vater und Großvater malten leidenschaftlich gern. Ihr Urgroßvater war einst Kirchenmaler. In den 1990er Jahren besuchte sie eine private Akademie für Öl-Malerei in Berlin. Ab 2000 nahm sie weiteren Unterricht in der Aquarell-, Acryl- und Öl-Malerei bei namhaften Künstlern aus Deutschland und Österreich sowie in der Kunstakademie Bad Reichenhall. Schritt für Schritt stellte sie ihr Hobby auf professionelle Beine. 2009 machte sie sich als Malerin selbstständig.

Seit zwei Jahren hat sie ihr eigenes Atelier in Lankwitz. Hier arbeitet sie unter anderem als Dozentin, bietet Kurse und Workshops. Etwa 45 Schüler pro Woche gehen bei ihr ein und aus, wie sie sagt. Durch die großflächigen Fenster scheint besonders viel Tageslicht in den Hauptraum ihres Ateliers. Auf zwei Staffeleien stehen Öl-Malereien, frisch gemalt in hellen Blautönen. Die Bilder trocknen noch. In der Mitte sind drei rustikale Tische zusammengestellt; mehrfach überzogen mit Folie. Falls beim Malen gekleckst wird.

Alles wirkt einladend, als stünde am Eingang: „Kommen Sie doch bitte herein!“ Wo sind Farbe und Pinsel? Man möchte gleich losmalen. „Mein Mann hat die Tische aus den Hochbetten unserer Kinder gezimmert“, erinnert sie sich. Ihre beiden Kinder sind längst aus dem Haus. Liane Käs ist stolze Oma, gerade wurde ihr zweites Enkelkind geboren.        

Ihre Motivation? „Eine Impression, eine Wahrnehmung, ein Augenblick – all das führt bei mir zu einem inneren Bild, das mich antreibt, meine Farben hervor zu holen“, verrät sie. Dabei nutzt sie vier Techniken: Die Ölmalerei, Aquarell, Acryl-Technik und die so genannte Mixed Media, bei der mehrere, unterschiedliche Techniken vermischt werden. Was ihr als Künstlerin wichtig ist? Sehen, spüren, erleben. Das möchte sie beim Betrachter auslösen, ihn in ihre Bilder hineinziehen, ihn mitnehmen auf eine gemalte Reise. Und am liebsten an jenen Ort, wo es sie selbst ständig hinzieht -  ans Meer; auf der Suche nach der einen Welle.

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