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Immobilienmakler: Mieten in Berlin angeblich billig wie in Bielefeld

Wer in Berlin-Mitte neu einzieht, zahlt dem Maklerverband IVD zufolge im Schnitt zwölf Prozent mehr. Für die Makler kein Problem: Niemand habe ein Recht, in den angesagten Vierteln zu wohnen.

Die Berliner müssen immer mehr Geld ausgeben, wenn sie eine neue Wohnung mieten. Nach dem sogenannten Marktmietspiegel des Maklerverbandes IVD stiegen die Mieten bei Neubelegungen in den vergangenen zwei Jahren um 7,3 Prozent. Für einfache und mittlere Wohnlagen wird laut IVD eine Durchschnittsmiete von 6,20 Euro pro Quadratmeter fällig, in besseren Lagen sind es 7,50 Euro. Damit sind neu vermietete Wohnungen rund ein Fünftel teurer als bestehende Mietverhältnisse.

Trotzdem sind die Makler überzeugt, Berlin sei weiterhin billig. Nach wie vor seien für 4,50 Euro pro Quadratmeter ausreichend Wohnungen im Angebot, „die ein Bad haben, wo es nicht hineinregnet und wo die Fenster vernünftig schließen“, sagt der Verbandsvorsitzende Dirk Wohltorf. Dies entspreche dem Preisniveau von Bielefeld oder Rostock. In den Randbezirken sei genügend Wohnraum vorhanden, und niemand habe ein Recht darauf, in den angesagten Vierteln der Stadt zu wohnen.

Der Verband hat rund 1300 Verträge und Angaben von 50 Hausverwaltungen ausgewertet. Bei den Berechnungen berücksichtigt der IVD nur die Preise bei Neuvermietungen. Der Mietspiegel des Senats erfasst hingegen die Bestandsmieten. Vor einem Monat veröffentlichte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) den letzten Bericht, demnach stiegen die Mieten in den vergangenen zwei Jahren jeweils um vier Prozent. Als Durchschnittswert sind 5,21 Euro pro Quadratmeter ausgewiesen.

Die größten Steigerungen verzeichnet der Maklerverband für Wohnungen in Lichtenberg (plus 14,3 Prozent) sowie in Neukölln (13,7 Prozent) und Mitte (12 Prozent). In Lichtenberg sei die Entwicklung vor allem auf die sanierten Altbaubestände und auf die Nähe zum Szenebezirk Friedrichshain-Kreuzberg zurückzuführen, sagte IVD-Mietexperte Andreas Schories. Der „Run“ auf die Innenstadtlagen verstärke auch die Nachfrage in vormals weniger beliebten Quartieren wie Nordneukölln, das sich als „Kreuzkölln“ zu einer außerordentlich begehrten Wohnlage entwickelt hat. Auch Wohnungen in Teilen von Wedding und Tiergarten, die direkt an den Alt-Bezirk Mitte grenzen, sind sehr begehrt. Wenig Nachfrage gibt es in Randbezirken wie Marzahn-Hellersdorf oder Spandau.

Nach Auffassung des Maklerverbandes wird es Folgen für den Wohnungsmarkt haben, wenn im kommenden Jahr der Flughafen Tegel geschlossen und der Großflughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld eröffnet wird. Der Vorsitzende Wohltorf ist davon überzeugt, dass Flughafenbeschäftigte aus dem Norden in die angrenzenden südlichen Bezirke ziehen werden, so dass dort die Mieten steigen würden.

Für Tegel wollte er hingegen keine Prognose wagen. Die Region müsse einerseits den Wegzug der Flughafenbeschäftigten verkraften, andererseits steige die Wohnqualität, da die Lärmbelastung durch die Flugzeuge wegfalle.

Eine mögliche Erhöhung der Grunderwerbssteuer lehnt der Maklerverband mit dem Argument ab, sie verhindere Investitionen. Die Grünen haben Steuererhöhungen unlängst ins Gespräch gebracht, Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für die SPD) äußerte sich in der vergangenen Woche im Abgeordnetenhaus gegenüber diesen Überlegungen aufgeschlossen. Auch Mietobergrenzen lehnen die Makler ab. Diese schützten nicht die Mieter in bestehenden Mietverhältnissen, sondern behinderten den freien Markt.

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