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Massenvergiftung: Hermsdorf: Polizei ermittelt wegen zweifachen Mordes

UPDATE Bei einer Therapiesitzung in Berlin-Hermsdorf sind am Samstag zwei Menschen getötet worden. Eine Person liegt im Koma, ihr Zustand ist kritisch. Offenbar haben die Opfer gefährliche Substanzen eingenommen. Der Therapeut wurde festgenommen. Ermittelt wird wegen zweifachen Mordes.

Gegen den Arzt Garri Rober ermittelt die Polizei inzwischen unter anderem zweifachen Mordes. Bei einer therapeutischen Sitzung im Haus des Arztes und Psychotherapeuten im Reinickendorfer Ortsteils Hermsdorf ist es am Sonnabendnachmittag zu einer Tragödie gekommen. Ein 59-jähriger Mann starb nach der Einnahme bislang unbekannter Substanzen, zwei weitere Personen befanden sich zunächst im künstlichen Koma. Eine von ihnen ist inzwischen ebenfalls verstorben. Der 28 Jahre alte Mann erlag den Folgen der Vergiftung.  Alle anderen Teilnehmer der Sitzung mussten sich zur Behandlung in mehrere Krankenhäuser begeben, zehn konnten inzwischen wieder entlassen werden. Die Polizei nahm den 50-jährigen Facharzt für Allgemeinmedizin Garri R. fest. Offensichtlich steht er unter Verdacht, für den Tod des Mannes verantwortlich zu sein. Inzwischen hat Garri R. eingeräumt, seinen Patienten bei der Therapiesitzung Drogen und andere Substanzen verabreicht zu haben. Noch im Laufe des Sonntags soll er dem Haftrichter vorgeführt werden. Eine Mordkommission ermittelt.

Gegen 15.30 Uhr traf der Notruf bei der Feuerwehr ein, die sofort mehrere Krankenwagen und einen Rettungshubschrauber in die ruhige Bertramstraße schickte. Dort konnten die Helfer nur noch den Tod eines Teilnehmers der therapeutischen Sitzung feststellen. "Die Feuerwehr wurde aus der Gruppe selbst heraus verständigt", sagte Polizeisprecher Michael Gassen. "Zwei weitere Männer und zwei Frauen konnten nicht mehr selbstständig laufen und kamen auf Tragen sofort in die Rettungswagen und anschließend in Krankenhäuser." Die übrigen Patienten weigerten sich zunächst, sich ebenfalls untersuchen zu lassen. Erst durch die eindringlichen Warnungen eines Notarztes ließen sie sich nach längerer Bedenkzeit umstimmen. Vor dem Verlassen der zweistöckigen Villa umarmten sie sich im Erdgeschoss und bedeckten zum Schutz vor den zahlreich eingetroffenen Fotografen ihre Köpfe mit Decken.

Über den Inhalt der verabreichten Substanzen konnte die Polizei noch keine Angaben machen. "Es können Rauschgifte, Psychopharmaka oder andere Medikamente sein", teilte Polizeisprecher Carsten Müller mit. Der Arzt bot eine "psycholytische Therapie" an, wie es auch auf dem Schild an seiner Praxis in Hermsdorf zu lesen ist. Bei dieser Art von Therapie werden psychoaktive Substanzen verwendet. Dazu zählen auch Rauschgifte wie LSD oder bestimmte Pilze, die in der Medizin verboten sind.

Die Anwohner waren über die Nachricht vom Tod des Mannes schockiert. "Die sind erst vor einem Vierteljahr hierher gezogen", berichtete eine Frau. "Die Frau des Psychotherapeuten arbeitet als Heilpraktikerin." Bislang sei es zu keinen Auffälligkeiten gekommen. Allerdings schien es so, als würden viele Bewohner aus den umliegenden Einfamilienhäusern erst nach der Tat das große Praxisschild von Garri R. genauer ansehen. Laut buchstabierend lasen sie von "Psycholytischer Einzel- und Gruppentherapie", von "Gestalt- und Körpertherapie", von "Suchttherapien" und "spirituellen Krisen". Andere Passanten schüttelten den Kopf über den "wilden Vorgarten". Da könne etwas nicht stimmen, meinte ein älterer Mann mit Hund. Eine junge Anwohnerin erzählte, dass sie die Ehefrau und ein Kind des Arztes zum Zeitpunkt der Tragödie am Nachmittag auf einem Spielplatz angetroffen habe. (mit dpa)

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