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© Mike Wolff

Wagenburg: Schwarzer Kanal: "Ganz schlechte Laune"

Die Rollheimer vom Schwarzen Kanal ärgern sich. Noch gibt es keine Einigung über den neuen Standort. Sollte die am Ende ausbleiben, würden sich die Bewohner auf eine gewaltsame Räumung durch die Polizei im Januar vorbereiten. Freiwillig wollen sie keinesfalls gehen.

Die Zukunft der räumungsbedrohten Wagenburg Schwarzer Kanal bleibt weiterhin ungewiss. Gestern endete eine einstündige Verhandlungsrunde zwischen dem Bezirk, den Bewohnern und dem Liegenschaftsfonds ohne konkretes Ergebnis. Ein neuer Termin für einen Runden Tisch wurde für den 23. November vereinbart. „Ich bin trotzdem optimistisch, dass wir uns bald einigen werden“, sagte Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Es müssten jetzt nur noch die konkreten Rahmenbedingungen für das neue Gelände „abgeklopft werden“. Über welche Orte des Liegenschaftsfonds konkret verhandelt wird, wollten die Beteiligten nicht sagen.

„Wir haben ganz schlechte Laune“, kommentierte hingegen Clara Fels vom Schwarzen Kanal die Gespräche. Es sei nur noch wenig Zeit, einen geeigneten Platz zu finden. Nur zwei mögliche Orte seien derzeit noch im Gespräch. 3000 Quadratmeter Fläche, kieznah und nicht direkt neben Wohnhäusern – so lauten die Bedingungen der Wagenburg. Sollte es am Ende keine Einigung geben, würden sich die Bewohner auf eine gewaltsame Räumung durch die Polizei im Januar vorbereiten. Freiwillig werde man keinesfalls gehen.

Die Essener Baufirma Hochtief, der das derzeitige Bauwagengelände an der Michaelkirchbrücke gehört, hat den Nutzungsvertrag zum 31. Dezember gekündigt. Als Ersatzorte wurden vom Bezirk Plätze außerhalb des S-Bahnrings angeboten. Das lehnen die rund 30 Bewohner jedoch ab. Aus Protest hatten sie vergangene Woche für mehrere Tage ein leerstehendes Schulgelände in Mitte besetzt. Nach Gesprächen stimmte der Liegenschaftsfonds schließlich neuen Verhandlungen über einen Ausweichort zu. Gestern befürchtete die Polizei offenbar eine ähnliche Protestaktion der Wagenburg-Sympathisanten. Vor dem Gebäude des Liegenschaftsfonds in Friedrichshain, in dem die Verhandlungen stattfanden, waren mehrere Mannschaftswagen vorgefahren. Eingreifen mussten die Beamten jedoch nicht.

Der Schwarze Kanal ist eine von insgesamt zwölf Bauwagensiedlungen in Berlin, auf denen insgesamt rund 320 Menschen leben. Mit 19 Jahren ist der Schwarze Kanal einer der ältesten Bauwagenplätze der Stadt. Regelmäßig finden hier kostenlose Musik- und Theaterveranstaltungen statt. Schon einmal mussten die Bewohner umziehen. Als 2002 die neue Verdi-Zentrale gebaut wurde, zog die Wagenburg von der Schillingbrücke zu ihrem jetzigen Standort neben der alten Textilfabrik an der Spree.

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