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Zum 80. Geburtstag: James Dean: Ein ernsthafter kleiner Teufel

Drei Filme genügten ihm zum Weltruhm. 1955 starb er bei einem Unfall am Steuer seines Porsche Spyder. Am Dienstag wäre James Dean 80 Jahre alt geworden. Eine Berliner Ausstellung zeigt Porträts.

Wie jung er war, und wie albern er sein konnte. Auf Bildern, die der Fotograf Roy Schatt 1954 von ihm in New York gemacht hat, klaut James Dean Bonbons an einem Kiosk, er trägt ein Papphütchen bei einer „Bongo Party“ und pirscht sich an den Schauspielerfreund Martin Landau heran, um ihn mit seiner Rollei abzulichten. James Dean hatte auch als Fotograf Talent, am Ende ihrer Session porträtierte er Schatt als diabolischen Verdächtigen mit gezücktem Messer.

Es war die Zeit, in der gerade alles neu erfunden wurde, die Fotografie, die Musik, die Art, sich zu bewegen und zu kleiden, das Kino sowieso. Dean studierte am New Yorker Actors Studio, zu dessen Schülern auch Marlon Brando, Montgomery Clift und Paul Newman gehörten. Allerdings besuchte er die Kurse nur unregelmäßig, weil er seinen Lebensunterhalt als Parkplatzwächter, Kellner und Platzanweiser verdienen musste, und als er nach einer Probe vom Institutsleiter Lee Strasberg heftig kritisierte wurde, fühlte er sich „seziert wie ein Kaninchen“ und brach die Ausbildung ab. Zu lernen hatte er sowieso nichts mehr.

Im Schlund der Großstadt.
Im Schlund der Großstadt.

© Roy Schatt

James Dean wurde heute vor achtzig Jahren, am 8. Februar 1931, in einer Kleinstadt in Indiana geboren. Als er neun war, starb seine Mutter, ein Verlust, über den er nie hinwegkommen sollte. In einer Ausstellung des Berliner Fotografie-Museums The Kennedys ist das Jahrbuch der Fairmont Highschool von 1946 zu sehen. Dean, zweiter von rechts in der zweiten Reihe von oben, trägt eine große Hornbrille und lächelt bubenhaft. Diese Fröhlichkeit irritiert, denn man kennt ihn vor allem als in Generationskonflikte verstrickten Rebellen und schönen Verlierer, umweht von der Aura der Einsamkeit.

Die Coolness war ein Panzer, den Dean nur selten öffnete. Auf den Porträts von Roy Schatt hält der Schauspieler meist eine Zigarette zwischen den Fingern oder im Mundwinkel, er trägt einen langen schwarzen Mantel, und sein Gesichtsausdruck changiert zwischen Melancholie und Gelangweiltsein. Beim berühmten „Walking Shot“ kommt der Wind von vorn, bauscht die sommerliche Kleidung auf, und Dean schlendert unbeirrt weiter. Phil Stern zeigt ihn mit seinem Motorrad in Los Angeles, mit hochgestelltem Lederjackenkragen und natürlich ohne Helm. Seine Beine stecken in einer akkurat aufgekrempelten Bügelfaltenhose. Noch berühmter als der Walking Shot ist die Aufnahme, die Dennis Stock 1955 am Times Square geschossen hat, ein beinahe zu Tode reproduziertes Dokument tragischen Heldentums im 20. Jahrhundert. Dean läuft mit gebeugten Schultern im Regen über nassen Asphalt, die Silhouetten der Hochhäuser verfließen im Dunst. Eine Leuchtschrift am „Astor“-Kino wirbt für den Film „20 000 Meilen unter den Meeren“.

Bei einer Porträtsitzung zeigt sich James Dean 1955 äußerst introvertiert.
Bei einer Porträtsitzung zeigt sich James Dean 1955 äußerst introvertiert.

© Phil Stern / Courtesy Camera Work, Berlin

Weil James Dean nur 1,73 Meter groß war, wollte man ihm in Hollywood zunächst keine Rollen geben. Er machte stattdessen Fernsehen, trat in Serien wie „Tales of Tomorrow“ oder „Kraft TV Theatre“ auf und spielte in einem Fernsehstück des jungen Sidney Lumet, den Mann, der Jesse James erschoss. Als er am Broadway im Stück „The Immoralist“ als krimineller, latent homosexueller Araberjunge auftrat, wurde der Kinoregisseur Elia Kazan aufmerksam. Danach brauchte Dean nur noch drei Filme bis zur Unsterblichkeit: „Jenseits von Eden“, „...denn sie wissen nicht, was sie tun“ und „Giganten“.

„...denn sie wissen nicht, was sie tun“, inszeniert von Nicholas Ray, handelt von der Selbstbehauptung eines Ausgestoßenen, der in L.A. zwischen die Fronten der Jugendgangs gerät. Am Anfang liegt Dean betrunken auf dem Trottoir, neben einem Spielzeugaffen, den er – eine großartige Improvisation – zu wärmen versucht und mit einem Stück Papier zudeckt. „Ich bin ein ernsthafter, intensiver kleiner Teufel“, hat der Schauspieler über sich selbst gesagt. „Ich könnte mich nicht ertragen.“

Für „Jenseits von Eden“ und „Giganten“ wurde Dean posthum für den Oscar nominiert. Er starb am 30. September 1955 am Steuer seines Porsche 550 Spyder, bei hoher Geschwindigkeit getroffen von einem anderen Wagen an einer Kreuzung in Cholame, Kalifornien. Am Ende von „Giganten“ sitzt James Dean als Patriarch in einem Bankettsaal. Man hat ihn auf alt geschminkt, es wirkt gespenstisch.

James Dean: A Different Icon, The Kennedys, Pariser Platz, bis 13. 2., tgl. 10-18 Uhr

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