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Blinken und Schminken: Berlin ist wieder Hauptstadt des Films

Zur Eröffnung der 62. Berlinale kamen am Donnerstagabend zahlreiche Schauspieler und Filmemacher - unter anderen Diane Kruger, die im Auftaktfilm "Leb' wohl, meine Königin" zu sehen ist.

Also wie ging noch mal genau der Spruch von Groucho Marx? „Ich möchte keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt.“ Nun, Dieter Kosslick ist schon ziemlich lange Mitglied im Berlinale-Club und hat gerade erst verlängert, und doch ist er „größer als Groucho Marx“. Das hat am Donnerstagabend, bei der Eröffnungsgala des Filmfests, Mike Leigh persönlich verkündet, der ist schließlich Jurypräsident und muss es als bekennender Marx-Fan wissen.

Lange Mitgliedschaft verführt bekanntlich zur Routine, die wiederum zur Langeweile. Und das war wohl das Bemerkenswerteste an diesem Abend: der Versuch, Rituale aufzulösen, Staub abzuschütteln. Er ist leider nur teilweise gelungen.

Draußen allerdings blieb sowieso alles beim Alten. Selbst der vertraute Eröffnungsprotest in der Kälte fand wieder statt, diesmal immerhin nicht zu einem filmfremden Thema: Klaus Lemke wollte rein ins Programm, durfte aber nicht (siehe „Martenstein – Die Erste“), rückte nun mit dicker Zigarre und Protestschild an („Kosslick raus, Helden rein“), hatte zwei seiner Helden gleich mitgebracht, einer ziemlich unbekleidet – Schnupfengefahr! Ansonsten der Prominentenauftrieb wie gehabt, die zu diesem Anlass gewohnten Gesichter, von Mario Adorf und Veronica Ferres über Volker Schlöndorff und Otto Sander bis zu Corinna Harfouch und Hannelore Elsner, dazwischen die Jury und die Crew des Eröffnungsfilms. Natürlich alles sehr glänzend.

Aber drinnen! Nicht länger Kosslick und Anke Engelke, die aus der Tiefe des Raums vors Publikum treten, nein, vor geschlossenem Vorhang links auf einem Balkon lümmelten sie, tauschten die üblichen Witzeleien zu Kosslicks Englisch aus, Spötteleien über Shah Rukh Khans Schnupfen – in Mumbai! –, beiläufiges Geplauder alles in allem, selbst Klaus Wowereit spöttelte später, das habe etwas gelangweilt gewirkt. „Dieter, ich glaube, wir fangen mal an“ – Ankes Satz war dann schon eine Art Erlösung. Zum Glück folgte nun das Frauen- Duo Boy mit Gute-Laune-Pop – und danach gleich die zweite Überraschung: vorerst kein Dieter mehr, nix Comedy-Duo, nur noch Anke pur. Aber ob nun mit oder ohne Dieter: Jetzt war sowieso der Auftritt von Kulturstaatsminister Bernd Neumann Pflicht, der vielbeklatscht die Solidarität mit den Freiheitskämpfern in Syrien beschwor, das algerische Jury-Mitglied Boualem Sansal eigens begrüßte („eine große Ehre“), Iran und China geißelte und dies in das Bekenntnis münden ließ: „Demokratie braucht Kultur, und Kultur braucht Freiheit.“ Aber die Vorstellung Mike Leighs ließ sich Dieter Kosslick dann doch nicht nehmen. Dessen Jury findet offenkundig viel Zustimmung, wurde artig beklatscht, und besonders François Ozon bekam Extra- Applaus für seine Liebeserklärung an Berlin, diese „Stadt, die Kino und Currywurst liebt“.

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