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Unter Glas. Glänzende Unterhaltung bietet die Ausstellung über Pharao Tutanchamun. Fotos: Eventpress, dpa

© Eventpress Herrmann

Tutanchamun-Ausstellung: Das Tal der Könige liegt in Treptow

Das Tal der Könige liegt in Treptow: Jedenfalls, wenn man der aktuellen Ausstellung über Tutanchamun einen Besuch abstattet. Eine Reise, in eine faszinierende Welt.

Es ist, als würde man in einen Dokumentarfilm eintauchen. In einen dieser Edutainment-Beiträge zum Leben im alten Ägypten, die so oft im Fernsehen laufen. Die Tutanchamun-Ausstellung in der Arena Treptow beginnt auf einer großen Leinwand. Schauspieler spielen Szenen von der spektakulärsten Entdeckung nach, die je im Tal der Könige gemacht wurde. Man sieht, wie es dem britischen Archäologen Howard Carter 1922 gelingt, das nahezu unversehrte Grab des Pharaos Tutanchamun zu finden und eine unvorstellbare Menge wertvoller Schätze zu bergen. Dann fordert die Stimme aus dem Audioguide die Besucher auf, in den nächsten Raum weiterzugehen – und schon steht man mitten in der Grabkammer.

Zunächst werden zu den Kopfhörer-Erklärungen noch historische Schwarz- Weiß-Fotos auf eine Gazewand projiziert, dann aber leuchtet plötzlich der goldene Sarg des Königs im Scheinwerferlicht auf. Auch die nächsten beiden Stationen der Ausstellungen zeigen die unterirdischen Räume so, wie sie Carter vorgefunden hat: als verwirrendes Sammelsurium von Schreinen, Statuen, Möbeln, Tierfiguren, auseinander gebauten Streitwagen und kleinen Schiffsmodellen. Alles scheint genau so wie bei der Graböffnung vor fast 91 Jahren – und doch ist hier nichts echt. Denn diese Tutanchamun-Ausstellung arbeitet ausschließlich mit Repliken, also mit täuschend echten, handwerklich hervorragend gemachten Kopien.

Erinnerungen werden wach an das Jahr 1980: Da strömte ganz West-Berlin nach Charlottenburg, um gegenüber vom Schloss jenen Pharao zu sehen, der schon im Alter von 18 Jahren gestorben war. Damals durfte seine echte, aus purem Gold gearbeitete Totenmaske aus dem Ägyptischen Museum in Kairo ausgeliehen werden. Lange ist’s her. Zusammen mit einer Auswahl der Grabbeigaben kam Tutanchamuns idealisiertes Abbild in die Stadt – und die Leute staunten über „Tutti“. Genauso wie am Mittwochabend bei der Eröffnung der Nachbildungs-Schau, die mit 1000 Objekten auf 4000 Quadratmetern in der Arena nun die ganze Herrlichkeit des 3300 Jahre alten Schatzes ausbreiten kann.

Die Wahl des Ortes mag auf den ersten Blick verwirren. Im ehemaligen Busdepot finden sonst Partys und Konzerte statt, einmal pro Saison gastieren die Berliner Philharmoniker mit ihrem Education-Tanzevent, vor langer Zeit startete hier auch die Berliner Erfolgsgeschichte „Caveman“- Einmannshow. Andererseits: Errichtet wurde die gigantische Stahlskeletthalle im Jahr 1927, genau zu der Zeit also, als Howard Carter mitten in der Erforschung des Pharaonengrabs steckte, die sich über zehn Jahre hinzog. Und wo sonst in der Stadt könnten sich die Ausstellungsmacher so ausbreiten?

Nach den drei faszinierenden Bühnenbildarrangements mit der Fundsituation nämlich werden die bedeutendsten Schätze noch einmal einzeln präsentiert. Wie an auseinandergenommenen Matrjoschka-Püppchen flaniert man erst an den vier Grabkammern vorbei, die ineinander verschachtelt waren. Dann folgen die drei Sarkophage. Prachtstück für Prachtstück kann man alles aus nächster Nähe betrachten, bis hin zur Haarlocke seiner Großmutter, die sich Tutanchamun mit ins Grab legen ließ. Wer mag, bekommt dazu vom Audioguide jede Menge Hintergrundwissen vermittelt – wobei die Frauenstimme im Kopfhörer verdächtig nach der Staatsanwältin aus dem Münsteraner „Tatort“ klingt.

Die Ausstellung ist ein Vergnügen, wenn auch ein recht teures: 19 Euro müssen Erwachsene am Wochenende zahlen (wochentags 17 Euro), Kinder sind mit 11 ( 9 Euro) dabei, die Familienkarte kostet 49 Euro ( 42 Euro). Ein paar Kilometer die Spree entlang, im Neuen Museum, wo neben vielen anderen Originalen die Büste Nofretetes zu sehen ist, werden 14 Euro fürs Erwachsenenticket verlangt, während Kinder gratis hereinkommen. Die Konkurrenz in Berlin ist groß – selbst unter Pharaonen.

Weitere Informationen unter www.tut-ausstellung.de

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