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Bundesvision Song Contest 2012: Die Stimme aus dem Märkischen Viertel

Mit Sido wuchs er auf, machte sich einen Namen als Rapper. Am Freitag tritt B-Tight für Berlin an - beim Bundesvision Song Contest in der Max-Schmeling-Halle. Für Brandenburg singen Mellow Mark und Nina Maleika.

Stadtrand? Ach, super dort. Robert Edward Davis ist im Märkischen Viertel aufgewachsen, und auch heute lebt er mit seinen drei Kindern weit weg und genießt die Ruhe. „Wenn ich Bock auf Trubel hab’“, erzählt der 32-Jährige, „dann fahr’ ich nach Mitte, Kreuzberg, Neukölln.“ In den Sage Club zum Beispiel, ins 40Seconds, oder auch mal in den Tresor. Nur im Berghain war er noch nie. „Ich hab’ Angst, dass ich da am Türsteher nicht vorbeikomme.“

Vielleicht kann Davis seine Chancen an der Berghain-Tür ein wenig bessern. Er ist heute im Fernsehen zu sehen beim „Bundesvision Song Contest“ (wobei das natürlich auch eine Gefahr ist, Moderator ist nämlich Stefan Raab). Robert Edward Davis, der sich als B-Tight in der Hip-Hop-Szene einen Namen und auch Bekanntschaft gemacht hat mit den Jugendschutzbehörden (drei seiner Alben wurden indiziert), reimt sich aber nicht mehr durch die Gosse. „Nach zwölf Jahren Hip-Hop wollte ich mal was anderes machen“, sagt der gebürtige US-Amerikaner. Und was macht er nun? „Hardcoremetalrap!“ Sagt Stefan Raab und schaut den Berliner Musiker gleich mal fragend an. „Ja“, sagt der und lächelt. „Singen hören werdet ihr mich nie. Das braucht kein Mensch.“ Ein harter Rapper sei er aber nicht mehr, meint Raab: „Der Streetflavour ist weg – du siehst so kuschelig aus.“

Der Gastgeber. Stefan Raab moderiert das Wettsingen.
Der Gastgeber. Stefan Raab moderiert das Wettsingen.

© dpa

Millionen Menschen werden das am heutigen Freitagabend (20.15 Uhr, live auf Prosieben) sehen können. 16 Bundesländer, 16 Musiker – so einfach sind die Spielregeln in der Max-Schmeling-Halle. Für Berlin tritt in diesem Jahr B-Tight an und hat sich Unterstützung von einer Münchener Rockband namens Emil Bulls und zwei Berliner Musikern geholt. Gemeinsam nennen sie sich nun B-Tight-Playaz. Der Song heißt „Drinne“.

Die Konkurrenz ist nicht klein, die Vorjahressieger keine Unbekannten. Als große Favoriten gilt das Duo Xavas, das für Baden-Württemberg antritt, was allerdings ein bisschen gemogelt ist. Hinter dem Namen steckt einerseits Xavier Naidoo und andererseits Kool Savas, der zwar in Heidelberg lebt, aber den Großteil seines Lebens in Kreuzberg verbrachte und mit seinen Jungs durch die Clubs der Stadt gezogen ist. „Für mich ist Dabeisein nicht alles, ich will gewinnen“, sagt der Rapper. Der Wettbewerb gastiert bereits zum dritten Mal in Berlin. Der Friedrichshainer Tim Bendzko („Nur noch kurz die Welt retten“) holte ihn mit dem Sieg im vergangenen Jahr in die Stadt und ist seitdem auf so ziemlich jedem Radiosender zu hören.

Zuvor hatte die Kreuzberger Band Seeed und deren Frontmann Peter Fox („Schwarz zu Blau“) als Solokünstler gewonnen. Damit führt Berlin mit drei Titeln die Sieger-Rangliste an. Seeed werden am heutigen Abend auch in der Max-Schmeling-Halle auftreten. Sie präsentieren zwei Songs aus ihrem neuen Album, das heute erscheint. Für Hamburg tritt König Boris an – allerdings nicht mit seiner Stammband Fettes Brot, sondern als Solokünstler unter dem Namen „Der König tanzt“. Und für Mecklenburg-Vorpommern gehen The Love Bülow ins Rennen.

Für Brandenburg starten Mellow Mark und Nina Maleika

Die Brandenburger: Nina Maleika und Mellow Mark.
Die Brandenburger: Nina Maleika und Mellow Mark.

© dapd

Nicht weit entfernt von Robert Edward Davis, der übrigens im Märkischen Viertel mit Sido („Mein Block“) zusammenwohnte, steht gerade Mark Schlumberger. Der hat viele Jahre bis 2007 am Schlesischen Tor in Kreuzberg gewohnt, zog dann aber zu Freunden nach Potsdam. Und deshalb tritt er jetzt beim Bundesvision Song Contest für Brandenburg an, das 2008 auch schon mal den Sieg holte mit der Mittelalterrockband Subway to Sally aus Neu-Fahrland, einem Dorf im Norden Potsdams.

Ruhiger als der Rap-Rock-Mix von B-Tight ist das Liebeslied „Bleib bei mir“ der Potsdamer. Schlumberger alias Mellow Mark steht gemeinsam mit Nina Maleika auf der Bühne. „Ich hoffe auf ein Wunder“, sagt der Soul- und Reggaemusiker, der 2003 den Newcomer-Echo bekam. Zum Contest kam er durch Zufall. Sein Manager schickte ein Demo ein, ohne sein Wissen, sagt er. In den vergangenen Wochen tourte er durch Brandenburg, spielte auch auf Markplätzen und in Schulen, um Fans zu gewinnen. Auch er hofft, dass er jetzt Karriere macht.

So war das jedenfalls bei Vorjahressieger Bendzko. „Danach ging es ab wie Schmitz’ Katze“, sagt Bendzko. Für den Potsdamer Schlumberger würde es zumindest zeitlich eng. Nach dem Contest geht er für das Goethe-Institut nach Malaysia und Ägypten. Vielleicht ja als Überraschungssieger. Dann fände der Wettbewerb 2013 in Potsdam statt.

Karten für den Bundesvision Song Contest an der Abendkasse ab 35 Euro, Einlass 18 Uhr, Max-Schmeling-Halle, Falkplatz 1, Prenzlauer Berg. Prosieben übertragt ab 20.15 Uhr live. Den Sieger bestimmen die Zuschauer per Telefon- und SMS-Abstimmung.

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