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Das Erdmännchen.

© Tsp

Berliner SCHNAUZEN (77): Das Erdmännchen

Sie sind die Lieblinge von großen und kleinen Zoo-Besuchern: die Erdmännchen. Was macht diese Tiere nur so menschlich?

Egal, wer es war, ob Gott oder die Evolution: Das Erdmännchen ist wie für den „König der Löwen“ erschaffen, wie für Disney, wie für Kinderträume und aufgeregte Vierjährige, die ihre großen Augen an die Glaswand des Geheges pressen. Der Mensch, er sieht im Erdmännchen sein Ebenbild – in klein und knuffig und stolz und kokett und superdupertoll, wie es die Kinder beim Anblick dieses Tieres formulieren.

Aber auch Erwachsene drängeln sich vor den sandigen Hügeln, in denen die Tierstars wohnen, und schießen Fotos und Selfies im Akkord. Vom Erdmännchen, wie es auf den Hinterbeinen steht, mit dem kleinen Bauch, den adrett hochgehaltenen Armen, Ausschau haltend nach Greifvögeln, die ihm gefährlich werden können. Dann scharrt es ein bisschen im Sand. Reckt wieder den Körper in die Höhe, immer noch kein Adler zu sehen. Läuft flink durch das Gehege, stellt sich auf die Hinterbeine. Es ist immer etwas los bei den Räubern aus der Familie der Mangusten.

Das Erdmännchen ist der Mensch unter den Tieren. Neben der aufrechten Haltung hat ihm das soziale Verhalten den verniedlichenden Namen eingebracht. Erdmännchen sind gesellige Tiere. Sie organisieren sich ähnlich wie Menschen es tun. Meist in Grüppchen, in denen das älteste Männchen das Sagen hat. Sie pfeifen, kommunizieren und teilen sich die Aufgaben. Einige kümmern sich um das Futter, andere um den Nachwuchs, wieder andere bewachen die Großfamilie. Seitdem das Milchglas an der Decke des Geheges im Zoo durch durchsichtiges Glas ersetzt wurde, blicken die vier Erdmännchen wieder öfters gen Himmel, auf die Tauben und das fliegende Laub.

Höhepunkt eines jeden Kindergeburtstags

Suricata suricatta lebt normalerweise in Südafrika und Namibia. Dort fressen die Raubtiere Mäuse, Vögel und Insekten – geben sich in Berlin aber mit zubereitetem Fleisch zufrieden, sagt Heiner Klös, Biologe und Kurator im Berliner Zoo. Die Tiere behalten dennoch ihren Jagdinstikt. Angst braucht man vor den intelligenten Surikaten, wie sie auch genannt werden, dennoch nicht zu haben: „Manchmal zwicken sie einen, dann blutet es kurz“, sagt Heiner Klös.

Kinder haben kaum Angst vor Erdmännchen. Die Agilität erinnert die vielen Kindergartengruppen und Schulklassen an den eigenen Pausenhof. Es ist, als würden die Vierbeiner ihnen einen Spiegel vorhalten. Zum Paket „Kindergeburtstag“ gehört im Zoo vor allem ein exklusiver Abstecher ans Gitter des Erdmännchen-Geheges. Die Tiere zu streicheln, das ist ein Lebenshöhepunkt für jedes Geburtstagskind.

Das oberste Erdmännchen der Gruppe heißt Hermann. Er kommt ursprünglich aus Südafrika und kommandiert gern seine zwei Töchter und seinen Sohn herum. Er gönnt sich öfter eine Ruhepause unter der angenehmen Wärme einer Infrarotlampe. Die Lebensdauer eines Tieres liegt im Schnitt bei 12 Jahren – Hermann ist 13 Jahre alt. Deshalb funktioniert sein Sexualtrieb nicht mehr so gut. Sein mit drei Jahren erwachsener und sehr aufgeregter Sohn darf aber dennoch nicht an die Weibchen. Solange Hermann lebt, gehört alles ihm. Wie gesagt: Das Erdmännchen ist der Mensch unter den Tieren. Mohamed Amjahid

ERDMÄNNCHEN IM ZOO

Lebenserwartung:  12 Jahre

Fütterungszeiten:  15.30 Uhr, Montag ist Fastentag
Interessanter Nachbar: Ringelschwanzmungo

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