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Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckhardt wollte zur Wahl mobilisieren, musste sich jedoch mit der Pädophilie-Debatte auseinandersetzten.

© dpa

"Berliner Runde" bei ARD und ZDF: Klappe zu, Wähler lebt –Spitzenvertreter leisteten letzte Entscheidungshilfe

Die Zielgerade des diesjährigen Bundestagswahlkampfes rückt näher. Die "Berliner Runde" war die vorletzte Talkrunde, bevor es Sonntag an die Urnen geht. Überraschungen? Fehlanzeige!

Zwei Tage noch, dann ist es geschafft. Dann sind all die Wahl-Duelle, Wahl-Arenen, Berliner Runden vorbei. Dann standen und saßen alle Spitzenkandidaten, Partei- und Fraktionsspitzen, Parteiexperten mindestens einmal vor jeder öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehkamera. Vor jedem Fernsehmoderator. Haben gesagt, was gesagt werden muss. Manchmal flockig-lustig wie Peer Steinbrück neulich bei „Circus HalliGalli“ auf ProSieben, meistens aber doch langweilig-steif wie beim großen TV-Duell. 

Auch am Donnerstagabend gab’s im Fernsehen kein Entkommen. Aktion Wahlbeteiligung. Die „Berliner Runde“. Endspurt im Bundestagswahlkampf, in der Primetime parallel bei ARD und ZDF. Zu Gast: Ursula von der Leyen (CDU), Sigmar Gabriel (SPD), Gerda Hasselfeldt (CSU), Rainer Brüderle (FDP), Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Gregor Gysi (Linkspartei). Abgesehen von Frau Hasselfeldt - gefühlt hat man diese Zusammenstellung in den vergangenen Wochen schon x-mal in TV-Studios gesehen und über Euro, Steuern, Energiewende oder Kitas reden hören.  

Vorab, wer bis Donnerstagabend noch keine rechte Meinung zur Wahl hatte, wird sie auch jetzt nicht haben. Die konzertierte, unter keinem guten Stern stehende ARD/ZDF-Veranstaltung trug zur Entscheidungshilfe genauso wenig bei wie all die Wahlplakate in der Stadt oder all die Wahlsendungen und Spots zuvor. 2009 platzte die ganze Runde wegen der Absage der beiden Spitzenkandidaten Merkel und Steinmeier, diesmal blieben Merkel und Steinbrück fern, warum auch immer.

Letzte Rettung #berlinerrunde

Die Themen diesmal: Arbeit und Soziales, Energiewende, Euro-Krise. Nochmals der Austausch bekannter Positionen der bekannten Protagonisten. Rein unterhaltungstechnisch wurden große Hoffnungen auf Ursula von der Leyen gesetzt. Die saß am Sonntagabend bei Günther Jauch (oder war’s am Montag bei Frank Plasberg? Oder am Mittwoch bei Anne Will?) und stritt lauthals. Leider hatte sich die CDU-Vize mittlerweile wieder beruhigt.

Bettina Schausten und Ulrich Deppendorf, die beiden Moderatoren, trugen auch nicht gerade zur allgemeinen Erhitzung bei, sondern arbeiten sich an den Fragezetteln ab. Zweitstimmenkampagne, Betreuungsgeld, Pkw-Maut für Ausländer, Adoptionsrecht für homosexuelle Partnerschaften, Steuergerechtigkeit, Mindestlohn, Pflege, Griechenland-Hilfe, NSA. Ein bisschen viel für 90 Minuten. Zaghaft wurde nachgehakt. Ein öffentlich-rechtliches Hochamt für die Leiter der Hauptstadtstudios, unterfüttert mit Umfrage-Filmchen und ein paar erwartbaren Twitter-Fragen, #berlinerrunde.

Überraschende Erwartbarkeiten - Stinkefinger und Pädophilie-Debatte

Dann doch lieber der Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, Sigmund Gottlieb, der am vergangenen Sonntag bei der Bayern-Wahl eine Live-Schaltung zu Sigmar Gabriel kurzerhand unterbrach mit dem dezenten Hinweis, dass dessen „Äußerungen zum Teil ja alle auch sehr erwartbar wären“. Diesen Spruch hätte Gottlieb bei der „Berliner Runde“ auch loswerden können. Aber dann wäre die Sendung ja gleich zu Ende gewesen, weit vor 22 Uhr.

Da saß nun Sigmar Gabriel und durfte wieder ausreden. Mit dem Stinkefinger von Peer Steinbrück wurde der SPD-Chef nicht behelligt, dafür mit der Frage, welchen Weg denn die SPD mit ihrem Kandidaten gehe. Am Ende doch mit den Linken? Ausschließlich mit den Grünen habe man eine verlässliche Grundlage, so Gabriel eindeutig uneindeutig Auf Nachfage dann endlich: Nein, es werde keine Koalition mit den Linken geben.

Bliebe noch ein besonderes Erkenntnisinteresse bei der grünen Spitzenkandidatin. Katrin Göring-Eckardt hatte die Pädophilie-Debatte um ihren Kollegen Trittin „an der Backe“ (Deppendorf). Nicht schön für die Politikerin. Interessant für die Zuschauer und eventuell die Konkurrenz. Man solle nun mal an die Opfer denken. Das sei kein Wahlkampfthema, sagte von der Leyen. Recht hat sie. Vielleicht doch ein Grund, die CDU zu wählen. Vielleicht auch nicht.

Wie gesagt, zwei Tage noch Zeit für Politiker/Fernsehsender, um möglichst alle Menschen mit allen Mitteln an die Wahlurnen zu treiben. Das wird aller Voraussicht nach auch diesmal nicht gelingen, jedenfalls nicht mit der „Berliner Runde“. Am Samstagabend folgt die endgültige Erlösung von dieser Bundesfernsehzentrale für Politische Bildung: bei „TV total Bundestagswahl 2013“ auf Pro7. 

Stefan Raab, übernehmen Sie! Dann ist es geschafft.

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