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Mit galanter Silhouette und forschem Blick macht sich der Volkswagen CC 20.TDI auf den Weg in die Oberklasse. Gelingt das?

© Markus Mechnich

Fahrbericht VW CC 2.0 TDI: Lieber Premium als Passat

Nenn ihn bloß nicht Passat. VW sucht den Nachfolger des Passat CC mit allen Mitteln von seinem Erfolgsmodell abzugrenzen. Deshalb nennt er sich nun nur noch Volkswagen CC. Ein paar Argumente mehr hat das Auto dann aber doch zu bieten, warum er auch Premium ist. Und gar nicht mal schlechte.

In der Oberklasse tat sich Volkswagen schon immer schwer. Klar, man hat Marken wie Audi oder Bentley im Portfolio, die das Segment einwandfrei bespielen. Aber mit der Kern-Marke Volkswagen haben es die Wolfsburger bisher nicht geschafft einen Schlager zu landen. Der Phaeton sollte das 2002 richten, insbesondere auf dem amerikanischen Markt. Aber die Limousine fiel bei den Käufern glatt durch. Und auch in Europa brachte erst ein Sechszylinder-Diesel etwas Schwung in die Verkaufszahlen.

Der Phaeton blieb trotz allem eine Randerscheinung, obwohl das Modell technisch und qualitativ tadellos ist. Qualitätsfanatiker und VW-Chef Martin Winterkorn sei durch jede Ritze gekrochen, heißt es. Und wer sich in einen VW Phaeton setzt, der wird das gerne glauben. Doch etwas mehr als 1400 Zulassungen im vergangenen Jahr können die Verkäufer bei Volkswagen nicht glücklich machen. Die Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes verkaufen von ihren entsprechenden Modellen das zwei- bis dreifache.

So pirscht sich seit 2008 von unten der VW Passat CC an die Oberklasse heran. Mit der Überarbeitung schon nach drei Jahren hat er den Passat im Namen verloren, was die Ambitionen auf Höheres nochmals unterstreicht. VW pocht mit der Namensänderung gar energisch auf die Höherstellung des Modell. Nur nicht mehr Passat. Zu bieder ist den Marketingstrategen der Name des Bestsellers. Stellt sich natürlich die Frage, ob er das Zeug dazu hat sich mit den deutschen Edel-Konkurrenz zu messen? Dazu haben wir uns den Volkswagen CC mit einem Zwei-Liter-TDI genauer angesehen.

Draufschauen:

Gut, eine Revolution sieht anders aus. Volkswagen hat sich bei äußerlichen Veränderungen relativ bedeckt gehalten. Optisch ist der CC, steht für Comfort-Coupé, näher an den Phaeton herangerückt. Der Kühlergrill schimmert uns silbern an, die Scheinwerfer sind flacher geworden und die Motorhaube betont mit ihren langen Kanten, die auf den Grill zulaufen, die dynamischen Aspekte der vorderen Sahneseite. Ein schönes Auto, zweifellos. Unaufgeregt im Auftritt strahlt der CC dennoch die gewollte Wertigkeit aus. Dennoch bleibt er irgendwie auch bieder. Von der Seite hebt die Coupé-Dachlinie diesen Eindruck ein stückweit auf und im Heck findet der CC mit seinen LED-Rückleuchten einen eleganten Abschluss. Das passt alles ganz gut, führt aber nicht unbedingt zur Schnappatmung bei Design-Enthusiasten.

Reinschauen:

Im Interieur setzt sich der Eindruck eines guten, aber nicht spektakulären Automobils fort. Das zweifarbige Leder auf den Sitzen in Beige und Dunkelbraun sieht gut aus. Fein gesteppt sind nicht nur die vorderen, sondern auch die beiden Einzelsitze hinten. Beim Armaturenträger ist die Verwandtschaft mit dem Passat unverkennbar. Nicht nur die Uhr über der Mittelkonsole und die Rundinstrumente belegen diese. Auch die Materialien aufgeschäumtes Plastik und Aluminium-Imitat, das Armaturenbrett von dominieren. Das ist gewohnt solide, wie man es von VW kennt. Aber für höhere Ansprüche ist allerdings eher Durchschnitt. In der Summe würde man das aber sicherlich auch bei einem BMW oder Mercedes so durchgehen lassen.

Das Platzangebot im Fond ist für ein Coupé durchaus löblich. Es gibt den VW CC mit vier Sitzen wie im Bild oder mit einem fünften Sitz in der Mitte.
Das Platzangebot im Fond ist für ein Coupé durchaus löblich. Es gibt den VW CC mit vier Sitzen wie im Bild oder mit einem fünften Sitz in der Mitte.

© Markus Mechnich

Seit der Neuauflage des Passat ist die Mittelkonsole angenehm aufgeräumt. Drei Drehregler für die Klimaanlage, darüber das Display des Navigationssystems und schließlich besagte Uhr. Der Rest wird über das Zentraldisplay geregelt. So schön und erfrischend ist diese Einfachheit der Dinge, dass man sich solchen Purismus auch für andere Autos wünschen würde. Von der Bedienung her bietet der VW CC hingegen keine Überraschungen. Hinter dem Lenkrad fühlen sich VW-Kunden sofort zu Hause. Lediglich das Touchscreen-Display ärgert, aber dazu später mehr.

Platz nehmen:

Wer sich in die Sitze mit ihrer guten Passform niederlässt, der wird sich schnell wohl fühlen. Die vorderen Sessel bieten zwar weniger Seitenhalt als sie optisch versprechen. Aber das geht dennoch in Ordnung. Auch beim Raumangebot vorne gibt es nichts zu mäkeln. Vor allem seitlich ist das sehr komfortabel, was der CC so anbietet. Zumal es neben den Sitzheizungen für das vordere Gestühl auch noch eine Sitzbelüftung gibt, die das Fahren im Sommer sehr angenehm gestaltet.

Spannend wird es bei einem Coupé naturgemäß auf den Rücksitzen. Da ist der Einstieg für Großgewachsene in Ordnung. Vorsicht ist für den Kopf zwar angebracht, aber ducken müssen diese sich auch nicht. Auch beim Sitzen geht es bis zu einer Größe von 1,90 Meter ohne Kontakt zum Fahrzeughimmel. Da die Sitze recht tief und mit nach hinten schräg abfallender Position montiert sind ist die Kopffreiheit nicht zu beanstanden. An den Knien wird es da schon enger, je nach Sitzgröße der Vorderleute. Aber auch hier gibt es keinen Grund für größere Beanstandungen. Im Kofferraum geht es beim Volkswagen CC 2.0 TDI natürlich enger zu als beim Bruder, dem Passat. Der Blick auf die Zahlen überrascht dann doch. Zu den 535 Litern, die der Passat kann fehlen dem CC nur ganze 33 Liter. Da er sich ansonsten im Heck auch ganz praktisch zeigt und ebenfalls optional die Öffnung per Fußgeste anbietet, ist das ein zu vernachlässigender Nachteil.

Losfahren:

Unter der Haube befindet sich mit dem allseits bekannten Zwei-Liter-Diesel aus dem Volkswagen-Regal mit 140 PS Leistung. Das Triebwerk kommt mit den 1582 Kilogramm des Autos gut zurecht. Dank einem Drehmoment von 320 Newtonmeter kommt der VW CC flink auf Touren und zieht aus dem Drehzahlkeller gut heraus. Zwischen 1750 und 2500 Umdrehungen steht das Maximum an Drehmoment zur Verfügung. Die Leistungsspitze ist bei 4200 Umdrehungen erreicht. Dass diese Leistung sich als harmonisches Gesamtpaket darstellt, dafür sorgt natürlich auch das gut abgestimmte Sechsgang-Direktschaltgetriebe.

Vor allem in der Seitenansicht setzt sich der Volkswagen CC klar vom Passat ab.
Vor allem in der Seitenansicht setzt sich der Volkswagen CC klar vom Passat ab.

© Markus Mechnich

Daraus ergibt sich ein harmonisches Fahren. Wer im mittleren Drehzahlbereich Vollgas gibt, der wird möglicherweise etwas mehr erwarten können. Aber die ansonsten ist der Motor ausgewogen auf die Ansprüche an ihn abgestimmt. Das adaptive Fahrwerk des CC, übrigens Serienausstattung, bietet ebenfalls keine negativen Überraschungen. In schnellen Kurven ist eine gewisse Hecklastigkeit zu spüren, die das ESP aber souverän wegregelt, ohne zickig zu reagieren. Bei sportlicher Abstimmung des Fahrwerks ist es angenehm straff, die Komfortabstimmung könnte für manche Zeitgenossen vielleicht etwas weicher sein. Lediglich bei Querrillen gibt das Fahrwerk den Straßenzustand auch im Innenraum spürbar wieder.

Der Common-Rail-Diesel mit Abgasaufladung steht auch beim Volkswagen CC 2.0 TDI mit einem günstigen Verbrauchswert nach EU-Norm in den Büchern. 4,7 Liter sind da als Kombination aus Stadtverbrauch und Überlandwert angegeben und auch in der Praxis ist das Aggregat, was die Ökonomie betrifft, recht effizient. Auf den Testfahrten haben wir einen Wert von 6,4 Litern gemessen. Da der Anteil an Fahrten innerorts relativ hoch war geht dieser Wert als angemessen durch.

Helfen lassen:

Ein Auto der gehobenen Klasse aus einem Großkonzern sollte zahlreiche Assistenten, zumindest optional, zu bieten haben. Diesen Anspruch erfüllt der VW CC ohne Tadel. Das Notbremssystem, dass bei Volkswagen ausschließlich mit der Distanzkontrolle zu haben ist, ist sicher eine Investition (1240 Euro) wert. Spurhalteassistenten sind immer Geschmackssache und da der bei unseren Probefahrten meist deaktiviert war, lassen wir den mal beiseite. Ansonsten bietet der CC alles, was heute in modernen Fahrzeugen so angesagt ist.

Das lässt sich so ohne weiteres über das angestaubte Navigationssystem RNS510 nicht sagen. Der Volkswagen CC 2.0 TDI hat hier das Pech vor dem VW Golf VII auf den Markt gekommen zu sein. Ein Blick in das neue Navi aus dem Hause Volkswagen zeigt, wie weit das alte vom aktuellen Stand der Technik entfernt ist. Der Touchscreen des sieben Zoll großen Displays reagiert träge, die Auflösung ist nicht sonderlich berauschend und die Zusatzfunktionen sind überschaubar. Das wäre zu verkraften, wenn VW dafür nicht stramme 2060 Euro in Rechnung stellen würde. Da gibt es bessere Lösungen, die bei anderen zudem auch noch günstiger zu haben sind.

Hören und sehen:

Über das Radionavigationssystem haben wir uns ja schon beschwert, am Sound der Dynaudio-Lautsprecher gibt es hingegen wenig zu mäkeln. Neben diesen kommt noch ein eigener Verstärker mit 600 Watt im Paket mit. In der Summe ein sehr ansprechendes System. Natürlich sind Bluetooth-Verbindung, USB und ein Audioeingang vorhanden. Entertainment hat der CC so auf gutem Niveau zu bieten.

An der Stelle sei noch der Lichtassistent lobend erwähnt. Der ist zwar nicht neu, arbeite aber so sauber, dass er schon bald vergessen wird. Und das ist schließlich das Beste, was sich über einen solchen Assistent sagen lässt. Auch komplexe Situationen, beispielsweise in hügeligem Terrain auf der Autobahn, meistert das System ohne sich Lichthupen von der Gegenfahrbahn einzufangen.

Nachrechnen:

Die Kombination aus dem Volkswagen CC und dem 2.0 TDI unter der Haube kostet mindestens 35 750 Euro. Damit ist der Schönheitsaufpreis zu einer entsprechend ausgestatteten Limousine des Passat noch überschaubar. 4425 Euro ergeben sich aus dem Vergleich mit einem Passat Trendline. Allerdings müsste hier beispielsweise das beim CC serienmäßige adaptive Fahrwerk für 1115 Euro extra bestellt werden. In der Praxis schrumpft der Aufpreis auf einen Betrag, je nach Wunschliste, zwischen 1000 und 2500 Euro zusammen. Für eine solche Schönheitskur kann sich der sehen lassen.

Im Heck finden sich serienmäßig LED-Leuchten, vorne gibt es nur das Tagfahrlicht als LED, dafür aber serienmäßig. Formbedingt schließt die Heckklappe des VW CC enger als beim Passat.
Im Heck finden sich serienmäßig LED-Leuchten, vorne gibt es nur das Tagfahrlicht als LED, dafür aber serienmäßig. Formbedingt schließt die Heckklappe des VW CC enger als beim Passat.

© Markus Mechnich

Aber auch beim CC langt Volkswagen bei den Sonderausstattungen zu und so werden die meisten Fahrzeuge auf einen Neupreis von mehr als 40 000 Euro kommen. Volkswagen selbst bietet ein sehr sinnvolles Professional-Paket mit Navi, Rückfahrkamera, Panoramadach und Parkpilot für 5310 Euro an. Das ist wohl etwa die Schwelle, an der sich der Aufpreis zwischen sinnvoll und Luxus bewegt. Verglichen mit der Konkurrenz ist aber auch das in Ordnung. Weder ein ähnlich ausgestatteter BMW 3er noch ein Audi A4 mit vergleichbaren Inhalten gibt es jenseits der Schallmauer von 40 000 Euro.

Abwägen:

Alles in allem ist der CC ganz ein Volkswagen. Der emotionale Typ ist das Comfort-Coupé des Passat – Oh Entschuldigung, es ist natürlich kein Passat – sicherlich nicht. Vielmehr bietet er solide Technik im Rahmen eines formschönen Automobils, ohne exzentrisch zu werden. Das ist eben die Stärke der Wolfsburger: Wer sich einen Volkswagen CC 2.0 TDI holt, der wird grundsätzlich erst mal keinen Fehler machen.

Zukommend auf die eingangs gestellte Frage, ob der CC wirklich Oberklasse ist, lässt sich feststellen, dass es das Auto durchaus mit BMW und Co. aufnehmen kann. Sowohl preislich als auch von der Qualität her muss er sich nicht verstecken. Höchstens die Materialwahl am Armaturenträger könnte ihm ein kleines Minus einbringen. Das holt er aber mit seinem besseren Nutzwert dann schnell wieder rein. Da ist auch dieser CC ganz Passat, oh Entschuldigung, ist natürlich Volkswagen gemeint.

Was für den Volkswagen CC 2.0 TDI spricht, ist dann am Ende doch das eigenständige Design. Denn das Modell begegnet einem eben doch nicht an jeder Ecke, während man bei Audi, BMW oder Mercedes für ein Stückchen Individualität schon eine Stange Geld in die Hand nehmen muss. Und so schleppt der CC schließlich höchstens noch den Makel mit sich rum, dass Volkswagen eben keine Premiummarke ist. Aber das ist dann höchstens noch ein Argument für berufsmäßige Angeber. Der vernünftige Teil der Kunden wird sich über eine gute Mischung aus Sportlichkeit und Nutzwert freuen. Jenseits der schwierigen Oberklasse kann Volkswagen dann doch der Auto-Elite zeigen, was die Marke kann.

Stärken:

Sparsamer, bewährter Diesel, gute Verarbeitung, ordentlicher Nutzwert

Schwächen:

Materialwahl nicht immer hochwertig, optisch etwas unauffällig, Navi angestaubt

Technische Daten Volkswagen CC 2.0 TDI
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,80 / 1,86 / 1,42 Meter
Leergewicht 1582 Kilogramm
Kofferraumvolumen normal/Rückbank umgelegt 532 / - Liter
Maximale Zuladung 418 Kilogramm
Sitzplätze 4
Motor Commonrail-Diesel mit 4 Zylindern und Abgasturboaufladung
Hubraum 1968 Kubikzentimeter
Getriebe Schaltgetriebe mit sechs Gängen
Leistung (kW/PS) 103 / 140
Drehmoment 320 Newtonmeter zwischen 1750 und 2500 Umdrehungen pro Minute
Beschleunigung 0 - 100 km/h 9,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 214 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 5,8 / 4,0 /4,7 Liter pro 100 Kilometer
Verbrauch im Test 6,4 Liter
Garantie 2 Jahre
Typklassen (KH/VK/TK) 19 / 23 / 26
Preis als Basisfahrzeug 35 750 Euro
Preis des Testwagens ca. 46 000 Euro

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