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Was ist der Gegenwert? BMW-Chef Norbert Reithofer (l.) und der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, Martin Winterkorn, mit ihren "Gelben Engeln".

© dpa

Manipulationsverdacht: Zahlenspiele beim ADAC

Bei der Abstimmung über das Lieblingsauto der Deutschen soll am Ergebnis manipuliert worden sein – der Klub bestreitet das.

Es ist die wichtigste Veranstaltung für Deutschlands größten Autoklub, und in der Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz war alles für eine große Feier gerichtet. Doch mit einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) legte sich ein dunkler Schatten über die Verleihung des "Gelben Engel". So heißt der Preis, den der ADAC seit zehn Jahren in verschiedenen Kategorien für Auto-Modelle, technische Entwicklungen und Persönlichkeiten vergibt. Laut dem "SZ"-Bericht soll bei der Abstimmung in der wichtigsten Kategorie, dem Publikumspreis, an den Zahlen manipuliert worden sein.

Einem internen Papier zufolge, das der Zeitung vorliegt, haben bei der Abstimmung lediglich 3409 Teilnehmer für das „Lieblingsauto der Deutschen“, den VW Golf, gestimmt. Insgesamt sollen es nur 76 000 Stimmen gewesen sein, der Autoklub spricht in seiner Sonderausgabe der Klubzeitschrift „ADAC-Motorwelt“ aber von 290 000 Stimmen. Auf Nachfrage wollte ADAC-Sprecherin Marion-Maxi Hartung diese Zahlen nicht bestätigen. "Wir geben zu dem Preis keine Zahlen bekannt", heißt es aus München.

ADAC-Geschäftsführer tobt auf der Bühne

Für den Anspruch, den "wichtigsten und größten Autopreis" verleihen zu wollen und dafür, dass die fast 19 Millionen Mitglieder zur Wahl aufgerufen wurden, sind diese Zahlen, sollten sie denn stimmen, ein Offenbarungseid. In der Autobranche werden viele Preise verliehen und bei den wenigsten geht es dabei transparent zu.

Welchen Stellenwert die Preisverleihung in der Branche hat, zeigt ein Blick auf die Gästeliste vom Donnerstag: Dort findet sich nahezu die gesamte Vorstandsriege der deutschen Autoindustrie. VW-Chef Martin Winterkorn nahm den Publikumspreis für den VW Golf entgegen, im Publikum saßen unter anderem Wolfgang Porsche, Audi-Chef Rupert Stadler und der Vorstandsvorsitzende von BMW, Norbert Reithofer. Auf der Bühne tobte ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair, nannte den "SZ"-Bericht einen "Skandal für den Journalismus" und "an den Haaren herbeigezogen". Der Chefredakteur der "ADAC-Motorwelt", Michael Ramstetter, schweigt.

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