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Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC: Bei Nacht und Nebel

Die neue Langstrecken-Weltmeisterschaft ist eine harte Belastung für Fahrer und Autos.

Von Sabine Beikler

Mit 20 Jahren stieg Timo Bernhard in den Langstrecken-Motorsport ein. „Damals gab es nur einen Gedanken“, sagt der 32 Jahre alte Rennfahrer, „nämlich über die Distanz zu kommen.“ Inzwischen sind Ausdauerrennen wie die 24 Stunden von Le Mans so hart umkämpft, dass sie  Fahrern und Fahrzeugen in jeder Sekunde alles abverlangen. „Heute musst du so schnell wie möglich über die Runden kommen um das Optimum unter allen Bedingungen rauszuholen“, sagt der Porsche-Werksfahrer. „Bei Sonne, Nebel oder Regen musst du das Auto maximal ausquetschen.“ Das wird der Le-Mans-Sieger von 2010 auch am Sonntag tun, beim Sechs-Stunden-Rennen von Silverstone. Das Rennen bildet den Auftakt der neuen Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC), die in diesem Jahr erst zum zweiten Mal ausgetragen wird.

Bei der Hochgeschwindigkeitsjagd über mehrere Stunden teilen sich mehrere Fahrer ein Auto. Bernhard bildet mit seinen Rennfahr-Kollegen Jörg Bergmeister und Patrick Pilet ein Team. „Nach einer Stunde wechseln wir, manchmal fahren wir länger“, sagt der 37-jährige Bergmeister. „Du musst nicht nur geistig fit sein und konzentriert fahren, sondern auch eine starke körperliche Kondition ist Voraussetzung.“ Tägliches Fitness-Training ist angesichts der Anforderungen Pflicht.

Aber auch die Autos müssen einiges verkraften. „Tausende von Schaltvorgängen muss das Fahrzeug aushalten“, sagt Bergmeister. „Die Dauerhaltbarkeit ist genauso wichtig wie Geschwindigkeit und ein guter Verbrauch.“ Für die Hersteller sind die Langstreckenrennen einerseits eine Art Entwicklungslabor, um Leichtbau, Karosserie, Aerodynamik, Werkstoffe und Motoren zu testen. Andererseits ist die neue WEC mit ihren seriennahen Autos eine gute Möglichkeit, „sich überall auf der Welt und den wichtigsten Absatzmärkten zu präsentieren“, sagt ein Branchenkenner. Während sich große Konzerne von der teuren Formel 1 abwenden, gehen hier weltbekannte Marken wie Audi, Toyota, Aston Martin, Ferrari, Lotus und erstmals auch Porsche an den Start. Die Meisterschaft umfasst dabei acht Rennen. Jeweils sechs Stunden werden in Silverstone, Spa, Sao Paulo, Austin, Fuji, Schanghai und Bahrain gefahren. Höhepunkt des Kalenders ist der 24-Stunden-Klassiker von Le Mans im Juni, der Inbegriff aller Langstreckenrundrennen.

In Le Mans begann auch die Geschichte der WEC. Die WM ist der Nachfahre des Intercontinental Le Mans Cup, der einige Langstreckenrennen zu einer Meisterschaft verband. Was aber fehlte, war ein richtiges Prädikat des Automobil-Weltverbands Fia. Das folgte vor einem Jahr durch die Gründung der WEC, die nun ranggleich mit der Formel 1 und der Rallye-WM eine von nur fünf Automobil-Weltmeisterschaften ist.

In der WEC gehen die Autos in vier verschiedenen Klassen an den Start. Vornweg fahren meist die hochgezüchteten Prototypen, dahinter die eher seriennahen, aber hart umkämpften GT-Klassen. In der Klasse LM GTE Pro starten leicht modifizierte Seriensportwagen wie der neue Porsche 911 RSR. Die Schwaben steigen nach 15 Jahren wieder mit zwei Fahrzeugen und eigenem Werksteam in eine WM ein. Bei der Weltpremiere des RSR vor drei Wochen auf Einladung des Herstellers wurde das Auto in Le Castellet in Südfrankreich getestet. Am Sonntag trifft Porsche dann zum Saisonauftakt auf die Konkurrenten Ferrari und Aston Martin. „Natürlich wollen wir gewinnen“, sagt Bernhard. „Was sonst?“

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