zum Hauptinhalt
Diesel oder nicht? Das ist die Frage bei unserem Test mit dem Toyota Yaris 2013.

© Hersteller

Toyota Yaris als Selbstzünder: Lohnt der Kleine mit dem Diesel?

Unter den Kleinwagen auf dem deutschen Markt ist der Toyota Yaris eine feste Größe. In seiner Klasse ist er das Import-Auto Nummer eins und konnte vergangenes Jahr sogar die mächtigen Franzosen überholen. Nur für den Diesel entscheiden sich wenige Kunden. Warum eigentlich?

Die Deutschen und der Diesel, das ist schon eine echte Liebesgeschichte. Im Januar dieses Jahres erklomm der Diesel-Anteil an Neufahrzeugen ein neues Allzeithoch. 50,2 Prozent der frisch angemeldeten Fahrzeuge sind Selbstzünder, zum ersten Mal mehr als die Hälfte. Zum Vergleich: 1995 lag der Diesel-Anteil noch bei bescheidenen 14,1 Prozent. Woher rührt diese immer stärker entflammende Liebe? Der offensichtlichste Grund liegt auf der Hand, beziehungsweise ist immer noch an der Tankstelle abzulesen. Diesel ist immer noch deutlich günstiger als Benzin. Zwar bleiben von den 18,4 Cent, die Diesel an der Zapfsäule weniger Steuern kostet, lediglich rund 11 Cent übrig. Den Rest streichen Mineralölkonzerne mit Verweis auf die Preise an den Kraftstoffmärkten ein. Im Sommer, wenn der Dieselbedarf aufgrund der Ferien in ganz Europa tatsächlich steigt und die Preise an den Rotterdamer Märkten nach oben schnellen, ist Diesel fast genauso teuer wie Super E10. Aber selbst dieser Preisunterschied macht aufs Jahr gerechnet eine Menge Geld aus.

Kostenvorteil schon bei 10 000 Kilometer im Jahr
Nehmen wir mal unseren Testwagen, den Toyota Yaris 1.4 D im Vergleich mit dem ähnlich starken Yaris 1.33. Ein Bruderduell mit einem 90-PS-Diesel gegen einen 99-PS-Benziner. Für den einzigen Dieselmotor im Angebot beim Yaris entschieden sich letztes Jahr lediglich 6,5 Prozent der Neukunden. Auf dem Papier sieht die Rechnung folgendermaßen aus: Bei 10 000 Kilometer Fahrleistung im Jahr kostet der Kilometer mit dem Benziner 41,2 und mit dem Diesel glatte 41 Cent. Ein Vorteil, aber kaum der Rede wert. Bei 20 000 Kilometer liegt der Unterschied aber bereits bei 1,3 Cent (25,9 zu 27,2 Cent) und bei 30 000 Kilometer liegt er bei 1,9 Cent pro Kilometer (20,6 zu 22,5 Cent). Da Kleinwagen aber selten viele Kilometer herunterreißen sind 20 000 Kilometer im Jahr schon viel. Der Diesel kostet aber in der Anschaffung 1950 Euro mehr. Der Kunde würde bei dieser Fahrleistung erst im siebten Jahr nach dem Kauf Geld gegenüber dem Benziner sparen. Bei Versicherung und Steuer hat der Diesel mittlerweile gegenüber dem Benziner auch einen kleinen Kostenvorteil, aber die vier Euro im Jahr lassen wir aus dieser Rechnung mal raus.

Das Armaturenbrett betont noch das üppige Raumangebot im Innern des Fahrzeugs. Die Bedienung ist recht eingängig bis auf das Radiosystem mit dem optionalen Navi.
Das Armaturenbrett betont noch das üppige Raumangebot im Innern des Fahrzeugs. Die Bedienung ist recht eingängig bis auf das Radiosystem mit dem optionalen Navi.

© Hersteller

Der entscheidende Unterschied ist, dass diese Rechnung mit den Normverbräuchen angestellt wird. Nun ist es aber ein offenes Geheimnis, dass diese Werte mit der Realität nur wenig zu tun haben. Selbst bei vorsichtiger Fahrweise wird bei einem Benziner der Normverbrauch um gut 1,5 Liter übertroffen. Ein Kleinwagen läuft aber viel in der Stadt (Normverbauch 6,8 Liter für den Benziner, 4,8 Liter für den Diesel) und so wird daraus ein durchschnittlicher Praxisverbauch von geschätzten 8,0 Litern auf 100 Kilometern. Der Diesel-Yaris sollte hier mit rund 6,0 Litern auskommen. Aus den 1,3 Litern Verbrauchsunterschied werden so schon bei unserer vorsichtigen Schätzung mindestens zwei Liter an realem Mehrverbrauch an der Zapfsäule. Die oben genannte Zeitspanne von fast sieben Jahren bis zur ersten Ersparnis sinkt so schon deutlich unter fünf Jahre.

Zwei Vergleichsfahrten
Was ist aber, wenn es noch flotter zur Sache geht? Diese Probe haben wir mit dem Toyota Yaris 1.4 D in zwei Teilabschnitten gemacht. Auf der ersten Etappe sind wir die Strecke von Köln nach Berlin auf der Autobahn gefahren. 575 Kilometer fast nur geradeaus, bei Nacht ohne Staus. Der zweite Abschnitt hat uns durch den Berliner Stadtverkehr geführt. Genau 300 Kilometer haben wir ausschließlich in der Stadt zurück gelegt. Das Ziel beider Fahrten ist es herauszufinden, wie hoch der Bleifußzuschlag beim Toyota Yaris Diesel wirklich.

Während der langen Autobahnfahrt bleibt aber zunächst genügend Zeit den Yaris in seiner runderneuerten Form mal näher zu betrachten. Das Attribut Raumwunder, dass bereits dem Vorgänger bestätigt werden musste kann auch dem überarbeiteten Modell, das 2011 auf den Markt kam, bescheinigt werden. Vorne geht es für einen Kleinwagen geradezu üppig zu. Die hinteren Plätze haben wir erst bei den Stadtfahrten ausprobieren können, aber auch hier finden Erwachsene selbst mit Gardemaß ihren bequemen Platz. Leider fallen die Materialien des Armaturenbrett und in der Mittelkonsole nicht sonderlich wertig aus. Hartplastik ist das bestimmende Thema im Innenraum, was bei einem Kleinwagen zwar durchaus akzeptabel, in der Menge, in der Toyota es beim Yaris verbaut, aber dennoch kritikwürdig ist. Etwas umständlich zeigt sich auch die Bedienung des kleinen Navigationssystems. Da wäre noch reichlich Luft nach oben.

Flott unterwegs auf der Autobahn
Wir düsen mit flotten 160 km/h Minimum die A1 hinauf und dann die A2 gen Osten. Es ist 23 Uhr und im Ruhrgebiet ist zwar immer noch Verkehr, aber nichts hindert den Yaris an seinem Vortrieb außer die reichlich vorhandenen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dennoch kommen wir flott voran. Schon eine weitere Stunde später sehen wir die ersten Schilder von Hannover. Die Verbrauchsanzeige des Bordcomputers hat sich nach mehr als der Hälfte der Strecke bei 6,8 Litern eingependelt. Wir werden sehen.

Die 90 PS des 1,4 Liter großen Diesel aus Japan kommen mit den 1060 Kilogramm Leergewicht des Toyota Yaris gut zurecht. Mühelos ziehen die 205 Newtonmeter Drehmoment, die zwischen 1800 und 2800 Umdrehungen anliegen, den kleinen Japaner auf 160 Stundenkilometer hoch. Bis zu den 175 km/h Spitzengeschwindigkeit zieht es sich dann zwar. Aber auch die schafft der Diesel-Yaris und peilt sogar 180 an. Keine Frage, auf der Autobahn überrascht uns der kleine Diesel positiv.

Leichte Antrittsschwäche des Selbstzünders
Wir sind in Berlin angekommen und messen den tatsächlichen Verbrauch. Das Volltanken hat einen Konsum von 7,0 Liter ergeben. Der Expresszuschlag beträgt auf der Autobahn also gegenüber dem von uns angepeilten realen Verbrauch einen Liter. Über den Mehrkonsum des ähnlich starken Benziner können wir an der Stelle zwar nur spekulieren. Aber geschätzt dürfte der bei dem D-Zug-Tempo, mit dem wir nach Berlin gefahren sind, bei mindestens 10 Litern liegen. Das hätte schon bei dieser Fahrt einen Mehrverbrauch von rund 17 Litern ergeben. Alleine hier hätte der Benziner also geschätzte 26 Euro mehr an Geld gekostet.
Ein Kleinwagen ist in der Regel viel im städtischen Raum unterwegs. Der Toyota Yaris bringt mit seinen 3,89 Länge sehr gute Abmessungen mit. Allerdings muss hier den großzügigen Raumverhältnissen im Innenraum Tribut gezollt werden, denn der angegebene Wendekreis von zehn Metern erscheint uns etwas optimistisch. Ansonsten aber zeigt sich der Japaner mit einer guten Rundumsicht. An die Tatsache, dass die Motorhaube von innen nicht zu sehen ist, hat man sich ja schon bei anderen Modellen gewöhnt. Die Anfahrschwäche des Diesel allerdings erstaunen dann schon etwas. Der Yaris kommt zwar flott voran, leistet sich aber beim Start immer ein kleines Loch.

Diesel lohnt sich, zumindest für agile Fahrer
Die 300 Kilometer durch die Stadt dauern bei uns etwa anderthalb Wochen. Verschiedene Fahrer und verschiedene Fahrweisen muss der Diesel-Yaris bei uns aushalten. Alle aber in normalen Berliner Tempo von A nach B in unserer Stadt. Als die Strecke abgespult ist, wir fahren mit 302 auf die Tankstelle, liegt der gemessene Verbrauch erstaunlicherweise bei 7,8 Liter. Und das bei flotter Fahrweise, ohne die Verkehrsregeln zu sehr zu missachten. Wir stellen fest, dass der Selbstzünder in der Stadt seine Stärken auch im städtischen Gebiet ausspielen kann. Der Verbrauch schnellt bei labilem Gasfuß nicht übermäßig nach oben.

Bei flotter Fahrweise armotisiert sich der Diesel-Aufpreis beim Kauf recht schnell. Und in den Fahrleistungen steht der Selbstzünder dem Benziner in kaum etwas nach.
Bei flotter Fahrweise armotisiert sich der Diesel-Aufpreis beim Kauf recht schnell. Und in den Fahrleistungen steht der Selbstzünder dem Benziner in kaum etwas nach.

© Hersteller

Am Ende können wir bei unserem, zugegebenermaßen spekulativen Vergleich nur feststellen, dass auch im zweiten Zyklus von einem Mehrverbrauch des Benziners von mindestens drei Litern ausgegangen werden kann. Das wäre in diesem Fall erneut 13,77 Euro gewesen. Wer also ohnehin nicht als Benzinsparfuchs unterwegs ist und gerne mal etwas flotter fährt, der sollte sich von Mehrpreis eines Diesel nicht abschrecken lassen. Denn mit jeder Füllung bleibt wieder Geld in der Kasse, die bei einem Benziner in den Tank geflossen wäre.

Preis und Ausstattung überzeugen
Am Ende noch ein Wort zu den generellen Kosten des Toyota Yaris. 16 330 Euro kostet der Dreitürer in der Ausstattungsvariante „Cool“. Mit an Bord sind dann schon Funkfernbedienung, Klimaanlage und MP3-Radio. Über diese Konfiguration gehen nicht viel Kunde hinaus, denn für einen Kleinwagen ist das schon recht umfangreich. Und im Vergleich zur Konkurrenz steht der Toyota Yaris mit diesem Angebot richtig gut da. Ein Kia Rio beispielsweise schon in der Grundausstattung 1360 Euro teurer und hat noch keine Klimaanlage an Bord. Zum VW Polo in der Basisausstattung beträgt die Differenz nur 120 Euro, wobei hier für Chancengleichheit bei den Ausstattungsmerkmalen noch einiges investiert werden muss.
Als Fazit kann gesagt werden, dass der Toyota Yaris als Kleinwagen an sich nur wenige Schwächen zeigt. Der Materialmix im Innern könnte besser sein, der etwas schwächliche Antritt nervt leicht. Aber dafür bietet er viel Platz vorne und im Fond. Nur der Kofferraum fällt mit 286 Litern im Normalzustand nicht gerade üppig aus. Daneben kann er mit einem attraktiven Preis und solider Verarbeitung und Technik glänzen. Als Diesel speziell ist er sogar ein richtig sparsames Auto, das, nach unserem Ermessen, sogar seinen Benziner-Bruder im Schatten stehen lässt.

Zur Startseite