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Unbeschreiblich weiblich: Auch Goldelse ist bekanntlich eine Frau. Und die Wagenlenkerin oben auf dem Brandenburger Tor ebenso.

© dpa/Kleinschmidt

Internationaler Frauentag: Wie sieht die typische Berlinerin aus?

Die durchschnittliche Berlinerin - wer ist das eigentlich? Anlässlich des Weltfrauentags haben wir ein paar Zahlen, Daten und Fakten zusammengestellt – ganz subjektiv.

Die durchschnittliche Berlinerin ist 1,65 Meter groß und wiegt 67,2 Kilogramm. Sie heiratet mit 32 Jahren, steht in ihrem Leben 3,2 Jahre in der Küche und träumt ungefähr 105372 Träume. An die meisten kann sie sich nicht mehr erinnern, das liegt an der Hetze morgens.

Sie ist froh, dass sie als Frau auf die Welt gekommen ist. Die Töchter der Berolina, so schreibt schon Walther Kiaulehn (1900–1968) in seinem Berlin-Buch, sind „frisch, praktisch und flott. Von Natur aus neigen sie zu starken, geraden Gefühlen“. Die Berlinerin bewegt sich in jedem Lebensalter frei und ungezwungen, mit Grazie und einem Schuss Koketterie. Noch einmal Kiaulehn: „Der Berlinerin gefällt es, auch Erfolg beim einfachen Mann zu haben. Sie will bemerkt werden, wenn sie auf die Straße tritt.“ Anders als die Hamburgerin wirkt sie nicht wie aus dem Ei gepellt, sondern auf angenehme Weise unperfekt. Doch mehr als ihre äußere Erscheinung sind es Mutterwitz und Schlagfertigkeit, die sie unwiderstehlich machen.

Frauen spielen im Stadtbild keine große Rolle. Die Viktoria auf der Siegessäule, als „Goldelse“ verulkt, und die Nike der Quadriga auf dem Brandenburger Tor sind Ausnahmen. Auch die „Hertha“, die dem Fußballklub den Namen gab, war nur der Name eines Ausflugsdampfers. Die eigentliche Symbolgestalt Berlins aber war die Berolina vom Alexanderplatz. Eine Kupferskulptur mit üppigen und doch anmutigen Formen, die der Berliner Schustertochter Anna Sasse nachempfunden war. Die Berolina stand von 1895 bis 1942 vor dem Warenhaus Tietz und war ein beliebter Treffpunkt für Liebespaare. Die Geste ihres ausgestreckten linken Armes wurde unterschiedlich gedeutet: „Da entlang geht's zum Obdachlosenheim!“ Oder die typische Gemüsefrau kurz vor Feierabend: „Da, nimmt den Rest. Schenk ich dir!“

Die Bezahlung ist 14 Prozent schlechter

Zwei von drei Berlinerinnen arbeiten. Sie verdienen durchschnittlich 2547 Euro, und sie werden im Schnitt immer noch um 14 Prozent schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen, was sie ein Unding finden. Bundesweit sind es sogar 23 Prozent weniger. Die Berlinerin fühlt sich den Männern ebenbürtig, wenn nicht überlegen. Deutlicher als bisher werden Führungspositionen in der Wirtschaft gefordert. Zunehmend machen sich Berliner Frauen selbstständig, unterstützt beispielsweise von der „WeiberWirtschaft“, die seit 25 Jahren Berliner Gründerinnen hilft. Vor allem in Kreativ- und Gesundheitswirtschaft sowie wissensbasierten Dienstleistungen sind Frauen eine treibende Kraft. Die Berlinerinnen können rechnen und wirken unabhängiger als die Frauen anderer Städte und Landschaften. Fragt man sie nach ihren beruflichen Erfahrungen, so werden die mit Spreewasser Getauften wie einst Grethe Weiser munter lächelnd antworten: „Ach, wissen Se, die Männer kommen ja mit ihren Sachen nie zu Rande!“

45 Prozent der Mädchen machen Abitur

Mittlerweile macht fast jedes zweite (45 Prozent) Berliner Mädchen das Abitur. Schon in der Schule ist sie meist den Jungs voraus und lassen sie es auch spüren. An den Berliner Grundschulen sind übrigens 89 Prozent der Lehrer weiblich.

Rose vom Regierenden. Einen Tag vor dem Frauentag hat Michael Müller schon mal Blumen an Passantinnen überreicht.
Rose vom Regierenden. Einen Tag vor dem Frauentag hat Michael Müller schon mal Blumen an Passantinnen überreicht.

© dpa/Wolfgang Kumm

Als Mutter ist die Berlinerin unsentimental und gerecht. Na gut, den Sohn verwöhnt sie doch ein bisschen, aber so, dass die Tochter es nicht merkt. Die merkt es aber natürlich doch, sie ist ja nicht blöd. Mutter und Tochter können einige Jahre lang heftig aneinander geraten. Dann ziehen sich die Herren der Schöpfung lieber diskret zurück, und sobald die Pubertät ausgestanden ist, sind Berliner Tochter und Mutter richtig gute Freundinnen.

Wenn man Kritik an der Berlinerin üben wollte, so könnte man darauf verweisen, dass sie ungeduldig ist. Sie wartet nicht gern. Schlange stehen findet sie unter ihrer Würde (manche denkt noch mit Grausen an die Ostzeiten, mit dem Dederonbeutel). Sie jammert nicht und kann es nicht ausstehen, wenn Männer das tun. Ihr schlimmstes Urteil lautet: „Waschlappen!“ Überhaupt findet sie Männer ziemlich oft „komisch“. Die Berlinerin hat sich in ihrem Leben mit durchschnittlich sieben Männern näher beschäftigt, und dann gab es noch diese etwas unübersichtliche Zeit, in der die Bekanntschaften sehr stark wechselten. Jede Dritte ist schon einmal fremdgegangen, wirklich stolz ist sie darauf nicht. In Versuchung sind aber alle schon gewesen. Wenn ihr Männe fremdginge, wäre das ein Trennungsgrund.

Berlinerin, ganz praktisch

Eigentlich gehört ein Hund an ihre Seite. Katharina Rutschky hat der Berliner Hundeliebe mit dem Buch „Der Stadthund“ 2001 ein Denkmal gesetzt.

Die Berlinerin ist generell praktisch veranlagt. Sie kann hämmern, bohren, dübeln, sägen, und baut Ikea-Schränke in Windeseile auf. Kann sie es nicht, besucht sie mit ihrer Freundin einen „Hammerfrauen“-Workshop des nächsten Baumarktes. Das muss sie auch, denn der durchschnittliche Berliner Mann sitzt abends lieber vor der Glotze als freudig den Kleiderschrank aufzubauen oder die Gardinenstange anzubringen.

Jede fünfte Berlinerin raucht

Wenn es zum Streit kommt, ist Vorsicht geboten. Die Berlinerin nimmt kein Blatt vor den Mund. Alle männlichen Unzulänglichkeiten und Fehlleistungen, die sie lange schweigend hingenommen hat, kommen nun mit Verve zur Sprache. Jede fünfte Berlinerin (18 Prozent) ist regelmäßige Raucherin, und manche ältere Kneipenwirtin hat nach 500000 Zigaretten eine Willy-Brandt- Stimme. Dennoch wird sie im Durchschnitt 83 Jahre alt.

43 Prozent der Berlinerinnen haben Übergewicht, auch wenn sie diese Bemerkung „ausverschämt“ finden. Von den Männern der Stadt haben übrigens 60 Prozent zuviel auf den Rippen. Unlängst hat eine Studie verkündet, dass die Berlinerin 67 Tage ihres Lebens in der Handtasche kramt. „Das ist Quatsch“, sagt die Berlinerin, doch insgeheim weiß sie, dass es stimmt. Sie kann sich auch nicht erklären, wieso nie da ist, wonach sie sucht. Irgendwie ist es ein Sinnbild ihres Lebens.

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