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Grüner Gipfel. Das Deerhurst Resort aus der Luft.

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Gipfelkonferenzen: Der Welt etwas vormachen

Die acht führenden Industrienationen tagen in Huntsville, die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Toronto. Wie hat Kanada die beiden Treffen vorbereitet?

Die Pointe für Barack Obama sitzt. In Gedanken hat Claude Doughty die Situation etliche Male durchgespielt. Wenn der Bürgermeister des Urlauberstädtchens Huntsville – 220 Kilometer nördlich der kanadischen Metropole Toronto in der von 1600 Seen durchzogenen Ferienregion Muskoka – am Freitag neben dem kanadischen Premier Stephen Harper als Vertreter des G-8-Gipfelortes die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrieländer empfängt, will er dem US-Präsidenten sagen: „Sie sind der einzige Mann, für den meine Frau mich verlassen hat.“ Und dann will er erzählen, wie seine Frau zur Amtseinführung nach Washington flog.

Ob der hemdsärmelige Bürgermeister den Präsidenten wirklich trifft, ist noch nicht ausgemacht. Die Sicherheit der Teilnehmer ist das alles entscheidende Kriterium in diesen Tagen, in Huntsville wie auch in Toronto, wo am Wochenende gleich nach dem G-8-Gipfel im Grünen der G-20-Gipfel stattfindet. Dazu werden vor allem in Toronto Proteste globalisierungskritischer Gruppen erwartet. In Huntsville hingegen werden Kritiker kaum eine Chance haben, den Gipfelgästen die Meinung zu sagen. Seit Monaten schon arbeiten Kanadas Sicherheitsbehörden daran, dass niemand den Mächtigen zu nahe tritt. Huntsville ist quasi das Heiligendamm Kanadas: Der Ort lässt sich problemlos komplett abriegeln, vergleichbar mit dem deutschen Seebad, in dem der Gipfel vor drei Jahren stattfand – mit der Außenwelt verbindet Huntsville nur eine von dichten Wäldern gesäumte Straße. Manche Bewohner ärgern sich schon seit Monaten über die Vorbereitungen und ständige Kontrollen durch die Polizei. „Geldverschwendung!“, schimpft Eunice Verrier, die den Village Shop in der Hauptstraße von Huntsville betreibt.

Ähnliches ist aus Toronto zu hören, wo die konservative Regierung neben rund einer Milliarde für die Sicherheit nun auch noch zwei Millionen Dollar für einen künstlichen See ausgegeben hat. Der soll dem Pressezentrum für 3000 Journalisten vermeintlich kanadisches Flair verleihen. Außenminister Lawrence Cannon verteidigte den viel kritisierten „fake lake“: Es sei normal, ausländischen Gästen zu zeigen, „was unser Land zu bieten hat“.

Rustikal präsentiert sich auch die mit Naturbildern und Kanus geschmückte Hotelanlage der G-8-Gäste am See, das Deerhurst Resort. Hotelmanager Joseph Klein hat sich auf jede denkbare Begegnung mit den Mächtigen der Welt vorbereitet. Auch darauf, sie notfalls mit den Grenzen der kanadischen Entspanntheit vertraut zu machen. Zum Beispiel wenn Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi trotz strikten Rauchverbots in öffentlichen Gebäuden im Hotel rauchen will, wie Klein sich schmunzelnd ausmalt: „Dann würde ich seiner Frau sagen, sie soll ihn mit vor die Tür nehmen – welche Frau auch immer er mitbringt.“

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