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Update

Kanada: Ein Toter bei Schießerei während Siegesrede nach Wahl in Quebec

"Die Engländer wachen auf", rief der Schütze. Bei einer Schießerei während der Siegesrede der voraussichtlichen neuen Regierungschefin der französischsprachigen kanadischen Provinz Québec ist ein Mensch getötet und ein weiterer schwer verletzt worden.

Wie die Polizei in der Nacht zum Mittwoch mitteilte, eröffnete ein Mann während der Rede der Vorsitzenden der Parti Québécois, Pauline Marois, in einem Konzertsaal von Montréal das Feuer. Der um die 50 Jahre alte Attentäter konnte kurz darauf festgenommen werden, dabei rief der Mann laut Kameraaufzeichnungen in gebrochenem Französisch „Die Engländer wachen auf“. Laut Polizei versuchte der Mann zudem, den Saal in Brand zu setzen.

Marois selbst blieb unverletzt. Ihre Leibwächter holten sie rasch vom Podium herunter. Später kehrte die 63-Jährige auf das Podium zurück, um ihre Anhänger zu beruhigen und ihre Rede fortzusetzen. Bei der Parlamentswahl zeichnete sich allen Hochrechnungen zufolge ein Wahlsieg der Parti Québécois (PQ) ab. Nach neun Jahren kehren die Befürworter einer Unabhängigkeit der Provinz damit wieder an die Macht zurück, wenngleich möglicherweise als Minderheitsregierung.

Hochrechnungen zufolge kam die Parti Québécois bei der Wahl am Dienstag auf 32 Prozent der Stimmen. Die Liberalen, seit neun Jahren Regierungspartei, folgten mit 31 Prozent der Stimmen. Für die Konservativen stimmten demnach 27 Prozent.

Video: Todesschüsse erschüttern Kanada

Die Separatisten hätten im Parlament demnach 55 Sitze. Die Liberalen kämen auf 49 und die erst zehn Monate zuvor gegründete konservative Koalition für Quebecs Zukunft auf 19 Sitze. Die sozialdemokratisch orientierte Québec solidaire hätte mit 6 Prozent der Stimmen Chancen auf zwei Sitze. Es gab noch 15 weitere Parteien auf dem Stimmzettel, keine von ihnen hatte aber eine Chance auf den Einzug ins Parlament in Montreal.

Fotostrecke: Schüsse bei Siegesrede nach Wahl in Quebec

Seit 2003 regiert dort der Liberale Jean Charest. Doch jüngste Umfragen hatten die Partei des Premierministers nur noch an dritter Position gesehen. An erster Stelle stand zuletzt mal die Parti Québécois, die, wenn schon nicht die Abspaltung, dann doch eine größtmögliche Souveränität vom übrigen, englisch sprechenden Kanada will. Einige Umfragen sahen aber auch die konservative Coalition avenir Québec vorn, die erst im November gegründet worden war. Das machte deutlich, wie dicht die großen Parteien schon in den Umfragen beieinanderlagen.

In Quebec leben etwa acht Millionen Menschen, von denen knapp sechs Millionen wahlberechtigt sind. Die meisten sprechen französisch. Es ist die einzige der zehn Provinzen, in der nicht English die Hauptsprache ist. Die Provinz Quebec ist fast dreimal so groß wie Frankreich. (AFP, dpa)

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