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Update

Istanbul: 36-Jähriger Libyer stirbt nach Anschlagsversuch

Die türkische Polizei erschoss am Mittwoch einen Mann, der mit einer Pump-Gun auf das Gelände des ehemaligen Sultanspalastes Topkapi in der Nähe der Hagia Sophia vorgedrungen war und zwei Menschen verletzt hatte.

Strahlend sonnige Novembertage sind auch in Istanbul nicht allzu häufig, und so nutzten Passanten auf der Straße zwischen der Hagia Sophia und der Außenmauer des Topkapi-Palastes im Herzen der türkischen Metropole das schöne Wetter am Mittwochmorgen zu einem Schwätzchen. Doch ein Passant fiel auf. „Er ging an mir vorbei, er trug eine Pump-Gun und einen Patronengurt“, berichtete ein Istanbuler in der Internetausgabe der Zeitung „Hürriyet“. Zunächst machte er sich noch über den Unbekannten lustig: „Bist du ein Jäger, oder was?“ habe er den Bewaffneten gefragt, sagte der Augenzeuge. Der Mann mit dem Gewehr antwortete „Allah u akbar“ – Gott ist groß und murmelte etwas auf Arabisch. Wenige Sekunden später fielen die ersten Schüsse.

Der ganz in Schwarz gekleidete Mann trug offenbar mehr als nur ein Gewehr. Mindestens noch eine weitere Schusswaffe soll er bei sich gehabt haben, in seinem ebenfalls schwarzen Rucksack habe sich ein ganzes „Waffenlager“ befunden, meldeten türkische Medien. „Als ob er in den Krieg ziehen wollte“, kommentierte „Hürriyet“.

Mit dem Gewehr im Anschlag marschierte der Attentäter auf das Tor in der Außenmauer des Topkapi-Palastes zu und schoss. Ein Soldat und der Mitarbeiter eines privaten Wachdienstes am Haupteingangstor zum früheren Sitz der osmanischen Sultane gingen verletzt zu Boden, der Angreifer lief weiter in den Palastgarten hinein. Unterdessen zog die von Augenzeugen alarmierte Polizei mehrere Hunderschaften am Tatort zusammen, auch ein Polizeihubschrauber wurde angefordert.

Motiv des Täters ist noch unklar

Wenig später waren schwer bewaffnete Polizisten auf der Palastmauer zu sehen, immer wieder fielen Schüsse hinter der Mauer. Zwischendurch machte die Meldung die Runde, der Täter sei gefasst, doch dann ging die Schießerei weiter. Erst nach etwa anderthalb Stunden gab die Polizei bekannt, die Gefahr sei gebannt, der Angreifer tot.

Erste Ermittlungen ergaben, dass es sich bei dem Täter um einen 36-jährigen Libyer handelte, der erst am vergangenen Wochenende in die Türkei eingereist war. Zum Tatort kam der Mann offenbar in einem Auto mit syrischen Kennzeichen. Der Istanbuler Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu sprach von einer Einzeltat ohne politischen Hintergrund, doch Innenminister Idris Naim Sahin wollte sich nicht feslegen. Die „Verbindungen“ des Täters würden untersucht.

Das Motiv des Angreifers blieb deshalb zunächst im Dunkeln. Wollte er gegen die türkischen Sanktionen gegen Syrien protestieren, die kurz vor der Schießerei bekannt gegeben worden waren? Oder hatte die Aktion etwas mit dem Erbe des Osmanischen Reiches zu tun, dessen Zentrum der Topkapi-Palast lange war? Ging es um die islamischen Reliquien wie das Schwert des Propheten Mohammed, die im Palast aufbewahrt werden? Fest stehe, dass es Sinn der Attacke gewesen sei, so viel Schaden wie möglich anzurichten, sagte Innenminister Sahin.

Die schwere Bewaffnung des Täters und der Patronengurt lassen darauf schließen, dass die Tat sorgfältig geplant war und dass der Angreifer nicht nur auf ein oder zwei Menschen schießen wollte, sondern mehr vorhatte. Der Libyer habe „links und rechts um sich geschossen“, sagte Regierungssprecher Arinc.

Istanbul-Touristen kamen durch den Vorfall nicht zu Schaden. Die viel besuchten Palastgebäude von Topkapi mit dem weltberühmten Harem und den Schatzkammern liegen einige hundert Meter weit von der Außenmauer entfernt, an der geschossen wurde, und sind durch eine weitere Mauer geschützt. Dennoch war es offenbar purer Zufall, dass gerade kein Touristenbus vor der Palast-Mauer hielt, um Topkapi-Besucher aussteigen zu lassen.

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