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Diese Kubanerin kann jetzt reisen.

© dapd

Neue Reisefreiheit: Kuba: Ende einer Reise

Kuba blieb auch nach dem Ende des Kalten Krieges, was es war: ein repressives System, das gegen Dissidenten vorging. Doch die neue Reisefreiheit könnte das ändern.

Von Michael Schmidt

Täusche sich niemand über den Charakter dieses Regimes. Ja, seitdem der Máximo Líder Fidel Castro vor sechs Jahren aus gesundheitlichen Gründen ins Glied zurückgetreten ist und seinem jüngeren Bruder (81!) die Regierungsgeschäfte überließ, hat sich manches geändert. Kubaner dürfen mit Handys telefonieren, sie dürfen Computer und Fernseher verkaufen, mit Autos und Häusern frei handeln und in zuvor ausschließlich ausländischen Touristen vorbehaltenen Hotels wohnen; an die Seite der vielen maroden Staatsbetriebe sind einige wenige privatwirtschaftliche Handwerks- und Gastronomieunternehmen getreten; ausländische Geldgeber dürfen in Infrastruktur, Bergbau, Tourismus investieren. Dennoch ist der karibische Insel-Marxismus über all die Jahre geblieben, was er war: ein repressives Regime, das rücksichtslos gegen Dissidenten vorgeht, Oppositionelle schikaniert, Kritik unterdrückt; ein Regime, das den Mangel verwaltet, das nicht erst seit der Finanz- und Wirtschaftskrise mit dem Rücken zur Wand steht.

Trotzdem, oder gerade deswegen, ist der gestrige Tag ein guter Tag für die Kubaner. Die kubanische Regierung gewährt ihren Bürgern Reisefreiheit. Sie benötigen künftig keine Ausreisegenehmigung mehr, keine Einladung aus dem Ausland, nur noch einen Reisepass und ein Einreisevisum des Ziellandes. Reisefreiheit?

Der Begriff weckt Erinnerungen: Der Abbau der Grenzanlagen 1989 markierte den Anfang vom Ende der kommunistischen Regierungen Osteuropas. Das Ende des Kalten Krieges. Was Europa und der Welt als historischer Glücksfall gilt und die Einigung des Kontinents in Frieden und Wohlstand erst möglich machte – den sozialistischen Machthabern in Havanna, die plötzlich nicht mehr eine bessere Zukunft verkörperten, sondern alt und vorgestrig wirkten, wie politische Dinosaurier in einer rasant sich verändernden Welt, denen galt 1989 als warnendes Menetekel.

Freiheit, das war die Lehre, die Fidel Castro für sich aus der Wendezeit zog, Freiheit kann es auf seiner sozialistischen Insel nur geben um den Preis des Untergangs seines Regimes. Man möchte den Kubanern wünschen, dass er recht behält.

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