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Tor ins Halbfinale? Thomas Müller jubelt über seinen Treffer zum 2:0 gegen Juventus Turin.

© Reuters

Nach dem 2:0 gegen Juve: FC Bayern: Die giftige Supermacht

Bayern München zeigt gegen Juventus Turin seine bisher beste Saisonleistung. Zwar fällt Mittelfeldspieler Toni Kroos sechs Wochen aus. Dass sie das kompensieren können, haben sie beim 2:0 gezeigt.

Die Mixedzone der Münchner Fußballarena teilt sich in zwei Wege: Rechts streben die Gästespieler dem Ausgang zu, links die Profis des FC Bayern. Während also rechts nach dem 2:0 der Bayern desillusionierte Turiner zu ihrem Bus schlurften, scherzten links die Münchner mit den Reportern. Nur einer der Bayern, der hatte so miese Laune, dass er eigentlich besser in den rechten Gang gepasst hätte: Die graue Wollmütze tief ins Gesicht gezogen, den Blick starr auf den Boden gerichtet, humpelte der verletzte Toni Kroos auf Krücken schweigend an allen vorbei. Die Münchner hatten ein Spiel hingelegt, das der Münchner Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge als „beste Saisonleistung“ adelte. Und doch hatte der FC Bayern mit Kroos einen großen Verlust zu beklagen.

„Das ist natürlich sehr bitter, weil in den nächsten zwei Monaten viele Entscheidungen fallen“, sagte Trainer Jupp Heynckes. Muskelbündelriss in den Adduktoren, mindestens sechs Wochen Pause, so lautet die Diagnose. „Die Saison ist für ihn wohl beendet“, klagte Rummenigge. In der 14. Minute war Kroos auf den Rasen gesunken, ohne dass ihn ein Turiner berührt hatte. Für Kroos wird künftig der in den vergangenen Wochen wiedererstarkte Arjen Robben auflaufen, Thomas Müller dürfte dafür hinter die Spitzen in die Zentrale wechseln. „Das Gute ist, dass wir einen breiten Kader haben mit sehr guten Spielern, die in die Bresche springen können“, sagte Kapitän Philipp Lahm.

Wie ordentlich diese Kompensation aussieht, durften die Zuschauer schon gegen Juventus beobachten. Erst mit der Einwechslung Robbens erzeugten die Bayern einen Druck, den Juve-Trainer Conte nach dem Spiel als „giftig“ bezeichnete. Die Münchner griffen Turin so weit in deren eigener Hälfte an, dass die als so abgezockt gepriesenen Italiener einen Fehler nach dem anderen fabrizierten. Mittelfeldboss Andrea Pirlo etwa, bei der zurückliegenden Europameisterschaft noch Albtraum von Bundestrainer Joachim Löw, brachte nur 28 von 54 Pässen zu seinen Mitspielern. Bayern sei „eine Supermacht“ und Favorit auf den Titel, sagte Conte. „Bayern hat eine solche Intensität in die Waagschale geworfen, das hatten wir nicht erwartet. Vor allem waren wir auf dieses Tempo nicht für 90 Minuten vorbereitet“, gestand Verteidiger Giorgio Chiellini.

Dem Abwehrspieler von Juventus war bei diesen Aussagen noch der Schrecken ins Gesicht geschrieben, den vor allem Mario Mandzukic in der Turiner Defensivreihe verbreitet hatte. Fast schon auf der gegnerischen Torlinie begann der Kroate, jedem Gegner hinterher zu sprinten. „Überragend“, nannte Verteidiger Daniel van Buyten die Leistung seines Stürmers. „Wenn er 20 Meter vor uns Verteidigern ist und grätscht, da könnte ich ihm einen Kuss geben.“

Auch Trainer Jupp Heynckes nannte diese Giftigkeit seiner Spieler einen Schlüssel zum Erfolg. Nur Franck Ribéry hatte den Arbeitsauftrag in der 83. Minute deutlich missverstanden. Da trat der französische Außendribbler Gegenspieler Arturo Vidal derart wuchtig in die Wade, dass er sich über einen Platzverweis nicht hätte beschweren dürfen. „Ich habe viel abbekommen, aber auch verteilt“, sagte Ribéry dazu. Der Franzose, das wird ihm Heynckes im Lauf der Woche sicherlich mitteilen, sollte sich beim Rückspiel lieber zusammenreißen. Noch einen Ausfall neben Kroos könnten selbst die Bayern nicht mehr ganz so locker wegstecken.

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