zum Hauptinhalt
Update

0:4-Niederlage: Hertha geht auf Schalke unter

Hertha BSC verliert gegen Schalke mit 0:4, doch die Hoffnung auf den Klassenerhalt bleibt weiterhin bestehen, da auch der 1. FC Köln verloren hat. Am letzten Spieltag brauchen die Berliner nun einen Sieg gegen Hoffenheim.

Nach dem Schlusspfiff ging Assistent René Tretschok auf das Feld und tröstete jeden hängenden Kopf. Tränen gab es jedoch nicht nach Herthas 0:4 (0:1) beim FC Schalke 04. Denn Hertha hat durch einen Freiburger Sieg über den Konkurrenten Köln noch die Chance, am letzten Spieltag zu Hause gegen Hoffenheim die Klasse zu halten. Doch das ist mehr als schmeichelhaft. Nach der vor allem in der zweiten Halbzeit blutleeren Vorstellung hätten die Berliner sich eigentlich den Abstieg verdient. Otto Rehhagel hatte in seinem letzten Auswärtsspiel mit Hertha erneut überrascht. Für den zuletzt enttäuschenden Andreas Ottl rückte Ronny vor die Abwehr, in der Roman Hubnik und Christoph Janker rechtzeitig fit geworden waren. Nach drei Minuten nutzte der Bruder von Raffael, dass keiner mit ihm zu rechnen schien. Der Brasilianer lief durch die Schalker Hälfte und zog aus 25 Metern ab. Schalkes Torwart Lars Unnerstall hatte Probleme, lenkte den Ball zur Ecke. Ronny mit seiner Bärenruhe am Ball tat dem Spiel zunächst gut.

Ansonsten tat er, was alle taten: Kein Abstiegskampf ohne Rücksicht auf Fouls und Verluste, sondern brav die Rolle und Raum halten. Die Schalker hatten in der ersten halben Stunde große Probleme damit, dass die Berliner sich starr auf ihr Defensivkonzept beschränkten. Das sah vor, viel zu verschieben und die Räume eng zu halten, bis die Gastgeber einen Fehlpass spielen. Das taten sie oft und Hertha bekam die Gelegenheit zu kontern. Aber was sie daraus machten! Mit Wohlwollen war es dem Nervenkostüm im Angesicht des Abstiegs zuzuschreiben, was Hertha nach vorne bot. Beste Gelegenheiten zum Gegenangriff blieben ungenutzt, weil die Berliner Pässe spielten, die sogar für die Zweite Liga zu schlecht wären. Besonders Nikita Rukavytsya und der müde wirkende Adrian Ramos vernichten allen Offensivfluss im Ansatz. Doch auch die Schalker hatten zunächst Nachmittag erwischt, der so lauwarm war wie das Klima in der halbüberdachten Arena. Nichtmal die 61.673 Fans in der Arena pfiffen, als die Führung der Dortmunder in Kaiserslautern eingeblendet wurde. Ohne die Anspannung der Berliner hätte es etwas von Sommerfußball gehabt: Die einen, die Schalker, wollten nicht so recht, die Gäste konnten nicht. Doch dann fiel den Schalkern doch noch ein Mittel ein: Innenverteidiger Joel Matip ging nun mit nach vorne und wenn er das tat, wurde es gefährlich. So nach einer halben Stunde, als er einen Sololauf im Mittelfeld starrte. Hubnik wollte dazwischengehen, tat sich aber nur weh und sank dahin. Matip legte quer auf Klaas-Jan Huntelaar, der sein 26. Saisontor erzielte.

Die 3500 mitgereisten Berliner Fans konnten aber kurz darauf aufatmen, als Freiburgs Führung gegen den Fernduellanten Köln eingeblendet wurde. Hertha traute sich weiter zu wenig und was sich die Berliner trauten, ging daneben. Am Kämperischsten war noch der Gesperrte Peter Niemeyer, der nach dem Pausenpfiff jeden einzelnen Spieler Mut zusprach. Bei Ramos hätte er sich das sparen können: Er blieb in der Kabine, für ihn kam Pierre-Michel Lasogga. Doch statt vorne durchschlagender zu werden, erhöhten die Berliner ihre Anfälligkeit. Kurz nach der Pause hätten erst Jurado und dann Huntelaar das 2:0 erzielen müssen. Den Berlinern dagegen war nicht das Bemühen abzusprechen, wohl aber die Leidenschaft und das Können. Die einzige Aggressivität kam von Co-Trainer Tretschok an der Seitenlinie. Rehhagel saß so müde da wie seine Mannschaft kickte. Die Berliner Fans verstummten, als Podolskis Ausgleich für Köln wie ein Damoklesschwert am Videowürfel hing und jubelten, als Freiburg wieder in Führung ging. Mehr als einen weiteren Fernschuss von Ronny nach einer Stunde bekam Hertha offensiv nicht zustande. Dabei war Patrick Ebert ins Spiel gekommen, der musste jedoch Rechtsverteidiger spielen, weil Christian Lell sich verletzt hatte. Die Schalker waren direkter und gefährlicher. Fast hätte sich Raúl selbst zum Abschied beschenkt, doch der scheidende Spanier köpfte knapp drüber. Nach 70 Minuten verhinderte Kraft ein gelungenes Abschiedsfest für den 34-Jährigen. Eine Viertelstunde vor Schluss sah die Berliner Innenverteidigung bei einem Schalker Abschlag sehr unfit aus: Huntelaar konnte so für Lewis Holtby vorlegen, der zum 2:0 traf. Schalke blieb gefährlicher, Hertha reagierte nur noch, schlich geschlagen über den Platz, schien auf die Erlösung zuwarten. Lieber ein Ende mit Enttäuschung als Enttäuschungen ohne Ende. Es wurde ein Ende mit Jubel – für die Schalker: Die Stadion dröhnte, als Raúl doch noch zum Abschied von der Arena traf, 3:0. Und noch einmal, als Huntelaar den Ball zum 4:0 in den Winkel grätschte. Nur im Berliner Gästeblock wurde es ganz still.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false