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Das geht auf meine Kappe. Britta Steffen konnte auch ihre letzte Chance auf eine Medaille nicht nutzen. Die Deutschen Schwimmer fahren erfolglos heim.

© dpa

Schwimmen: Abschiede, triumphal und traurig

Beim letzten Auftritt schwimmt Michael Phelps mit der Staffel zu Gold, und wird trotz unvermeidbaren Dopingvorwürfen euphorisch gefeiert. Britta Steffen geht wieder leer aus.

Wuchtig schob sich der Brustkorb aus dem Wasser, gewaltige Armzüge zogen diesen Körper vorwärts, das Wasser spritzte, als Kopf und Oberkörper wieder verschwanden, um Sekundenbruchteile später wieder die Wasseroberfläche zu durchbrechen. Und das alles begleitet von frenetischem Jubel und dem Kreischen, wie es Teenager vollführen, wenn sie einen Popstar sehen. Michael Phelps, der ästhetisch beste, der technisch beste, der erfolgreichste Schwimmer der Geschichte gab gerade seine Abschiedsvorstellung.

100 Meter lang pflügte er im Schmetterlingstil durchs Wasser, als Nummer drei der US-Lagenstaffel, und ein letztes Mal demonstrierte er seine Dynamik. Als er vom Block sprang, hatte er fast einen Meter Rückstand auf den Japaner Takeshi Matsuda. Als er anschlug, vor hunderten Millionen Zuschauern in aller Welt, da hatte er einen halben Meter Vorsprung.

Dass Adrian Nathan den Sieg der USA als Schlussschwimmer sicherstellte, war nur noch eine Formalie. Die USA gewannen in 3:29,35 Minuten vor Japan (3:31,26). Die deutsche Staffel belegte Platz sechs (3:33,06).

Aber die Bühne gehört in diesem Moment einem Mann. Michael Phelps aus Baltimore, dem Mann, der in dieser Sekunde seine 18. olympische Goldmedaille gewonnen hatte. Zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen kommen noch dazu.

Er war nie frei von Dopinggerüchten, seine gewaltigen Leistungen gaben stets Anlass zum Misstrauen, aber in diesem Moment interessierte das niemanden im Aquatic Center. Hier verabschiedeten sie einen Athleten, den es mit dieser Dominanz möglicherweise viele Jahre nicht geben wird.

Die Olympia-Hingucker 2012

Rund eine Stunde zuvor hatte Britta Steffen in der Mixedzone der Schwimmhalle gestanden. Ihre Haare waren wieder verklebt, aber diesmal waren sie unter einer roten Kapuze versteckt. Britta Steffen lächelte, aber diesmal wirkte das Lächeln nicht so künstlich, dass es leicht als Show zu erkennen war.

Dieses Lächeln passte durchaus zur Situation. Die 28-jährige Doppel-Olympiasiegerin von 2008 hatte gerade um sieben Hundertstelsekunden eine Bronzemedaille verpasst. Über 50 Meter Freistil, der Strecke, auf die sie 2008 eine ihrer beiden Goldmedaillen gewonnen hatte, schlug sie nach 24,46 Sekunden an. Marleen Veldhuis, die Niederländerin, benötigte nur 24,39 Sekunden. Bronze. Die Goldmedaille holte sich wie erwartet die Niederländerin Ranomi Kromowidjojo (24,05).

Britta Steffen hatte keinen besonders guten Start, aber sie kämpfte, sie versuchte alles, um ihren Traum von wenigstens einer Medaille zu erfüllen. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich die Zeit nicht stört, aber es hat nicht sollen sein.“

Das ist die pragmatische Sicht, eine Sicht, bei der ihre Gelassenheit nicht mehr so aufgesetzt wirkt wie nach ihrem Halbfinal-Aus über 100 Meter Freistil.

Britta Steffen hat jetzt diese Olympischen Spiele überstanden, so muss man es wohl sehen. Denn sie fühlte sich „erschlagen“ von den Reaktionen, die sie mit ihren lockeren Auftritten ausgelöst hatte. Für die Berlinerin Steffen stellen diese Olympischen Spiele auch eine Zäsur dar.

Noch hat sie nicht über ihre Zukunft entschieden, aber wenn sie weitermachen wird, dann mit großer Wahrscheinlichkeit als Spezialistin über 50 Meter Freistil. „Wenn ich weiter 100 Meter schwimmen würde, müsste ich über meine Grenzen hinaus trainieren.“

Und wenn sie weitermachen sollte, dann hätte sie gerne weiter Norbert Warnatzsch als Trainer. „Aber bei dieser Entscheidung habe ich nichts mitzureden, nach den Zeiten von London sowieso nicht.“

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