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Barcelona. 1999. Einer der schlimmsten Abende der Bayern-Geschichte. In der Nachspielzeit schoss Manchester United zwei Tore, gewann damit das Finale der Champions League mit 2:1. Der Norweger Ole Gunnar Solskjaer traf zum Siegtor und wurde damit zum Helden in Old Trafford.

© Imago

Bayern gegen Manchester United: Eine neue Ära des großen Duells

Seit 1999 ist Manchester United gegen Bayern München eines der größten Duelle im europäischen Klubfußball. Im diesjährigen Viertelfinale der Champions League ist das Duell jedoch nur ein Treffen zwischen David und Goliath.

Im Old Trafford singt man immer noch das Lied: "Wer hat den Ball ins deutsche Netz gestoßen? Ole Gunnar Solskjaer!" Es klingt zwar besser im englischen Originaltext, doch es erklärt einigermaßen die Wichtigkeit dieses Duells zwischen zwei der besten Spitzenklubs in Europa. Für die Engländer zumindest ging es mit dem Siegtor von Solskjaer in Barcelona um viel mehr als nur die Fertigstellung ihres Triples im Jahre 1999. Es ging um nichts weniger als die Rivalität zwischen England und Deutschland. United hatte damals nicht nur Bayern, sondern auch seinen Erzfeind geschlagen.

Längst ist es nicht mehr so bei dieser Partie, die Rivalität zwischen United und Bayern hat die Zeit aber irgendwie überdauert. Nur sechs Mal trafen die beiden Mannschaften seit dem Finale 1999 aufeinander, und jede dieser Begegnungen in den letzten fünfzehn Jahren einte ein besonderes Gefühl. Sei es 2001, als die Bayern ihre Rache für die bittere Final-Niederlage im Viertelfinale genießen konnten oder 2010, als Arjen Robben die Münchner mit seinem Anschlusstreffer noch eine Runde weiter schoss. Es war immer ein besonderes Fußballspiel.

Schließlich basieren diese zwei Vereine auf ähnlichen Grundsteinen. Reichtum und ständiger Erfolg durch Tradition und Ruhm. United ist der FC Bayern der Insel. Und umgekehrt. Auch in den Perioden, als weder Bayern noch United an der Spitze Europas war, galt es als Duell der gefallenen Giganten. Immer konnte der eine dem anderen Paroli bieten, der jeweiligen Krise zum Trotz.

Das wird im April zum ersten Mal seit 1999 anders sein. Denn während der FC Bayern in den letzten Jahren seine Dominanz konsolidiert und ausgebaut hat, ist United unhaltbar in die andere Richtung gefallen. Die Probleme des neuen Trainers David Moyes sind bekannt, aber auch vor seiner Ankunft hatten die Red Devils in Europa an Ausstrahlung verloren. In den letzten zwei Jahren schied der englische Rekordmeister im Achtelfinale und in der Gruppenphase der Champions League aus.

Wie die Engländer sagen, muss United zurück zum Viereck Nummer Eins. Sie müssen neu anfangen. Das braucht aber Zeit, und inzwischen ist die Mannschaft von Moyes offenbar keine, die als große Herausforderung für die Bayern gilt. Anders als 1999, 2001, 2002 und 2010 wird dieses Viertelfinale also kein Treffen der Giganten oder zumindest der schlafenden Riesen, sondern eine unbalancierte Paarung mit einem klaren Favoriten und einem klaren Außenseiter.

In England waren die Reaktionen auf die Auslosung eher pessimistisch. Die "Mail" beschrieb das Los als einen "Albtraum", während der "Mirror" fragte: "Wäre es nicht besser gewesen, mit Kampfgeist im Achtelfinale auszuscheiden als von Bayern zerstört zu werden?" Zwar hat United kaum eine Chance. Ihr Mittelfeld ist in dieser Saison berüchtigt schwach, und es braucht keinen Hellseher, um vorherzusagen, dass sie im Zentrum völlig überrollt werden. Allerdings bleibt durch die Romantik und die Resonanz dieses Duells ein bisschen Hoffnung. Der Geist von Ole Gunnar Solskjaer ist noch da, wie der "Guardian" bemerkte: "Denkt mal an 1999. Man weiß ja nie".

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