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Gemeinsam stark. Dean Furman (l.) ist der einzige Weiße in Südafrikas Team, das das Viertelfinale beim Afrika-Cup erreicht hat.

© AFP

Südafrikas Fußballer: Alte Vorurteile, neu belebt

Südafrika diskutiert über den weißen Fußball-Nationalspieler Dean Furman. Dabei war die Mannschaft am erfolgreichsten, als 1996 alle drei Hautfarben im Team nahezu gleichberechtigt vertreten waren.

Das Fußballfieber ist nach Südafrika zurückgekehrt. Endlich, möchte man sagen. Seit Sonntagabend, als sich das Team der Gastgeber in einem Thriller für das Viertelfinale des Afrika-Cups qualifizierte, ist die Afrikameisterschaft offenbar erst so richtig im Land am Kap angekommen. Als Siyabonga Sangweni von den Orlando Pirates wenige Minuten vor Schluss in der Partie gegen Marokko der erlösende 2:2-Ausgleichstreffer für den Turnier-Gastgeber gelang und er seine Mannschaft damit ins Viertelfinale führte, war vor allem in Soweto der Teufel los. Tausende rannten feiernd auf die Straßen der riesigen Township-Ansammlung.

In den vergangenen Jahren haben Südafrikas Fußballer ihre Fans oft bitter enttäuscht. Bafana Bafana scheiterte in der Qualifikation zu den Afrika-Cups 2010 und 2012 und schied bei der Heim-WM 2010 schon in der Vorrunde aus. Der Einzug in die K.-o.-Runde ist für die meisten Anhänger deshalb eine große Überraschung. Dass die Mannschaft so weit gekommen ist, wird vielerorts nun an einem Spieler aus Englands dritter Liga festgemacht: Dean Furman.

Der einzige Weiße im 23-Mann-Kader von Coach Gordon Igesund ging als Jugendlicher von Südafrika nach England. Er spielte in der Jugend von Chelsea, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Nach einer kleinen Odyssee mit vielen Wechseln landete er vor zwei Jahren bei Drittligist Oldham City. Ins Startteam Südafrikas rutschte er nach dem schwachen Start der Gastgeber gegen die Kapverden (0:0), schon im zweiten Spiel gegen Angola (2:0) setzte ihn Igesund als Mittelfeld-Abräumer ein. Und Furman lieferte das, was dem Team auf dieser Position lange gefehlt hatte: taktische Disziplin, Präsenz im Zweikampf und schnörkellose Pässe . „Er hat genau das gemacht, was ich von ihm verlangt hatte“, lobte Trainer Igesund den 24-Jährigen nach der Partie. Gegen Marokko war Furman wieder dabei.

Die Sportseiten der Zeitungen sind seither voll von Geschichten über den Drittligaspieler aus England, vielerorts ist die in Südafrika nach wie vor rasch aufflammende Hautfarbendebatte neu entbrannt, alte Vorurteile werden neu belebt. Das Team brauche mehr Weiße wegen ihrer Disziplin, ist eine Meinung. Weiße seien zu langsam und zu untalentiert, sagen die anderen. „Coloureds“ mit gemischter Abstammung könnten sich nicht durchsetzen, sagen die Dritten.

Dabei besteht das Hauptproblem viel eher darin, dass Fußball in Südafrika von der Jugend an fast ausschließlich den Schwarzen vorbehalten ist, die allermeisten Weißen schicken ihre Kinder eher zum Cricket und Rugby.

Bei der ganzen Diskussion wird rasch vergessen, dass der letzte große Erfolg von Bafana Bafana, der Sieg beim Afrika-Cup 1996 im eigenen Land, mit einem Team geschafft wurde, in dem alle drei Hautfarben nahezu gleichberechtigt vertreten waren. Weiße Fußballer wie Neil Tovey, Mark Fish oder Keeper Hans Vonk genießen noch heute Kultstatus in Südafrika. Spieler wie Benni McCarthy, Quinton Fortune und Shaun Bartlett widerlegen alle Vorurteile gegenüber den Coloureds. Aus deren Lager kommt im Übrigen auch der aktuell eigentlich von allen als bester südafrikanischer Fußballer identifizierte Steven Pienaar. Der hat sich allerdings schon seit langem zugunsten seiner Klubkarriere in Everton von der südafrikanischen Nationalmannschaft verabschiedet.

Die starken Auftritte des Drittligaspielers Dean Furman könnten nun dafür sorgen, dass viele der bestehenden Vorurteile zumindest überdacht und neu diskutiert werden. Insofern könnte sich der Afrika-Cup 2013 noch als ein ganz wichtiges Eckdatum für Südafrikas Fußballentwicklung erweisen.

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