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Streit ums Vereinslied: Schalke sagt Allahu Akbar

Streng gläubige Muslime protestieren, weil sie den Propheten Mohammed durch das Vereinslied des FC Schalke 04 verunglimpft sehen. Helmut Schümann erklärt, warum das Ganze ein Missverständnis ist und die Schalker Mohammed mit dem Lied von 1924 eigentlich hochleben lassen.

Wann und wo der Fußball entstanden ist, ist nicht hundertprozentig gesichert. Ein Spiel, bei dem ein Ball mit dem Fuß getreten wurde, ist schon aus dem 2. Jahrtausend vor Christus aus China überliefert. Es ist aber eher fraglich ob der Prophet Mohammed, der mit allem Respekt und vollem Namen Mohammed ibn ’Abd Allah ibn ’Abd al-Muttalib ibn Haschim ibn ’Abd Manaf al-Quraschi heißt, davon Kenntnis erlangt hat. Zwar sieht und weiß der Prophet alles, aber ob nun in Peking ein Sack Reis umfällt oder irgendwo in der Zhou-Dynastie Ts’uh-chüh („ts’uh“ = mit dem Fuß stoßen, „chüh“ = Ball) gespielt wurde, dürfte ihm egal gewesen sein. Der Prophet lebte von 570 bis 632. Der Fußball, so wie wir ihn kennen und er auch auf Schalke versucht wird, wurde 1848 von Studenten der Universität zu Cambridge entwickelt.

Mit großer Wahrscheinlichkeit also hat Hans J. König recht. Der unvergessene König hat 1924 die Liedzeilen gedichtet: Mohammed war ein Prophet/ der vom Fußballspielen nichts versteht/ doch aus all der schönen Farbenpracht/ hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht. Nun, 85 Jahre und unzählbare Gesangsanlässe später, haben diese Zeilen strenggläubige Muslime auf den Plan gerufen, also sozusagen spontan, die mit Protestbotschaften und Drohungen gegen die vermeintliche Verunglimpfung des Propheten reagieren.

Ein Missverständnis. Denn der Text von Hans J. König ist die dritte Strophe des Vereinsliedes von Schalke 04 Blau und Weiß, wie lieb ich dich. Da in dem Lied Mohammed als der Schöpfer des Blauen und Weißen benannt wird kann es nur als Danksagung an den Propheten und dessen Preisung interpretiert werden. Allahu Akbar, übersetzt in Königsblau.

Es ist aber nicht anzunehmen, dass Mohammed, lebte er heute noch, irgendetwas mit Schalke zu tun haben würde. Die Farbe des Islam ist grün. Grün wird im deutschen Fußball von Werder Bremen vertreten. Mohammed wäre demnach Fan von Werder, es ist gewiss auch kein Zufall, dass einer seiner bekanntesten Anhänger, Murat Kurnaz, in Bremen geboren wurde. Eines der berühmtesten Lieder über Werder Bremen geht so: „Was ist grün und stinkt nach Fisch? Werder Breeeemen!“ Nicht auszudenken, was in diesem Lande los wäre, wenn die Islamforschung eine engere Beziehung Mohammeds zu Werder nachweisen würde. Aber das ist schon historisch nicht möglich. Und außerdem steht in der Bibel geschrieben: „Jesus stand im Tor von Nazareth und seine Jünger standen Abseits.“

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